Berlin Gartenzwerg-Idylle der alten Welt

Berlin · Oskar Roehlers "Quellen des Lebens" lassen fast keinen kalt. Die ARD zeigt den Film mit Staraufgebot.

Als Oskar Roehler drei Jahre alt war, verließ die Mutter die Familie. Retter des Jungen wurden die Großeltern. Lavinia Wilson spielt im Film die herzlose Mutter. Moritz Bleibtreu verkörpert als Vater gekonnt einen Niedergang: vom Sympathieträger zum selbstgerechten Ekelpaket. Roehler, der im Film Robert heißt, erzählt in "Quellen des Lebens" seine eigene Geschichte. Es ist ein Spielfilm über drei Jahrzehnte Bonner Republik, ein in weiten Teilen gelungenes Gesellschafts- und Generationenporträt einer untergegangenen Welt. Im Kino floppte vor eineinhalb Jahren eine Version des Films, sie zog nur etwa 90 000 Besucher an. Jetzt könnten den subjektiven Geschichtsunterricht, der auf Roehlers autobiografischem Roman "Herkunft" beruht, ein paar mehr Menschen zu sehen bekommen.

Die ARD zeigt das Epos in fast dreistündiger, eigens geschnittener Fernsehfassung. "Ich habe die Gelegenheit sehr gerne genutzt, für die Fernsehfassung einen eigenen Rhythmus zu finden und dadurch die gesellschaftliche Entwicklung im westdeutschen Nachkriegsdeutschland anhand meiner - zugegebenermaßen nicht ganz durchschnittlichen - Familie in epochaler Breite entfalten zu können", sagt Roehler. Zu sehen sind viele prominente Gesichter des deutschen Filmgeschäfts, darunter Jürgen Vogel und Meret Becker als provinzielles Großelternpaar mit Gartenzwergfabrik. Thomas Heinze gibt einen konservativen Großbürger und Margarita Broich, die bald als neue Frankfurter "Tatort"-Kommissarin Millionen begeistern soll, übertrifft alle als reiche Trinkerin und Oma der Hauptfigur.

Das Gute an dem Film: Er verzichtet darauf, historische "Tagesschau"-Momente einzubetten. Roe-hler zeigt vielmehr ein Personen-Panorama in Stadt und Land: in Franken sowie in West-Berlin geht es um einen Russlandheimkehrer und Alt-Nazi, Trümmerfrauen, Trinker, Kommunistenhasser und 68er-Revoluzzer, scheiternde Künstler und versagende Eltern. Der Film zeige "ein Westdeutschland, das es so nicht mehr gibt", sagt Roehler. Es sei ihm darum gegangen, Anekdoten zu erzählen. "Ich wollte ein reichhaltiges Kaleidoskop an Eindrücken schaffen."

"Quellen des Lebens, Sa., ARD, 20.15 Uhr

(dpa)
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