Intensivstationen in Duisburg „Das Personal arbeitet jenseits definierbarer Belastungsgrenzen“

Duisburg · Mehr als 100 Patienten werden derzeit in den Duisburger Kliniken mit einer Corona-Infektion behandelt. Manche Häuser verschieben wieder Eingriffe, Pfleger arbeiten erneut am Limit. Wie lange geht das noch gut?

 Eine Mitarbeiterin auf der Intensivstation im Johanniter-Krankenhaus beobachtet die Monitore in einem Patientenzimmer.

Eine Mitarbeiterin auf der Intensivstation im Johanniter-Krankenhaus beobachtet die Monitore in einem Patientenzimmer.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Christoph Reichwein (CREI)

Die vierte Corona-Welle ist in der Stadt in vollem Gange. Nicht nur die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Duisburg wieder über 200, auch die Zahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen der Krankenhäusern ist in den vergangenen Tagen gestiegen. Stand Mittwochabend werden in Duisburg insgesamt 109 Covid-Patienten stationär behandelt, 24 davon auf der Intensivstation. Drohen also bald wieder Zustände wie im vergangenen Winter, als die Krankenhäuser nah an der Überlastungsgrenze waren? Damals wurden zu Hochzeiten mehr als 40 Corona-Patienten auf Duisburger Intensivstationen behandelt. Wir haben in vier Duisburger Kliniken nachgefragt, wie schlimm die Lage ist.

Die Situation in den Sana-Kliniken Duisburg sei „auf einem hohen Niveau stabil“, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Daher sei entschieden worden, alle „elektiven“, also nicht dringend notwendigen, Operationen vorübergehend zu pausieren. Das soll laut Klinikleitung zu einer Entlastung beitragen. Stand Dienstag lagen dort fünf Covid-Patienten auf der Intensivstation. Zuletzt gab es in dem Krankenhaus einen größeren Ausbruch, mehr als 50 Patienten hatten sich Mitte November angesteckt. Schwerpunkt war die Geriatrie, eine Station, in der meist ältere Patienten ab 65 Jahren behandelt werden.

Einen teilweisen Operations-Stopp hat die Helios-Gruppe hingegen bislang noch nicht veranlasst. „Aktuell ist die Situation noch beherrschbar und es mussten bisher keine elektiven Eingriffe oder Behandlungen verschoben werden“, teilt eine Sprecherin mit. Helios betreibt in Duisburg Kliniken an drei Standorten in Hamborn, Huckingen und Homberg. Dort wurden nach eigenen Angaben am Dienstag 30 Covid-Patienten ambulant behandelt, acht von ihnen auf der Intensivstation. 46 Patienten benötigten zu diesem Zeitpunkt wegen anderer Erkrankungen intensivmedizinische Betreuung.

Eine Helios-Sprecherin erklärt, dass der Konzern sein Krankenhaus- und Belegungsmanagement immer wieder kurzfristig gemäß der Vorgaben des RKI und des NRW-Gesundheitsministeriums anpasse. So sei etwa erst in der vergangenen Woche die 2G-Regel für Klinikbesucher eingeführt worden.

 Impfen, Boostern, Testen: Am Hauptbahnhof gab es am Mittwoch wieder lange Schlangen.

Impfen, Boostern, Testen: Am Hauptbahnhof gab es am Mittwoch wieder lange Schlangen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Im Evangelischen Klinikum Niederrhein ändert sich die Zahl der Intensivpatienten auf der Corona-Station fast stündlich, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Man nehme deshalb davon Abstand, Zahlen zu veröffentlichen. „Die Belegung auf den Intensivstationen in unseren Häusern in Duisburg mit an Covid erkrankten Patientinnen und Patienten noch moderat“, heißt es. Die Kapazitätsgrenzen auf den Intensivstationen seien noch nicht ausgeschöpft. „Jedoch ist das pflegerische und ärztliche Personal seit Langem jenseits definierbarer Belastungsgrenzen“, so die Sprecherin.

In Rheinhausen im Johanniter-Krankenhaus sieht die Lage derweil ähnlich aus. In der Intensivmedizinische Klinik sind derzeit 14 von 15 Betten belegt, zwei davon mit Corona-Patienten. „Unsere Baustruktur ist dafür geschaffen, dass wir für die Intensiv-Covid-Patienten einen separaten isolierten Intensivtrakt von zwei bis vier Plätzen vorhalten können“, sagt der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und interdisziplinäre Intensivmedizin, Dr. Karlheinz Lüdtke. Bislang habe man planbare Operationen noch nicht absagen müssen.

Lüdtke betont indes: „In den vorherigen Monaten und insbesondere im Verlauf der zweiten und dritten Coronawelle hat sich bedauerlicherweise gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger trotz gesundheitlicher Beschwerden und auch Schmerzen, den Gang zum Arzt wegen Corona vermieden haben.“ Einige Patienten kamen deshalb in einem fortgeschrittenen Zustand in die Klinik. 

Unterdessen haben sich am Mittwoch erneut wieder viele Menschen in Duisburg impfen lassen. Am Impfzelt am Hauptbahnhof bildete sich am Mittag eine lange Schlange.

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