Ungewöhnliche Stellenzeige Kanzleramt sucht Gärtner – „Ansprüche weit über das übliche Maß hinaus“

Berlin · Können Sie leise mähen? Für die Grünanlagen am Kanzleramt werden neue Gärtner gesucht. Doch die Anforderungen sind hoch – und bis ins Detail ausbuchstabiert.

 Der Garten des Bundeskanzleramtes dient oft als Ort für Veranstaltungen, wie hier bei einer Pressekonferenz im September 2022 mit Bundeskanzler Olaf Scholz und dem damaligen Ministerpräsidenten von Israel, Jair Lapid.

Der Garten des Bundeskanzleramtes dient oft als Ort für Veranstaltungen, wie hier bei einer Pressekonferenz im September 2022 mit Bundeskanzler Olaf Scholz und dem damaligen Ministerpräsidenten von Israel, Jair Lapid.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Es ist nicht irgendein Garten in Berlin. Es ist ein Garten, der herzeigbar sein muss. Einer, durch den die Spitzen anderer Staaten geführt werden. Vom Bundeskanzler höchstpersönlich. Und weil das so ist, benötigt der Garten des Bundeskanzleramtes ganz besondere Pflege. Entsprechende Anforderungen hat das Haus nun in einer Ausschreibung formuliert – für die Suche nach einem neuen Gärtnerbetrieb, der sich künftig um die Grünanlagen der Regierungszentrale kümmern soll. In Summe sind es stolze 32.000 Quadratmeter.

Noch bis 9. Mai können Firmen ihr Angebot abgeben. Doch es dürfte nicht jeder x-beliebige Gärtner infrage kommen. „Die Freiflächen des Bundeskanzleramtes werden für protokollarisch hochrangige Veranstaltungen genutzt. Es ist deshalb erforderlich, dass die Anlagen stets in einem sauberen und gepflegten Zustand präsentiert werden“, heißt es in den Papieren. „Die Ansprüche gehen weit über das übliche Maß hinaus.“ Aufgrund von jährlich etwa 60 Staatsbesuchen stehe im Bereich des Hauptgebäudes nur eine geringe Ausführungszeit für die Durchführung der Arbeiten zur Verfügung, schreibt das Kanzleramt weiter. Das eingesetzte Personal solle die Leistungen effizient und professionell ausführen.

Dazu gehört es, den Zier- und Gebrauchsrasen zu mähen. „Die minimale Wuchshöhe von fünf Zentimeter ist in allen Bereichen (auch an den Übergängen zu Wegen und Beeten) zwingend einzuhalten“, heißt es in der Ausschreibung. Und auch der Rasenschnitt selbst ist genau vorgegeben, ebenso die Erneuerung der Grünflächen am Amtssitz des Kanzlers: „Die Mahd erfolgt in der Wachstumsperiode wöchentlich bzw. im Außenbereich 14-tägig.“ Vor dem Vertikutieren sei der Rasen auf eine einheitliche Höhe von drei Zentimeter zu mähen. Die Eindringtiefe der Messer in die Rasentragschicht dürfe maximal 0,2 Zentimeter betragen. Beim Heckenschnitt muss die „strenge geometrische Form“ eingehalten werden, wobei zwecks Erreichen einer „akkuraten Form“ die „Verwendung einer Peilschnur“ verpflichtend sei. Bei alldem achtet das Kanzleramt auf nachhaltige Wassernutzung: „Für die Gartenbewässerung wird ausschließlich in Zisternen gesammeltes Regenwasser verwendet“, heißt es in den Unterlagen. Für die meisten Arbeiten schreibt das Kanzleramt die Nutzung von Elektrogeräten vor, sie dürfen höchstens 98 Dezibel laut sein. Pflanzenschutzmittel sind grundsätzlich untersagt.

Und an die ab 2024 gesuchte Firma werden auch hohe Personalanforderungen gestellt. Die Gärtner werden einer Sicherheitsprüfung durch das Bundeskanzleramt unterzogen. „Alle eingesetzten Mitarbeiter/innen müssen Anweisungen des Auftraggebers und des Sicherheitspersonals der Bundespolizei sowie Gefahrenhinweise in deutscher Sprache lesen und verstehen können“, heißt es in der Ausschreibung weiter.

Und eine andere Besonderheit ist die Dekoration des Weihnachtsbaums, der jedes Jahr im November auf dem Ehrenhof des Bundeskanzleramtes aufgestellt wird. „Die Dekoration des ca. 16 Meter hohen Baumes erfolgt ausschließlich mit Lichterketten“, heißt es in den Unterlagen. „Die Lichterketten sind mit Kabelbindern an den Ästen so zu befestigen, dass eine gleichmäßige Verteilung der Leuchten erreicht wird“, schreibt das Kanzleramt.

 12.09.2022, Berlin: Bundeskanzler Olaf Scholz (r, SPD) und Jair Lapid, Ministerpräsident von Israel, äußern sich nach ihrem Gespräch bei einer Pressekonferenz im Garten vom Bundeskanzleramt. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

12.09.2022, Berlin: Bundeskanzler Olaf Scholz (r, SPD) und Jair Lapid, Ministerpräsident von Israel, äußern sich nach ihrem Gespräch bei einer Pressekonferenz im Garten vom Bundeskanzleramt. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Wie viele Firmen ein Angebot abgeben und wie hoch die Kosten ausfallen werden, ist unklar. Im Bundeshaushalt sind jedoch für die gesamte „Unterhaltung der Grundstücke und baulichen Anlagen“ des Kanzleramtes für das Jahr 2023 5,7 Millionen Euro eingeplant.

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