Gute Chancen Regierung arbeitet an Freilassung von Marc Wallert

Berlin (dpa). Nach der Heimkehr von Werner Wallert aus der Geiselhaft auf der süd-philippinischen Insel Jolo will die Bundesregierung nun alle Energien auf die Befreiung des Sohnes Marc Wallert konzentrieren. Es müsse alles getan werden, um ihn und die anderen Entführungsopfer frei zu bekommen, sagte Bundesaußenminister Joschka Fischer am Mittwoch vor dem Kabinett. Im Falle einer Freilassung erwägt Fischer offenbar, Marc Wallert aus Libyen persönlich abzuholen.

Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Christoph Zöpel (SPD), rechnet mit einer schnellen Freilassung von Marc Wallert. Sein Besuch in Libyen, um Vater Werner Wallert abzuholen, sei dazu genutzt worden, weitere Gespräche mit den Unterhändlern zu führen, betonte Zöpel am Mittwoch im Deutschlandfunk. Er gehe davon aus, dass diese schnell wieder auf die Insel Jolo zurückkehrten. Auch habe er keinen Grund, an der Wirksamkeit der bisher von Libyen eingesetzten Methoden zu zweifeln.

Nach Angaben eines Sprechers des Auswärtigen Amtes werden derzeit drei Deutsche als Geiseln im Ausland festgehalten. "Der eine ist Marc Wallert, der andere ein Mann, der in Kolumbien festgehalten wird", sagte der Sprecher Andraes Michaelis. Über die dritte Person wollte er keine Angaben machen. "Die Familie hat uns um absolute Vertraulichkeit gebeten." Keine Auskunft gab es auch auf Fragen nach den Geldern, die die libysche Regierung für die Geiseln gezahlt haben soll und deren Verwendung. "In dieser Frage sind wir nicht unterrichtet", sagte Michaelis.

Die Freilassung von Werner Wallert und den anderen fünf westlichen Geiseln bezeichnete Fischer nach Angaben aus Regierungskreisen als "wichtigen Teilerfolg". Dies sei eine Bestätigung des geduldigen aber beharrlichen Vorgehens der Bundesregierung gewesen. Er habe auch Libyens Rolle bei den Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln lobend erwähnt. Der Außenminister und Zöpel hatten ausführlich über weitere Bemühungen und die aktuelle Lage berichtet. Fischer vertrat im Kabinett den abwesenden Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Zöpel rechtfertigte die libysche Hilfe bei den Verhandlungen über die Geiselfreilassung. Der Weg sei richtig gewesen, weil man Vermittler mit moslemischem Hintergrund gebraucht hätte. Das Netz internationaler Diplomatie habe auf der Insel Jolo versagt. Auch die Einschaltung christlicher Kirchen sei nicht möglich gewesen.

(RPO Archiv)
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