Schüsse in Paris Polizei jagt bewaffneten Schützen

Paris · Nach den Schüssen bei der französischen Zeitung "Libération" in Paris hat die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen vor allen wichtigen Medienhäusern der französischen Hauptstadt verstärkt. Ein Mann war bei der Attacke schwer verletzt worden. Auch vor einer Bank kam es zu Schüssen. Die Polizei vermutet, dass die Taten zusammenhängen. Der mit einem Gewehr bewaffnete Täter soll zwischenzeitlich auch eine Geisel genommen haben.

 Frankreichs Innenminister Manuel Valls (rechts) und der Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë.

Frankreichs Innenminister Manuel Valls (rechts) und der Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë.

Foto: dpa, Yoan Valat

Polizisten seien vor Zeitungs- und Sendehäusern postiert worden, hieß es am Montag aus Polizeikreisen. Die Zeitungen "Le Parisien", "Le Monde", "Les Echos" und "Le Figaro" sowie der Sender Europe 1 verstärkten nach eigenen Angaben auch selbst ihre Sicherheitsvorkehrungen.

 Polizisten treffen bei der "Libération" ein. Ein Bewaffneter schoss um sich und ist anschließend geflohen.

Polizisten treffen bei der "Libération" ein. Ein Bewaffneter schoss um sich und ist anschließend geflohen.

Foto: afp, KENZO TRIBOUILLARD

In der Eingangshalle von "Libération" hatte am Morgen ein Unbekannter mit einem großkalibrigen Gewehr um sich geschossen und dabei einen Foto-Assistenten lebensgefährlich verletzt. Der Täter konnte flüchten.

Frankreichs sozialistischer Präsident François Hollande brachte in einer Erklärung seine Betroffenheit zum Ausdruck und forderte seinen Innenminister Manuel Valls auf, alle Maßnahmen zu ergreifen, um den Täter zu fassen und die Umstände der Tat zu klären.

Der Anschlag erinnerte an einen Vorfall vom vergangenen Freitag, als ein Unbekannter mit einer Waffe beim Nachrichtensender BFMTV in Paris erschienen war. Der etwa 30- bis 40-Jährige stieß im Beisein eines Chefredakteurs unverständliche Drohungen aus, schoss letztlich aber nicht. "Nächstes Mal werde ich euch nicht verfehlen", rief der Mann nach Angaben aus Polizeikreisen noch, bevor er wieder verschwand. Vor Ort wurden zwei Patronen gefunden.

Politiker äußern Entsetzen

"Libération"-Verlagsleiter Nicolas Demorand sagte der Nachrichtenagentur AFP, wenn jemand mit einem Gewehr bei einer Zeitung eindringe, dann sei das "in einer Demokratie sehr, sehr schwerwiegend". Wenn Zeitungen und Medienhäuser zu "Bunkern" werden müssten, "dann läuft etwas in unserer Gesellschaft nicht rund", fügte er hinzu.

Auch der Parteichef der Sozialisten, Harlem Désir, brachte sein "Entsetzen" über die Schüsse bei "Libération" zum Ausdruck. In einer Erklärung sprach er von einem Angriff auf "unser aller Freiheit". Der sozialistische Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë, sprach ebenfalls von einer Attacke auf die "Grundwerte der Demokratie".

Schüsse auf Großbank und angebliche Geiselnahme

Rund eine Stunde nach dem Angriff auf die "Libération" kam es zu Schüssen vor einer Bank im Pariser Geschäftsviertel La Défense. "Ein einzelner Mann hat das Feuer auf der Straße vor den Türmen der Société Générale eröffnet", teilte die Bank mit. Verletzte gab es laut Polizei keine, der Unbekannte konnte flüchten. Danach nahm er womöglich zeitweise einen Autofahrer als Geisel.

Nach Angaben aus Ermittlerkreisen schoss der Mann drei Mal gegen 11.40 Uhr und zielte "auf die Scheiben des Turms" der Großbank. Danach sei er in Richtung des Viertels Pablo-Picasso in Nanterre bei Paris geflüchtet. Ein Augenzeuge berichtete, der Mann sei mit einer Pumpgun ausgerüstet gewesen. Eine solche Waffe wurde auch beim Angriff auf die "Libération" verwendet. Die Polizei, die vor Ort in La Défense nach Spuren suchte, sperrte den Bereich ab.

Täter soll um die 40 Jahre alt sein

Der Augenzeuge Francisco Alvarez, der zum Zeitpunkt der Schüsse vor die Tür zum Rauchen gegangen war, beschrieb den Täter als einen etwa 40-jährigen Mann mit einem kakifarbenen Mantel und einer gewürfelten Großvater-Schirmmütze. Der Mann habe nicht zwangsläufig auf Personen gezielt.

Ein Autofahrer meldete sich indes bei der Polizei und berichtete, er sei in der Nähe von La Défense von einem Bewaffneten als Geisel genommen worden, wie aus Ermittlerkreisen verlautete. Der Mann habe ihn "bedroht und gezwungen, ihn in meinem Auto mitzunehmen". Demnach habe er den Mann in der Nähe des Prachtboulevards Champs-Elysées im Zentrum von Paris abgesetzt. Die Polizei nimmt die Aussage des Autofahrers ernst, prüft derzeit aber dennoch deren Wahrheitsgehalt.

Derweil wurde bekannt, dass sich die Bilder der Videoüberwachung in beiden Fällen "entsprechen" würden, wurde aus Ermittlerkreisen in Paris verlautet.

(AFP/rtr)
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