Anonymer Gastbeitrag in „New York Times“ Trump fordert Nennung des Autoren und schaltet Justizminister ein

Washington · Ein Regierungsmitarbeiter schreibt einen Zeitungsbeitrag über Widerstand gegen den US-Präsidenten in den eigenen Reihen. Trump verlangt nun von der „New York Times“, sofort die Identität des Autors bekannt zu geben - im Namen der nationale Sicherheit.

Nach der Veröffentlichung des Meinungsbeitrags eines anonymen Regierungsmitarbeiters in der „New York Times“ fordert US-Präsident Donald Trump seinen Justizminister Jeff Sessions zum Handeln auf. Sessions solle die Identität des Autors ermitteln, sagte Trump am Freitag an Bord der Air Force One. Er sei der Ansicht, dass der Beitrag eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit sei.

Auf die Frage nach möglichen rechtlichen Schritten, die er gegen die Zeitung ergreifen wolle, sagte Trump: „Wir werden sehen. Ich schaue mir das gerade an.“ Es sei eine Schande, dass die „Times“ solch ein Stück veröffentlicht habe.

Zuvor hatte der US-Präsident bereits die umgehende Veröffentlichung des Autorennamens gefordert. „Um der nationalen Sicherheit willen sollte die „New York Times“ seinen Namen sofort veröffentlichen“, sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt in Billings im US-Bundesstaat Montana. Der anonyme Autor hatte von systematischem „Widerstand“ gegen den Präsidenten in dessen eigener Regierung berichtet.

Trump nannte den Autor einen „Feigling“ und fügte hinzu: „Der sogenannte Widerstand ist wütend, weil ihre furchtbaren Ideen vom amerikanischen Volk zurückgewiesen worden sind, und es treibt sie in den Wahnsinn.“ Bei dem Gastbeitrag in der „scheiternden“ „New York Times“ handele es sich um den jüngsten Akt dieses Widerstandes. Nicht-gewählte Funktionäre, die sich den Wählern widersetzten, um ihre eigenen geheimen Pläne voranzutreiben, seien „wahrlich eine Bedrohung für die Demokratie an sich“. Anschließend forderte Trump die Journalisten auf, in der Sache zu recherchieren: "Das wäre ein guter Exklusivbericht!"

Auch First Lady Melania Trump verurteilte am Donnerstag die Entscheidung der "New York Times", den Artikel zu veröffentlichen und warf dem anonymen Autor vor, das Land zu "sabotieren". "An den Autor des Leitartikels: Sie schützen dieses Land nicht, Sie sabotieren es mit Ihrem eigenen feigen Verhalten", erklärte Melania Trump.

Der Urheber des am Mittwoch veröffentlichten Gastbeitrags hatte dagegen eher Trump als Gefahr für die Demokratie porträtiert. Der anonyme Bericht hatte die US-Regierung in Aufruhr versetzt, die Suche nach dem Autor des explosiven Textes läuft. In dem Gastbeitrag heißt es, hochrangige Regierungsmitarbeiter vereitelten bewusst die Umsetzung von Plänen Trumps, um Schaden vom Land abzuwenden.

Die „Washington Post“ berichtete am Donnerstag, die Verunsicherung im Weißen Haus nach der Veröffentlichung sei enorm. Dort werde der Text auf bestimmte Sprachmuster untersucht, um dem Urheber auf die Spur zu kommen. US-Außenminister Mike Pompeo und Vize-Präsident Mike Pence wiesen öffentlich weit von sich, etwas mit dem Text zu tun zu haben. Eine ganze Reihe weiterer Kabinettsmitglieder ließen ebenfalls über ihre Sprecher erklären, dass sie nicht Urheber des Beitrages seien.

(ubg/mba/dpa/AFP)
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