BBC-Umfrage Deutschland — beliebtestes Land der Welt

Hitler-Karikaturen in der Eurokrise, Cascada-Verschwörung oder Fußball-Übermacht. Um das Image der Deutschen ist es nicht zum Besten bestellt. Dachten wir. Eine Umfrage der BBC fördert nun ein ganz anderes Bild zu Tage. Demnach ist weltweit kein Land so beliebt wie Deutschland.

Für Zypern ist Angela Merkel Sündenbock der EU-Krise
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Die britische BBC hat in einer Umfrage unter 26.000 Menschen in 25 Ländern der Erde das Land ermittelt, dessen Einfluss am positivsten beurteilt wird. Mit anderen Worten: das beliebteste Land der Welt, dessen Wirken am meisten Anerkennung findet.

Mit einer Zustimmung von 59 Prozent der Befragten landete Deutschland mit deutlichem Vorsprung auf Platz 1. Im Vergleich zum Vorjahr gaben drei Prozent mehr eine "überwiegend positive" Einschätzung ab. Hinter Deutschland folgten Kanada und Großbritannien mit jeweils 55 Prozent. Im Vorjahr hatte Japan noch an der Spitze gelegen. Das Land rutschte auf Platz vier ab.

Ausnahme Griechenland

Die BBC hatte in der Umfrage nach der Sichtweise auf 16 Länder und die EU gefragt. Dazu zählten unter anderem westliche Länder wie Deutschland, Frankreich, die USA oder Israel, aber auch China, Indien, Russland oder Nordkorea. Am unteren Ende des Rankings landeten der Iran und Pakistan mit jeweils 15 Prozent. Große Länder wie die USA (45 Prozent), China (42 Prozent), Indien (34 Prozent) oder Russland (30 Prozent) landeten im Mittelfeld.

Als auffällig erweist sich der Kontrast zu den Bildern der Demonstrationen in Krisenstaaten wie Zypern oder Griechenland. Immer wieder waren in den vergangenen Monaten brennende Deutschland-Fahnen oder Karikaturen von Kanzlerin Merkel mit Hitler-Bärtchen zu sehen. Das aber ist kein Widerspruch. In Griechenland nämlich ist das Deutschlandbild im Gegensatz zu anderen Ländern überwiegend negativ.

Vor allem Ghana steht auf Deutschland

Vollkommen anders aber stellt sich trotz der Spannungen in der Eurokrise die Stimmung in Spanien oder Frankreich dar: So beurteilten 81 Prozent der Franzosen den Einfluss Deutschlands in der Welt als überwiegend positiv, in Spanien waren es immer noch beachtliche 68 Prozent. Besonders groß ist die Anerkennung in Ghana, wo sogar 84 Prozent für Deutschland stimmten.

In einer Analyse führt der Sender das gute Abschneiden der Deutschen insbesondere auf die wirtschaftlichen Erfolge zurück. Zudem führt er die Sympathien auf die emsige deutsche Wirtschafts-Diplomatie zurück. Nicht politischer Druck sei die treibende Kraft, sondern der Handel.

Faktor Fußball

Auch die Neuerfindung des deutschen Fußballs seit der Märchen-WM 2006 mag zu dem Stimmungsumschwung beigetragen haben. Dies zumindest vermutet IOC-Präsidentschaftskandidat Thomas Bach. "Wir freuen uns sehr über die weltweite Sympathie für Deutschland", sagte er am Donnerstag. Dazu hätten mit Sicherheit auch "unsere ebenso erfolgreichen wie sympathischen Athletinnen und Athleten beigetragen." Auch das Gigantenduell am Samstag in Wembley steuere seinen Anteil dazu bei.

So positiv die Umfrage für Deutschland auch ausfiel, so schlecht steht darin die Europäische Union da. Ihre Zustimmungsquote pendelte sich auf niedrigem Niveau bei 49 Prozent ein. Vor allem in Deutschland hat die EU demnach an Ansehen eingebüßt. Von 73 Prozent im Vorjahr fiel sie auf nur noch 59 Prozent.

Die Umfrage wurde zwischen Dezember 2012 und April 2013 veranstaltet, in Deutschland von RiQuesta und per Telefon, in vielen anderen Staaten in direkten Gesprächen.

(pst)
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