Tatort "Borowski und der stille Gast" Grandioser Bösewicht darf wieder kommen

Kiel · Normalerweise sitzt beim "Tatort" der Mörder um 21.43 Uhr hinter Gittern, damit der Zuschauer beruhigt ist und sich beim anschließenden Talk mit Günther Jauch neuerlich beunruhigen lassen kann. Fehlt ja sonst was. Gestern Abend war vieles anders.

"Tatort: "Borowski und der stille Gast"
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Lars Eidinger machte den "Borowski und der stille Gast" zu einem besonderen Krimi. Der gebürtige Berliner spielte einen "Fremdwohner" und Stalker, der kleinen Kindern zwar Süßigkeiten schenkt, Frauen aber leider umbringt. Hilflosigkeit und Aggressivität, Gewissen und Gewissenlosigkeit, Zärtlichkeit und Brutalität - Eidinger (gibt sonst den "Hamlet" in Berlin) verlieh seiner Figur mit minimalistischen Gesten und Blicken eine beängstigende Glaubwürdigkeit.

Auch andere Szenen des Krimis waren sehenswert. Axel Milberg alias Borowski, in seiner Rolle selbst eine einsame Seele, lieferte einen sehenswerten Wutausbruch ab, als sich sein fremdgehender Chef mal wieder bei ihm einquartierte. Die Rolle der Sarah Brandt wird dankenswerterweise weiter ausgebaut, auch wenn Sibel Kekilli dringend einen Crashkurs "Glaubwürdiges Joggen in TV-Filmen" benötigt.

Ganz neu war die Idee des Kieler Krimis übrigens nicht. "Tatort"-Fans erinnern sich: August Zirner verkörperte bereits im Jahr 2002 im Münchener Fall "Der Fremdwohner" einen Stalker, dem sein schauriges Treiben zum Verhängnis wurde. Auch Zirner spielte einen Postboten, der sich Nachschlüssel anfertigte und zeitweise richtig nett schien. "Der Fremdwohner" war übrigens einer der besten Fälle von Leitmayer und Batic überhaupt.

Aber zurück zum Kieler Fall. Wenn man hier etwas kritisieren will, dann vielleicht das Ende. Das große Finale auf dem Acker wirkte etwas dick aufgetragen. Man könnte auch sagen: albern. Dem Mörder gelang eine ungewöhnliche Flucht, die den Eindruck erweckte, dass den Autoren in letzter Minute eine Idee kam: Der Mörder muss entkommen, damit Lars Eidinger wiederkommen darf.

Weil man sich auf diese Fortsetzung freuen darf, verzeiht der Zuschauer gerne einige Albernheiten. Wer bis dahin nicht warten will: Eidinger ist derzeit im Film "Was bleibt" an der Seite von Corinna Harfouch im Kino zu sehen.

(csi)
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