Friedensnobelpreis für Liu Xiaobo Chinas Gesicht im Kampf für Menschenrechte

Oslo/Peking (RPO). Wenn es um das Recht auf Meinungsfreiheit ging, war er immer vorn mit dabei. So ist Liu Xiabao ein prominentes Gesicht der Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens, die in einem blutigen Massaker endeten. Dafür kam er ins Gefängnis. Und auch heute sitzt er wieder hinter Gittern.

Das ist Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo
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Das ist Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo

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Das Komitee hatte eine umstrittene Entscheidung angekündigt. Doch die Verleihung des Friedensnobelpreises an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo setzt ein Zeichen im Kampf für die Menschenrechte. Denn der 54-jährige Liu steht wie kein anderer für das Recht auf Meinungsfreiheit in China.

Man wolle den chinesischen Behörden mitteilen, dass Liu den Preis erhalte und sie bitten, es an ihn weiterzuleiten. Doch die Regierung in Peking wird nicht gerade erfreut sein über die Ehrung des Dissidenten. Denn er steht wie kein Zweiter für die Wunden des chinesischen Volkes.

Nur zweieinhalb Stunden dauerte die Anhörung im Dezember des vergangenen Jahres, die für Liu Xiaobo schwerwiegende Folgen hatte. Trotz internationaler Proteste wurde der chinesische Friedenskämpfer wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren verurteilt. Auch sein Antrag auf Revision hatte keine Chance.

Haft und Straflager

Liu gilt als einer der prominentesten Vertreter der Studentenproteste auf dem Platz des himmlischen Friedens vor 20 Jahren. In der Nacht zum 4. Juni 1989 war es er, der gemeinsam mit anderen Intellektuellen versuchte, die Sicherheitskräfte zu beschwichtigen. Doch es half nichts: Die Demokratiebewegung auf dem Tiananmen-Platz wurde blutig niedergeschlagen, Dutzende Menschen starben.

Auch Liu musste für den Protest büßen, kam das erste Mal ins Gefängnis. Ohne Prozess saß er anderthalb Jahre in Haft. Wegen seiner Rolle bei den Protesten war der Doktor der chinesischen Literatur auch von der Lehrtätigkeit ausgeschlossen worden. Liu wurde daraufhin ein Führungsmitglied der chinesischen Sektion des Schriftstellerverbandes Pen.

Doch Liu kämpfte weiter. Er forderte die Freilassung der Demonstranten und widersprach der chinesischen Regierung, dass es sich dabei um einen konterrevolutionären Aufstand gehandelt habe. Dafür musste er drei Jahre ins Straflager. Er sollte von 1996 bis 1999 durch Arbeit "umerzogen" werden.

Mitverfasser der Charta 08

Nun sitzt Liu Xiaobo abermals in Haft. Denn er hatte ein sozial- und regierungskritisches Manifest mitverfasst, dass die Zustände der Menschenrechte in China anprangert. Die Charta 08 wurde zunächst von 300 Intellektuellen unterzeichnet, später schlossen sich tausende an.

Und genau dafür bekommt er nun die weltweit angesehene Ehrung. Denn kein anderer habe sich so lange und beharrlich für den Kampf um die Menschenrechte eingesetzt, hieß es zur Begründung.

(das/top)
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