Vulkanausbruch in Island Wanderer grillen Marshmallows über glühender Lava

Fagradalsfjall · So richtig gut klingt die Idee nicht. Aber der Ausbruch des Vulkans Fagradalsfjall in Island hat tausende Schaulustige angelockt. Und die trauen sich wirklich sehr nah an die glühende Lava heran.

 Wanderer sitzen vor der Lava des Fagradalsfjall.

Wanderer sitzen vor der Lava des Fagradalsfjall.

Foto: AFP/JEREMIE RICHARD

Einige grillten sich darüber sogar Marshmallows oder Würstchen. "Es ist einfach atemberaubend", sagte der 21-jährige Úlvar Kári Jóhannsson. Die Lava stinke zwar sehr, habe aber eine schöne orange Farbe, "die viel kräftiger ist als ich dachte".

"Mich hat vor allem die Temperatur erstaunt", sagte die französische Austauschstudentin Émilie Saint-Mleux, die zusammen mit Freunden zu dem Vulkan gewandert war. "Wenn man näher an die Lava herankam, wird es 10 bis 15 Grad wärmer und man kriegt ein ganz rotes Gesicht." Die Französin Lucille Fernemont sagte, das Naturschauspiel erinnere sie "ein bisschen an Grillpartys im Sommer".

Der Fagradalsfjall war am Freitagabend infolge mehrerer Erdbeben ausgebrochen. Die glühende Lava drang aus einer Spalte im Boden an die Oberfläche und ergoss sich in das Geldingadalur-Tal, das rund 40 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavik entfernt ist. Nach Schätzungen von Geophysikern sind mittlerweile 300.000 Kubikmeter Lava ausgetreten.

 Lava fließt auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten Islands aus dem Vulkan Fagradalsfjall.

Lava fließt auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten Islands aus dem Vulkan Fagradalsfjall.

Foto: dpa/Marco Di Marco

Der Fagradalsfjall liegt auf der Halbinsel Reykjanes in einem unbewohnten Gebiet. Der Zugang zu dem Vulkan wurde kurzzeitig gesperrt, dann aber freigegeben. Die isländischen Behörden rieten erst von der etwa eineinhalbstündigen Wanderung von der nächstgelegenen Straße zum Vulkan ab, inzwischen werden die Ausflügler aber toleriert.

"Wir achten nur darauf, dass die Leute nicht zu nah an die Lava herangehen", sagte der Polizist Atli Gunnarsson, der mit einem Helm auf dem Kopf und einer Gasmaske in der Hand an der Ausbruchsstelle stand. Am Montagmorgen wurde der Zugang wieder vorübergehend gesperrt, weil giftiges Gas ausströmte. Die Rettungskräfte mussten zudem dutzenden erschöpften und ausgekühlten Wanderern helfen, die in der Nacht Schwierigkeiten hatten, den Rückweg zu finden.

Auf der Halbinsel Reykjanes gab es seit fast 800 Jahren keinen Vulkanausbruch mehr. Das Vulkansystem Krýsuvík, zu dem der Fagradalsfjall gehört, stand aber schon seit einigen Wochen unter verstärkter Beobachtung, nachdem dort im Februar ein Erdbeben der Stärke 5,7 registriert worden war. In der Folge kam es zu einer ganzen Serie kleinerer Erschütterungen. Insgesamt wurden mehr als 50.000 Erdbeben gemessen, die höchste Zahl seit Beginn der digitalen Aufzeichnungen 1991.

Island hat 32 aktive Vulkansysteme, im Schnitt ereignet sich alle fünf Jahre ein Ausbruch. Im April 2010 hatte die Eruption des kleineren Vulkans Eyjafjallajökull einen Monat lang den Flugverkehr in Europa lahmgelegt. Mehr als 100.000 Flüge wurden damals gestrichen, gut zehn Millionen Reisende saßen zum Teil tagelang auf Flughäfen fest.

(felt/AFP)
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