Corona-Krise Arbeitslosenzahl in NRW steigt um mehr als zehn Prozent

Düsseldorf · Die Arbeitslosenzahl steigt in der Corona-Pandemie so stark wie seit Februar 2005 nicht mehr. Gleichzeitig erreicht die Kurzarbeit Rekordniveau. Dennoch sieht die Arbeitsagentur nicht nur schwarz.

Die Agentur für Arbeit (Symbolbild).

Die Agentur für Arbeit (Symbolbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Corona-Krise hat im April den Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen hart getroffen. Die Zahl der Arbeitslosen stieg gegenüber dem Vormonat um fast elf Prozent auf mehr als 718.000 Personen, wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Gleichzeitig erreichte die Kurzarbeit infolge der Pandemie Rekordniveau. Seit Anfang März meldeten fast 152.000 Betriebe im bevölkerungsreichsten Bundesland ihre Pläne an, möglicherweise mehr als 2,1 Millionen Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken.

Der April habe damit in Nordrhein-Westfalen den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit innerhalb eines Monats seit dem Februar 2005 gebracht, sagte der Chef der Regionaldirektion NRW, Torsten Withake. Dennoch sei das Land nach wie vor weit entfernt von den hohen Arbeitslosenzahlen der Jahre 2005 bis 2010. Dies sei nicht zuletzt der Kurzarbeit zu verdanken.

Die eigentlich übliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt sei in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie ausgeblieben, sagte Withake. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen habe sich im April gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert. Ihre Zahl sei mit rund 16.000 so niedrig „wie noch in keinem Monat zuvor“. Die Zahl der Arbeitslosen, die eine neue Stelle angetreten hätten, sei gegenüber dem Vormonat um mehr als ein Drittel geschrumpft. Die Arbeitslosenquote stieg in NRW von 6,7 auf 7,4 Prozent.

Auch auf dem Ausbildungsmarkt in NRW hinterließen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Virus-Pandemie ihre Spuren. Landesweit wurden bis Ende April knapp 93.000 Ausbildungsstellen gemeldet. Das waren gut 8000 Lehrstellen weniger als vor einem Jahr. Im gleichen Zeitraum meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit 93.360 Jugendliche mit Interesse an einem Ausbildungsplatz – knapp 12.000 junge Menschen weniger als vor einem Jahr. Aktuell würden jedoch viele Entscheidungen zur Besetzung freier Ausbildungsstellen mit Beginn Herbst 2020 verschoben, berichtete Withake.

Auch bundesweit hinterlässt die Corona-Krise wirtschaftliche Folgen: Deutschlands Unternehmen haben bis zum 26. April für 10,1 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet. Diesen Rekordwert gab die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg bekannt. Damit wurden alle Prognosen von Volkswirten bei weitem übertroffen. Die Schätzungen der Experten hatten zwischen drei und sieben Millionen Menschen gelegen. Der bisherige Rekordwert der Bundesagentur für Arbeit für dieses arbeitsmarktpolitische Instrument stammt aus dem Mai 2009. Damals waren 1,44 Millionen Menschen in Kurzarbeit. Im gesamten Krisenjahr 2009 waren 3,3 Millionen Anzeigen für Kurzarbeit bei der Bundesagentur eingegangen.

Die Kurzarbeit dient dazu, Arbeitnehmer mit staatlicher Hilfe im Job zu belassen und Entlassungen zu vermeiden. Trotz der extrem hohen Zahl von Anzeigen für Kurzarbeit stieg auch die Zahl der Arbeitslosen im April saisonuntypisch an. Im April waren 308.000 Menschen mehr arbeitslos als noch im März und 415.000 mehr als im April 2019, teilte die Bundesagentur für Arbeit mit. Die Gesamtzahl stieg damit auf 2,644 Millionen. Dies entspricht einer Quote von 5,8 Prozent. Sie stieg im Vergleich zum März um 0,7 Punkte und im Vergleich zum April des Vorjahres um 0,9 Punkte.

„Die Corona-Krise dürfte in Deutschland zur schwersten Rezession der Nachkriegszeit führen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele. „Dadurch gerät auch der Arbeitsmarkt stark unter Druck.“ Die Arbeitslosigkeit sei erstmals in der Nachkriegszeit in einem April gestiegen. Normalerweise sinkt die Arbeitslosigkeit in dieser Jahreszeit wegen der Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt.

(mba/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort