Fachkongress zum Umgang mit dem Tod Sarg von Colani kostet 18.000 Mark

Berlin (AP). Erstmals hat ein international bekannter Designer seine kreative Tätigkeit in den Dienst der Bestattungsindustrie gestellt. Luigi Colani hat einen Sarg sowie eine Urne entworfen, die auf der "Eternity 2000", einem Fachkongress zum Umgang mit Tod und Trauer, am Mittwoch und Donnerstag in Berlin präsentiert werden.

Berthold Schönhoff von der Herstellerfirma Josef Uphoff in Wesel erklärte am Montag in Berlin, Colani sei Ende letzten Jahres gefragt worden und sofort einverstanden gewesen. Die Umsetzung sei aber nicht einfach gewesen. "Colani legt großen Wert auf seine Rundungen und lässt sich auch von kaufmännischen Erwägungen nicht davon abbringen", sagte Schönhoff. Das Grundmodell in Mahagoni oder Ahorn natur und glänzend lackiert kostet 7.000 Mark. Die Luxusversion aus Mahagoni beläuft sich auf fast 13.000 Mark. Extras wie 24-Karat-vergoldete Griffstangen schlagen mit weiteren 2.500 Mark zu Buche. Das Spitzenmodell liegt bei knapp 18.000 Mark. Die Colani-Urne kostet nur 840 Mark.

36 Aussteller aus sechs Ländern zeigen an zwei Tagen auf dem Berliner Messegelände unter dem Funkturm alles, was mit Trauer und Tod zu tun hat, vom Friedhofsbedarf über Särge bis hin zu Transportfahrzeugen. Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Vielzahl von Vorträgen und Diskussionsrunden. Rolf Peter Lange, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Bestattungsunternehmen, sagte, dass der Trend bei Beerdigungen immer mehr zur Individualisierung gehe. Als Hauptgrund dafür sieht er den zunehmenden Einfluss fremder Sitten, nicht zuletzt wegen der neun Millionen in Deutschland lebenden Ausländer.

Öko-Faltsarg aus Pappe kommt nicht an

Lange erwartet, dass der Zwang zur Beisetzung auf dem Friedhof in ein bis zwei Jahren im Rahmen einer einheitlichen EU-Regelung fällt. Er verwies auf eine Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach, wonach 21 Prozent der Befragten die Asche ihrer Verstorbenen gerne auf dem eigenen Grundstück oder in der Natur verstreuen lassen würden. Das sei in Holland, England, aber auch in der Schweiz längst erlaubt. Lediglich auf Grund einer Ausnahmegenehmigung habe der holländische Entertainer Rudi Carrell die Urne mit der Asche seiner Frau auf seinem Grundstück bei Bremen bestatten dürfen: Auf seinem Anwesen habe es nämlich früher einmal einen Friedhof gegeben. Feuerbestattungen nehmen laut Lange weiter zu und erreichen in einigen Großstädten, aber auch in den neuen Bundesländern einen Anteil von 98 Prozent. Lange erklärte diesen Trend mit der veränderten Einstellung zum Körper. Viele hielten eine Feuerbestattung für hygienischer.

Zu den Neuheiten zähle unter anderem die Weltraumbestattung, erklärte Wolfgang Averbeck, Vorsitzender des Verbandes Dienstleistender Thanatologen. Der Preis liegt laut Averbeck bei 15.000 Mark. Dafür werden allerdings nur sieben Gramm der Asche ins Weltall befördert, der Rest kommt auf den Friedhof. Erstmals gezeigt wird auf der Berliner Ausstellung die "Peace Box" des Würzburgers Norbert Papke. Sein patentierter ökologischer Faltsarg aus Wellpappe stieß laut Pressemitteilung in der Branche allerdings auf wenig Gegenliebe. Eine wachsende Bedeutung komme der Musik zu, erklärte Averbeck. Auch hier mache sich ein Trend zur Individualisierung bemerkbar. Nicht mehr Orgelmusik sei gefragt, sondern Titel wie "Time to Say Goodbye", "Candle in the Wind" oder "My Way". An fünfter Stelle liege aber immer noch das "Ave Maria".

(RPO Archiv)
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