Länder im Vergleich Wie viel Trinkgeld ist im Urlaub angemessen?

Düsseldorf · Die einen werten es als Beleidigung, für die anderen hängt die Existenz davon ab: Wenn es um Trinkgelder geht, gibt es weltweit sehr große Unterschiede. Wir zeigen, wo Urlauber mit hohen Preisen rechnen müssen und wo sie beinahe zum Nulltarif davonkommen.

 In den USA leben die Kellner vom Trinkgeld, daher fällt der Tip deutlich höher aus als in Deutschland.

In den USA leben die Kellner vom Trinkgeld, daher fällt der Tip deutlich höher aus als in Deutschland.

Foto: dpa/Benno Schwinghammer

Wenn der Service in Ordnung war, dann gibt es hier in Deutschland üblicherweise ein kleines Trinkgeld für den Kellner, Taxifahrer, Friseur oder andere Dienstleister. Dabei wird sich an den empfohlenen zehn Prozent orientiert. War der Service schlecht, gibt es weniger, hat er überzeugt, geht es durchaus über die zehn Prozent hinaus. Aufrunden ist eigentlich obligatorisch.

In anderen Ländern sind Trinkgelder ebenfalls ein Thema. Und obwohl die Sache mit dem Tip an vielen Orten der Welt ähnlich gehandhabt wird wie in Deutschland, gibt es wiederum auch Staaten, die es völlig anders machen. So können Sie die Menschen in Japan mit ihrem Trinkgeld sogar verärgern, während Sie in den USA wiederum schon mit den deutschen zehn Prozent böse Blicke ernten. Dort ist ein deutlich höherer Obolus üblich. Ein Überblick über alles, was das Trinkgeld-Ranking weltweit so hergibt.

Spanien

Die Spanier sehen die Sache mit dem Trinkgeld grundsätzlich sehr ähnlich wie die Deutschen. Etwa zehn bis 15 Prozent Trinkgeld sind üblich. Aber einen wichtigen Unterschied gibt es doch: Den „Tip“ mit Kleingeld zu bezahlen, gilt als besonders unhöflich und man läuft Gefahr, den Kellner dadurch zu beleidigen. Am besten wird das Trinkgeld also einfach aufgerundet, sodass der Kellner einem nur das zurückgibt, was man zurückerhalten möchte.

Japan

In Japan ist es völlig irrelevant, wie man gedenkt, das Trinkgeld zu bezahlen: Es gibt keine Trinkgeld-Tradition und der Obolus wird als äußerst unhöflich gewertet. Der Gedanke dahinter ist ehrenwert: Die Japaner verstehen Freundlichkeit und einen guten Service nicht als ein Mittel der Wahl, für sie gilt das als selbstverständlich. Daher wird das Trinkgeld als unangemessen betrachtet und nicht gerne gesehen. Wer dem Kellner eine Freude bereiten möchte, kann das sogar besser mit einem kleinen Geschenk, statt mit Barem, tun.

Schweiz

Die Schweizer positionieren sich ziemlich deutlich: Seit 1974 gilt im Schweizer Gastgewerbe die Regel „Service inbegriffen“, die fünfzehn Prozent Trinkgeld in die Rechnung einkalkuliert, welche automatisch in die Gehälter der Servicekräfte einfließen. Theoretisch wäre das Trinkgeld damit abgegolten, aber es ist allgemein üblich, noch etwas draufzulegen. Üblich sind etwa zehn Prozent.

Südafrika

In Südafrika werden üblicherweise Trinkgelder zwischen zehn und fünfzehn Prozent bezahlt. In einigen Restaurants liegen der Rechnung sogar Trinkgeld-Empfehlungen bei, die sich aufteilen in „Minimum“ (etwa fünf südafrikanische Rand), „okay“ (zehn Rand) und „großzügig“ (15-20 Rand). Zu viel gefordert ist das bei Weitem nicht. Denn zum Vergleich: 15 südafrikanische Rand entsprechen in Deutschland etwa 90 Cent.

