Vorbehalte aus Rom Vatikan stellt sich gegen synodalen Weg in Deutschland

Bonn/Rom · Der Vatikan hat massive Vorbehalte gegen den in Deutschland als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal geplanten sogenannten synodalen Weg formuliert. Rom warnte die deutsche Kirche vor Entscheidungen zu Reizthemen wie Zölibat und Frauen in der Kirche.

 Der Petersplatz in Rom (Symbolbild).

Der Petersplatz in Rom (Symbolbild).

Foto: dpa-tmn/Ettore Ferrari

Außerdem sieht der Heilige Stuhl auch die Beteiligung von Laien an Entscheidungen kritisch, wie aus einem am Freitag von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Schreiben des Präfekten der Kongregation für die Bischöfe, Kardinal Marc Ouellet, hervorgeht.

Die Bischofskonferenz will zusammen mit der Laienvertretung, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), ab dem ersten Advent den synodalen Weg starten. Dort soll in Gesprächsforen offen über Themen wie Macht, Sexualmoral, Lebensformen der Priester oder die Rolle der Frau in der Kirche gesprochen werden. Die Vorbereitungen befinden sich in der Schlussphase, an diesem Wochenende sollen in Fulda weitere Beratungen stattfinden.

Die Bischofskonferenz veröffentlichte einen Brief von Kardinal Ouellet, der kurz vor den weiteren Beratungen zusammen mit einem Gutachten des Päpstlichen Rats der Gesetzestexte bei der Bischofskonferenz ankam. Der ranghohe Vatikanvertreter warnte die katholische Kirche dabei mit Bezug auf Papst Franziskus vor eigenen Entscheidungen.

In dem von Ouellet in Auftrag gegebenen Gutachten heißt es, dass die auf dem synodalen Weg zur Diskussion stehenden Themen offensichtlich "nicht nur die Kirche in Deutschland, sondern die Weltkirche betreffen". Die Themen könnten "nicht Gegenstand von Beschlüssen und Entscheidungen einer Teilkirche sein".

Dabei bezog der Kardinal sich ausdrücklich auf einen im Juni vom Papst veröffentlichten Brief an die Katholiken in Deutschland, der von der Bischofskonferenz als Ermutigung für eine offene Diskussion gesehen wurde. Eigene deutsche Entscheidungen seien ein Verstoß gegen die vom Papst beschriebene Einheit der Welt- und Teilkirche, schrieb Kardinal Ouellet.

Ablehnend äußerten sich die Gutachter des zum engsten Führungszirkel des Vatikans zählenden Kardinals auch zur geplanten Beteiligung der Laien am synodalen Weg. Nach dem bisher bekannten Status des synodalen Wegs sollten Bischofskonferenz und die Laien des ZdK zu gleichen Teilen beteiligt und stimmberechtigt sein.

"Diese Parität von Bischöfen und Laien kann kirchenrechtlich keinen Bestand haben", heißt es. Die gemeinsame Verantwortung aller Gläubigen bedeute nicht, "dass die Kirche demokratisch strukturiert ist". Entscheidungen lägen bei den Bischöfen und beim Papst.

Ein Sprecher der Bischofskonferenz kündigte an, dass deren Vorsitzender, Kardinal Reinhard Marx, in der kommenden Woche nach Rom reisen werde, um "etwaige Missverständnisse" rund um den synodalen Weg auszuräumen. Dabei wies der Sprecher darauf hin, dass der Vatikan sich in seiner Kritik auf einen Entwurf zur Satzung des synodalen Wegs aus dem Juni beziehe, aber noch nicht auf die seither fortgeschriebene Fassung.

Der Präsident des ZdK, Thomas Sternberg, kündigte an, sich nicht von dem Schreiben aus dem Vatikan einschüchtern lassen zu wollen. "Glaubt irgendjemand, man könne in einer solchen Krise der Kirche das freie Gespräch, das nach Ergebnissen und notwendigen Reformschritten sucht, unterdrücken?", fragte er.

Sternberg erklärte, die deutschen Katholiken hörten auf den Papst, dieser habe die deutsche Kirche aber "zur Suche nach einer freimütigen Antwort auf die gegenwärtige Situation" ermuntert. Die Vorbereitungen für den synodalen Weg würden fortgesetzt. Sternberg warf dem Vatikan vor, dass das Schreiben aus Rom auf falschen Voraussetzungen beruhe, und erklärte, Kardinal Marx zu unterstützen.

(felt/AFP)
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