„Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon“ Boris Becker als Spielfilm-Held bei RTL

Berlin · Der RTL-Film „Der Rebell“ über Boris Beckers Wimbledonsiege 1985 und 1986 nimmt die Zuschauer mit auf eine Zeitreise – und lässt den damaligen Trainer Günther Bosch in Erinnerungen schwelgen: Wie war das damals mit Boris – und warum scheiterte die Beziehung am Ende?

 Schauspieler Bruno Alexander spielt Tennis-Star Boris Becker (hier 1987) im Film „Der Rebell“.

Schauspieler Bruno Alexander spielt Tennis-Star Boris Becker (hier 1987) im Film „Der Rebell“.

Foto: dpa/Eilmes

Fast jeder kennt diese Tennis-Szene: Der 17-jährige Rotschopf aus Leimen schlägt auf - und wirft im nächsten Moment den Kopf in den Nacken, reißt die Hände hoch, macht Trippelschritte und strahlt sich in die Herzen der Deutschen. Am Donnerstagabend (20.15 Uhr) wird dieser Moment als Spielfilm-Version zu sehen sein – frei nach dem Motto: Wenn Thomas Gottschalk wieder auf die „Wetten, dass..?“-Couch einlädt und ABBA ein Comeback feiert, dann kann auch Boris Becker noch einmal mit 17 Wimbledon gewinnen. RTL leistet mit dem Spielfilm „Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon“ einen Beitrag zur Retro-Offensive – mit dem Tennismärchen, das 1985 eine ganze Nation nachhaltig entzündete.

Bruno Alexander („Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“) spielt den aufbrausenden Boris Becker auf seinem Weg zum jüngsten Wimbledon-Sieger aller Zeiten. Er sieht die Rolle laut RTL-Interview als „Herausforderung und Bürde“ zugleich. Er wolle jene, die Becker eher aus Schlagzeilen kennen, einladen: den Menschen zu entdecken.

Der Film, der auch Originalaufnahmen enthält, ist nicht nur eine bildlich opulente Reise zurück in eine vermeintlich schöne, leichte Zeit. Er erzählt auch die Geschichte einer besonderen Beziehung zwischen Trainer und Schützling unter erschwerten Bedingungen.

Trainer Günther Bosch (gespielt von Samuel Finzi) ist mit Manager Ion Tiriac (Mišel Matičević) zu der Zeit nicht nur für Beckers sportliche Karriere verantwortlich. Er versucht auch, den Jungen vor all dem zu schützen, was nach dem Erfolg auf ihn einprasselt. Der damals 17-Jährige und sein „Güntzi“ haben eine Art Vater-Sohn-Verhältnis. Sie verbringen fast das ganze Jahr zusammen, pflegen Rituale, um ein Stück Normalität zu wahren. Der heute 84-jährige Bosch hat Richard Kropf, der mit Marcus Schuster das Drehbuch schrieb, viele, viele Stunden anekdotenreich aus der Zeit erzählt, als Deutschland und die Tenniswelt das Boris-Fieber erfasste.

„Alle wollten etwas von Boris. Ein erwachsener Mann wird mit einer solchen Situation nicht leicht fertig. Wie soll das dann ein so junger Mensch schaffen?“, sagt Bosch im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Becker fremdelte mit der Rolle des Volkshelden - und tut das bis heute. „Ich war noch nie euer Boris“, sagte er 2017 in der TV-Dokumentation „Der Spieler“.

Auch im Film trägt der junge Tennisstar in seiner neuen Wahlheimat Monaco die Kämpfe mit sich aus, die in dem Satz „Manchmal fühle ich mich groß und klein gleichzeitig“ münden. Bosch sagt im Rückblick: „Irgendwie ist ihm die Chance genommen worden, langsam erwachsen zu werden. Und ich glaube, das hängt ihm bis heute noch irgendwie nach.“

Auch die Trainer-Schüler-Beziehung bröckelt - wenngleich im Film ein Wohlfühl-Soundtrack der 1980er Jahre und die teilweise wirklich charmanten Ereignisse rund um das „Trio infernale“ Becker/Bosch/Tiriac die Spannungen ein wenig übermalen.

Am Ende wählt der Rebell Becker die Freiheit. Nach drei gemeinsamen Jahren kommt es 1987 zum Bruch. Damit endet der Film - und auch die innige Beziehung des Duos. Seit der Trennung sollen die beiden keinen Kontakt mehr gehabt haben. Ob sich die damaligen Weggefährten noch aussprechen? Die Frage wird Bosch seit vielen Jahren regelmäßig gestellt - seine Antworten werden immer pessimistischer. „Wir sind beide stur“, sagte er 2015 im „Tagesspiegel“.

Bosch nennt die Zeit mit Becker, der laut Produzent Michael Souvignier übrigens „keinen unmittelbaren Einfluss“ auf den Film hatte, im dpa-Interview „die schwierigste und verrückteste Zeit“ seines Lebens. Eine Zeit, von der er dennoch „keine einzige Sekunde“ missen möchte.

(jma/dpa)
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