Corona-Pandemie Intensivmediziner verlangen Lockdown in den Niederlanden

Den Haag · Innerhalb von zehn Tagen droht in den Niederlanden die Triage, mahnt der Berufsverband. Es gebe nur einen Ausweg und der müsse auch unpopuläre Maßnahmen einschließen: einen Lockdown und Schulschließungen.

 Ein niederländischer Krankenwagen bringt einen Covid-19-Patienten von Rotterdam ins Universitätsklinikum Bochum (Symbolfoto).

Ein niederländischer Krankenwagen bringt einen Covid-19-Patienten von Rotterdam ins Universitätsklinikum Bochum (Symbolfoto).

Foto: dpa/Roland Weihrauch

In den Niederlanden fordern Intensivmediziner deutlich härtere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Notwendig sei ein Lockdown, der auch Schulschließungen umfasse, erklärte der Vorsitzende der Vereinigung der niederländischen Intensivmediziner, Diederik Gommers, am Mittwoch. Die Regierung machte das Abstandhalten zu den Mitmenschen wieder zur Pflicht, hat aber Schließungen von Schulen abgelehnt. Die Zahl der Neuinfektionen steigt unterdessen weiter an.

Gommers erklärte vor einem Parlamentsausschuss, die Krankenhäuser des Landes würden innerhalb von zehn Tagen mit Corona-Patienten derart überlastet sein, dass eine Triage notwendig werde. Die Ärzte auf den Intensivstationen müssten dann entscheiden, welche schwer kranken Patienten noch angemessen behandelt werden könnten. Derzeit werden in den niederländischen Kliniken etwa 500 Corona-Patienten intensivmedizinisch versorgt. Platz ist für insgesamt 1066 Intensiv-Patienten, wie die Behörden erklärten. Gammers zufolge könnte die Zahl der Betten auf etwa 1200 bis 1250 aufgestockt werden.

Im Moment würden täglich rund 50 Corona-Patienten auf eine Intensivstation verlegt, sagte der Mediziner. Das Ziel der Regierung von 1350 Intensiv-Betten sei jedoch nicht erreichbar, weil es an Pflegepersonal mangele, das entweder selbst erkrankt sei oder wegen positiv getesteter Kinder zu Hause bleiben müsse. Er sagte, die einzige Möglichkeit, den Druck auf die Intensivstationen zu verringern, bestehe darin, die Zahl der Einweisungen sehr schnell zu senken. „Und der schnellste Weg, die Zahl der Einweisungen zu reduzieren, sind harte Maßnahmen, und ich denke, das bedeutet eine strikte Schließung.“ Das müsse auch die Schulen betreffen, denn sonst könnten keine Infektionen verhindert werden.

Die Daten aus den Niederlanden zeigen, dass Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren in den vergangenen sieben Tagen die höchsten Infektionsraten aufwiesen. Für diese Altersgruppe gibt es in Europa noch keinen zugelassenen Impfstoff.

Seit dem 13. November gilt in den Niederlanden ein Teil-Lockdown. Bars, Restaurants und Supermärkte müssen um 20.00 Uhr schließen, alle anderen Geschäfte um 18.00 Uhr. Außerdem wurden die Menschen aufgefordert, nach Möglichkeit aus dem Homeoffice zu arbeiten. Seit Mittwoch gilt zudem wieder die Pflicht für alle Erwachsenen, 1,50 Meter Abstand zu den Mitmenschen zu halten, die nicht Teil der eigenen Familie sind.

(mba/AP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort