Düsseldorf Kunst gegen Obdachlosigkeit

Düsseldorf · Künstler Gerhard Richter spendet 18 Werke für die Wohnungslosen-Hilfe. Der Verkaufserlös soll in die Anschubfinanzierung für 100 Wohnungen fließen. Sozialminister Laumann stellte das Projekt vor.

Die Landesregierung schlägt ungewöhnliche Wege im Kampf gegen die Obdachlosigkeit ein. Der weltberühmte Maler und Fotograf Gerhard Richter hat 18 Werke gestiftet, deren Verkaufserlös in die Anschubfinanzierung für 100 Wohnungen speziell für Obdachlose fließen soll. "Obdachlosigkeit ist das schlimmste Armutsmerkmal nach Hunger", sagte Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) gestern bei der Vorstellung des Projektes.

Träger der Aktion sind der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW und die Düsseldorfer Obdachlosenhilfe "fiftyfifty". Die Obdachlosenhilfe war auch Adressat der Richter-Spende. Laumann steuert aus dem Topf des Landes-Aktionsprogrammes "Hilfen in Wohnungsnotfällen" 424.000 Euro bei.

Bei den Werken handelt es sich um sechs Fotografien im Format 90 mal 90 Zentimeter, die Gerhard Richter von seinen Ölgemälden "Cage 1-6" aufgenommen hat (Werkverzeichnis-Nummern 897/1-6). Die sechs Motive erschienen in einer Auflage von je fünf Exemplaren und wurden von Richter durchgehend nummeriert. Zwei Sets wurden bereits zugunsten von anderen "fiftyfifty"-Projekten verkauft. Die drei übrigen können in der Düsseldorfer Fiftyfifty-Galerie (www.fiftyfifty-galerie, Adresse: Jägerstraße 15) erworben werden.

Ein sechsteiliges Set soll komplett 420.000 Euro kosten, für 70.000 Euro pro Exemplar sind die Bilder aber auch einzeln zu haben. Die Wohnungen sollen überall im Land verteilt entstehen. Neu an dem Vorhaben sei, dass Wohnungslose "direkt von der Straße" mit Wohnraum und einem eigenen Mietvertrag versorgt werden könnten, sagte "fiftyfifty"-Sozialarbeiterin Julia von Lindern. Begleitende Hilfen sollen sicherstellen, dass die Betroffenen ihren Alltag in den Wohnungen auch organisieren können. "Menschen, die länger auf der Straße waren, müssen sich erst mal wieder an eine Wohnung gewöhnen", sagte Laumann. Genau deshalb sei es für Obdachlose besonders schwer, überhaupt eine Wohnung zu finden. Und damit beginnt der Teufelskreis: Wer keine Wohnadresse angeben kann, findet keinen Job, wer keinen Job hat, findet keine Wohnung.

Laut Sozialministerium sind in NRW rund 25.000 Menschen als wohnungslos gemeldet, 2000 davon in Düsseldorf. Ungefähr 1000 leben laut Ministerium dauerhaft auf der Straße, 150 davon in Düsseldorf.

(tor)
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