Kirgisistan

In Kirgisistan gibt es im Prinzip keine Trinkgeld-Kultur, was am niedrigen Durchschnittseinkommen der Bevölkerung liegt. Durch den Tourismus hat man sich allerdings an die kleine Aufmerksamkeit gewöhnt und weiß sie auch zu schätzen. Allerdings ist das Trinkgeld hier nicht an konkrete Vorstellungen geknüpft und wird auch bei kleineren Beträgen noch als freundliche Geste verstanden.

USA

Die Vereinigten Staaten verstehen keinen Spaß, wenn es ums Trinkgeld geht. Und das ist auch verständlich, denn das Service-Personal verdient häufig nur einen geringen Dollar-Betrag pro Stunde und kalkuliert den Tip fix ins Gehalt mit ein. In einigen Fällen ist das Trinkgeld auf der Rechnung bereits enthalten und das kann gut mal die 20 Prozent übersteigen. In anderen Fällen sind auf der Rechnung bereits Trinkgeld-Beträge vorgerechnet: 15 Prozent, 20 Prozent, 25 Prozent. Da wird erst der Betrag für das Essen entrichtet und in der zweiten Zahlrunde der Tip einkassiert. In den USA ist es allerdings völlig üblich, auch gelegentlich mehr als 25 Prozent zu bezahlen - da macht man sich mit 15 Prozent dann doch eher unsympathisch.

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Foto: dpa-tmn/Verena Wolff

Libanon

Im Libanon ist das Trinkgeld (“Bachschisch“) ebenfalls verbreitet. Dort ist eine Bedienungspauschale in Hotels und Restaurants zwar häufig in der Rechnung enthalten, es ist aber empfehlenswert, noch ein zusätzliches Trinkgeld von fünf bis zehn Prozent direkt an das Personal zu geben.

China

Die Chinesen werten das Trinkgeld nicht nur als Beleidigung, vielen Service-Mitarbeitern wird es sogar offiziell verboten, ein Trinkgeld anzunehmen. Also bringen Sie hier lieber niemanden in die Bredouille.

Frankreich

Während wir es in Deutschland so handhaben, dass der Kellner das Trinkgeld gleich zusammen mit der Rechnung abkassiert, trotzen unsere französischen Nachbarn dieser Gewohnheit mal wieder mit ein wenig mehr Laissez-faire. Dort wird erst die Rechnung abkassiert, in die häufig bereits ein kleiner Service-Betrag einkalkuliert wurde. Anschließend verschwindet der Kellner und "le pourboire", so nennen die Franzosen das Trinkgeld, wird einfach auf dem Tisch liegen gelassen. Üblich sind hier zehn bis fünfzehn Prozent.

Bulgarien

In Bulgarien ist es wiederum besonders wichtig, dass Sie an das Trinkgeld denken. Die Arbeitgeber setzen den Tip häufig voraus und halten das Einkommen extra niedrig. Hier darf es also durchaus mal über die zehn Prozent hinausgehen.

Kenia

In Kenia verfährt man in Sachen Trinkgeld völlig unterschiedlich: In kenianischen Restaurants etwa ist ein Trinkgeld in Höhe von zehn Prozent üblich, in Taxis wird kein Trinkgeld entrichtet, weil der Fixbetrag vorher fest ausgehandelt wird, im Hotel wird der „Tip“ einfach in einen Topf vorne am Tresen geworfen. Wo allerdings viel Wert auf ein gutes Trinkgeld gelegt wird: bei den Safaris. Kenia hat besonders viele Safari-Touristen und hierbei sollten Sie 500-1000 kenianische Schilling an den Guide abgeben. 1000 Schilling entsprechen in etwa acht Euro.

Finnland

Finnland ist eines der wenigen europäischen Länder, in dem ein Trinkgeld eher ungewöhnlich ist. Für die Finnen ist mit dem Zahlen der Rechnung alles abgegolten. Allerdings wird es im Vergleich zu China oder Japan nicht als Beleidigung empfunden, ein Trinkgeld zu geben, um den Service zu würdigen. Hier haben Sie also freie Bahn.

(hf)
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