RTL-Zweiteiler startet am Sonntag Die Eifel — ein brodelnder Vulkan

Düsseldorf · Zehn Millionen Euro, so viel wie noch nie, investierte RTL in den Zweiteiler "Vulkan". Der Thriller erzählt die Geschichte eines verheerenden Ausbruchs in der Eifel. Das Szenario ist wissenschaftlich fundiert, sagen Experten, eine Eruption sehr wahrscheinlich – in den nächsten eine Million Jahren.

RTL-Zweiteiler "Vulkan": Wenn die Erde bebt
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Zehn Millionen Euro, so viel wie noch nie, investierte RTL in den Zweiteiler "Vulkan". Der Thriller erzählt die Geschichte eines verheerenden Ausbruchs in der Eifel. Das Szenario ist wissenschaftlich fundiert, sagen Experten, eine Eruption sehr wahrscheinlich — in den nächsten eine Million Jahren.

Es brodelt unter der Eifel. Im Laacher See blubbern Kohlendioxid-Blasen an die Oberfläche, eine Schwimmerin fällt in Ohnmacht. Leichte Beben erschüttern die Region, vor einer Spaziergängerin spritzt ein kleiner Geysir hoch. Irgendwann wackelt die Erde bedrohlich, im See bildet sich ein gigantischer Strudel, bevor er explodiert und die Druckwelle das nähere Umfeld verwüstet. Doch das ist nur das Vorspiel zum wirklichen Vulkanausbruch: Bei einer Detonation mit der Energie von 500 Hiroshima-Bomben wird eine Bims-Aschewolke in die Luft geschleudert. Im Umkreis von vielen Kilometern ist alles Leben zerstört.

So zumindest sieht das Szenario des teuersten Katastrophenfilms aus, den RTL je produzierte. Zehn Millionen Euro stecken im Zweiteiler "Vulkan", eine Million Euro allein für die special effects. Sie zeigen eindrucksvoll den Ausbruch unter dem Laacher See nahe des fiktiven Dorfes Lorchheim. Doch wie realistisch ist solch eine verheerende Katastrophe? "Das ist abhängig von der Zeit", sagt Harald Ehses, Direktor des Landesamtes für Geologie und Bergbau in Rheinland- Pfalz. "Im Laufe einer Million Jahre liegt die Wahrscheinlichkeit bei 99 Prozent, im nächsten halben Jahr bei Null. Für die Zeit dazwischen würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen."

Fakt ist: Die Eifel ist eine vulkanologisch aktive Region. Vor rund 13.000 Jahren gab es dort den letzten Ausbruch, der tatsächlich die oben beschriebene Stärke erreichte. "Geologisch gesehen ist das gerade eben erst passiert", sagt Angelika Hunold vom Forschungsbereich Vulkanologie des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mayen. Und die Erfahrung zeige, dass eine solch gewaltige Eruption meist eine vulkanisch aktive Phase einleite. Selbst wenn der nächste Vorfall erst in 50.000 Jahren stattfindet, ist das, in geologischen Zeiträumen gemessen, sozusagen übermorgen.

Die freigesetzten Kräfte bei einem ähnlichen Ausbruch wie im Film wären tatsächlich enorm. Im Umkreis von zehn Kilometern wäre laut Ehses kein Leben mehr möglich, der Wind würde die Asche aber noch viel weiter tragen und diese bis zu einem halben Meter etwa in Köln oder Düsseldorf auftürmen. "Der Sachschaden läge sicher im dreistelligen Milliardenbereich", so Ehses. Menschen allerdings, so der Wissenschaftler, wären nicht unmittelbar bedroht. Denn im Falle eines bevorstehenden Ausbruchs bliebe genug Zeit, um die Region zu evakuieren. "So etwas passiert nicht plötzlich, sondern kündigt sich an", sagt Ehses. Nähme etwa die Zahl der leichten Beben deutlich zu, würde man die Gegend genauer untersuchen und gegebenenfalls Alarm schlagen. "Da bleibt ein halbes Jahr Vorlaufzeit", so der Experte. Sogar die Eruption lässt sich rund 14 Tage vorher relativ genau prognostizieren.

Schon allein deshalb behalten die Vukanologen einen kühlen Kopf. Und versuchen, die Menschen über die tatsächlichen Gefahren aufzuklären. Im Örtchen Manderscheid etwa, das nahe des fiktiven Filmdorfes Lorchheim liegt und auch als Drehort benutzt wurde, hat es schon Verunsicherung gegeben. "Wir erläutern dann zum Beispiel die geologische Zeit", so Martin Koziol, Leiter des Maar-Museums in Manderscheid. "Aber die Erde ist eben ein dynamischer Planet. Ohne Vulkanismus gäbe es keine Atmosphäre und damit kein biologisches Leben." Wichtig sei es eben, nicht die Fähigkeit zu verlieren, die Zeichen der Natur zu deuten.

Auch Geologie-Fachmann Ehses stellt sich darauf ein, nach der Ausstrahlung des RTL-Films besorgte Anrufer zu beruhigen. Verdammen will er den natürlich zugespitzten Thriller deshalb nicht. "Die Menschen leben ja auch in San Francisco, obwohl das ein hochaktives Erdbebengebiet ist. Und auch wenn in der Eifel ein Vulkanausbruch nicht unmittelbar bevorsteht — hundertprozentige Sicherheit gibt es im Leben eben nicht."

(RP)
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