Mindestens 22 Tote Heftige Regenfälle zwingen mehr als 340.000 Menschen im Tschad zur Flucht

N'Djamena · Ein Gutteil des Tschad ist seit Juni von Überschwemmungen durch heftige Regenfälle betroffen. Hunderttausende Menschen haben ihren Besitz und ihr Zuhause verloren. Lebensmittelengpässe verschärfen die Lage.

 Nach starken Regenfällen überflutete Straßen in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad, am 5. August 2022 (Archivfoto).

Nach starken Regenfällen überflutete Straßen in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad, am 5. August 2022 (Archivfoto).

Foto: AFP/AURELIE BAZZARA-KIBANGULA

Von heftigen Regenfällen im Tschad seit Ende Juni sind inzwischen bereits mehr als 340.000 Menschen betroffen, die fliehen mussten und ihren Besitz verloren haben. Die Überschwemmungen trafen elf der 21 Provinzen des zentralafrikanischen Landes, wie das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) am Mittwoch mitteilte. 22 Menschen seien zwischen Juni und der vergangenen Woche durch die Unwetter ums Leben gekommen.

Betroffen von den wochenlangen starken Regenfällen war unter anderem die Hauptstadt N'Djamena. „Wir können die Situation nicht mehr bewältigen“, erklärte das Ocha-Büro im Tschad in einer Mitteilung an die Nachrichtenagentur AFP. Es werde konsequentere internationale Unterstützung benötigt.

Der Tschad ist eines der ärmsten Länder der Welt. Nach UN-Angaben brauchten dort im vergangenen Jahr 5,5 Millionen Menschen und damit mehr als ein Drittel der Bevölkerung dringend humanitäre Hilfe.

In den Sahelländern Burkina Faso, Tschad, Mali, Niger und Nigeria sind Dürre, Konflikte und Instabilität die Hauptursachen für eine unsichere Wasserversorgung. 40 Millionen Kinder seien dort in hohem bis extrem hohem Maße durch Wassermangel gefährdet, warnt das Kinderhilfswerk Unicef. Nach den neuesten Daten der Weltgesundheitsorganisation sterben in der Sahelzone bereits mehr Kinder an den Folgen unsicherer Wasser- und Sanitärversorgung als in jedem anderen Teil der Welt.

Die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verursachten Engpässe in der Lebensmittelversorgung haben die Situation im Tschad noch verschärft. Anfang Juni rief die Regierung in N'Djamena angesichts der stark gestiegenen Preise für Nahrungsmittel den Notstand aus.

Der erdölreiche Tschad mit knapp 17 Millionen Einwohnern wird von einer Übergangsregierung geleitet. Zuvor war Langzeitherrscher Idriss Déby Itno nach offiziellen Angaben im April 2021 bei schweren Zusammenstößen mit der FACT-Rebellenbewegung im Norden des Landes getötet worden. Débys Sohn Mahamat wurde als Präsident des Militärrats eingesetzt, der umgehend Dutzende Rebellen festnahm.

Für die ehemalige Kolonialmacht Frankreich und für Europa ist der Tschad ein militärisch wichtiger Partner in der von zahlreichen bewaffneten Gruppen umkämpften Sahel-Region.

(peng/AFP/kna)
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