Suezkanal noch immer blockiert Wie ein festgefahrenes Schiff den weltweiten Warenverkehr gefährdet

Ismailia · Das havarierte Frachtschiff „Ever Given“ ist noch immer nicht befreit worden. Mindestens 150 Schiffe können nicht weiterfahren. Experten rätseln, wie es überhaupt zu dem Unglück kommen konnte.

 Das Frachtschiff „Ever Given“ ist in der Nacht zum 24. März auf Grund gelaufen und blockierte seither die wichtiges Schifffahrtsstraße zwischen Asien und Europa.

Das Frachtschiff „Ever Given“ ist in der Nacht zum 24. März auf Grund gelaufen und blockierte seither die wichtiges Schifffahrtsstraße zwischen Asien und Europa.

Foto: dpa/Uncredited

Ein Containerschiff von der Größe eines Wolkenkratzers hat sich im Suezkanal quer gestellt und blockiert die wichtige Transportverbindung zwischen Europa und Asien. Die unter panamaischer Flagge fahrende „Ever Given“ sei am Dienstag etwa sechs Kilometer nördlich von Suez auf Grund gelaufen, teilten die ägyptischen Behörden am Mittwoch mit. Das knapp 400 Meter lange und 59 Meter breite Schiff stecke zwischen beiden Ufern des Kanals fest. Experten zufolge ist so etwas in der 150-jährigen Geschichte des Kanals noch nie passiert.

Schlepper versuchten am Mittwoch, das Schiff wieder flott zu bekommen, während sich dahinter ein langer Stau bildete. Ein Experte warnte, dass das mindestens zwei Tage dauern könnte. Am Abend sei der Einsatz pausiert worden, teilte der Dienstleister Leth Agencies mit. Er solle Donnerstagfrüh fortgesetzt werden. Es werde keine Anstrengung unversucht gelassen, sagte der Chef der Betreibergesellschaft Suez Canal Authority, Ossama Rabei. Der Eigentümer des im Suezkanal havarierten Riesenfrachters hat um Verzeihung für die Blockade der Wasserstraße gebeten. „Es tut uns sehr leid, dass wir den Schiffen, die im Suezkanal fahren oder planen, dort zu fahren, enorme Sorgen bereiten“, erklärte das japanische Unternehmen Shoei Kisen am Donnerstag.

Suez-Kanal: Riesiges Containerschiff blockiert wichtige Seeroute - Fotos
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Riesiges Containerschiff blockiert wichtige Seeroute im Suez-Kanal

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Foto: AP/Mohamed Elshahed

Das Seefahrts- und Logistikunternehmen GAC erklärte, auf dem Containerschiff sei der Strom ausgefallen. Der Schiffsverwalter Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) bestritt das. Die taiwanische Reederei Evergreen Marine teilte der Nachrichtenagentur AP mit, die „Ever Given“ sei von starkem Wind erfasst und deshalb ans Ufer gedrückt worden. Ein ägyptischer Beamter äußerte sich ähnlich. Wie ein voll beladenes Containerschiff mit einem Gewicht von rund 220.000 Tonnen allein durch den Wind derart vom Kurs abkommen kann, ist aber unklar. BSM versicherte, die Mannschaft sei in Sicherheit, es habe keine Verletzten oder Umweltschäden gegeben. Container seien nicht über Bord gegangen.

Der Bug der „Ever Given“ berührte die östliche Mauer des Kanals, wie aus Daten von MarineTraffic.com hervor ging. Ihr Heck schien an der Westmauer festzustecken. Auf Instagram wurden Bilder veröffentlicht, die einen Bagger zeigten, der offenbar versuchte, Sand unter dem Bug zu entfernen.

Die Havarie könnte sich nach Expertenansicht auf den Welthandel auswirken, denn der Suezkanal verkürzt die Schifffahrtswege zwischen Europa und Asien erheblich. Der Schiffsverkehr auf der engen ägyptischen Wasserstraße stoppte am Dienstag. Mindestens 150 Schiffe warteten darauf, dass die „Ever Given“ aus dem Weg geräumt werde, damit sie die wichtige Wasserstraße durchfahren könnten, teilte der Dienstleister Leth Agencies mit.

(ahar/dpa)
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