Ukraine Unübersichtliche Lage im Morgengrauen

Kiew · An mehreren Orten in der Ukraine wird offenbar heftig gekämpft. Doch ob Russland dabei weiter vordringt, ist schwer zu sagen. Auch die Möglichkeit von Gesprächen steht nun im Raum.

 Ein beleuchtetes Fenster eines Wohnhauses in Kiew, dessen Beleuchtung aus Sicherheitsgründen ausgeschaltet ist.

Ein beleuchtetes Fenster eines Wohnhauses in Kiew, dessen Beleuchtung aus Sicherheitsgründen ausgeschaltet ist.

Foto: dpa/Efrem Lukatsky

 Nach dem Beginn eines russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist die Lage am frühen Samstagmorgen unklar. Noch am Freitagabend hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verkündet, er sehe die entscheidenden Stunden im Kampf um die Hauptstadt Kiew gekommen. In mehreren Teilen der Stadt waren über Nacht Explosionen zu hören. Doch was genau passierte, liegt im Dunkeln.

Das ukrainische Militär meldete den Abschuss eines russischen Transportflugzeugs mit Fallschirmjägern nahe der Stadt Wassylkiw südlich von Kiew. Dort gibt es einen Militärflughafen. Bei den heftigen Kämpfen seien ukrainische Soldaten getötet und verletzt worden, sagte die Bürgermeisterin der Kleinstadt, Natalija Balassynowytsch, in der Nacht zu Samstag ukrainischen Medien. Es seien viele russische Fallschirmjäger gelandet. „Wir haben Verluste. Wir haben viele Verletzte. Es sind leider 200“, sagte sie. Der Luftwaffenstützpunkt liegt etwa 40 Kilometer vom Kiewer Zentrum entfernt.

Aus US-Kreisen wurde der Abschuss einer zweiten Maschine bei Bila Zerkwa ebenfalls im Süden der Hauptstadt bestätigt. Das russische Militär kommentierte die Zwischenfälle zunächst nicht. Wie viele Soldaten an Bord waren, blieb unklar.

  Erobert haben sollen die Russen unter anderem Melitopol im Süden. Doch wie viel Territorium bereits in russischer Hand war, blieb unklar. Die US-Regierung schätzt aber, dass die Militäroffensive bisher nicht so schnell vorangekommen ist wie von Moskau erhofft. Russische Truppen seien auf großen Widerstand gestoßen und dadurch aufgehalten worden, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Allerdings könne sich die Lage auch rasch wieder ändern.

Trotz der heftigen Gefechte gab es auch Kontakt über mögliche Gespräche. Westliche Beobachter fürchten aber, dass es eher ein Versuch des Kremls ist, Zugeständnisse von der Ukraine zu erpressen, als ein echtes Angebot zum Dialog. Ein Sprecher Selenskyjs betonte, dass die Ukraine bereit sei, über eine Waffenruhe und Frieden zu sprechen. Das russische Außenministerium erklärte hingegen, Kiew habe die Kommunikation unterbrochen. Am Samstag solle es einen neuen Anlauf geben.

In Russland gab es erneut Proteste gegen den Krieg in Dutzenden Städten. Dabei nahmen die russischen Behörden Hunderte Demonstranten fest.

Im UN-Sicherheitsrat stimmten am Freitag elf der 15 Mitglieder für eine Resolution, in der Russland aufgefordert wurde, seinen Angriff auf die Ukraine zu stoppen und seine Truppen zurückzuziehen. Russland legte sein Veto ein, über das es als eines von fünf ständigen Mitgliedern im mächtigsten UN-Gremium verfügt, China, Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate enthielten sich der Stimme. Es gab also keine allumfassende Ablehnung für das russische Vorgehen in der Ukraine. Dass China nicht auch ein Veto einlegte, wurde von westlichen Diplomaten zumindest als Erfolg gewertet. Allerdings musste der Text dafür vor der Abstimmung noch einmal abgeschwächt werden.

Die Europäische Union, die USA und Großbritannien kündigten direkte Sanktionen gegen Putin und seinen Außenminister Sergej Lawrow an. Jegliche Vermögen in den betroffenen Ländern sollen dadurch eingefroren werden.

(peng/dpa)
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