Am 1. Juni beginnt die Hurrikan-Saison Amerika wappnet sich gegen neue Verwüstungen

Miami · Knapp eine Woche nach dem schweren Tornado in Oklahoma wird US-Präsident Obama am Abend im Katastrophengebiet erwartet, um sich vor Ort einen Eindruck von der Lage zu verschaffen. In den USA wappnet man sich bereits für die nächsten Naturkatastrophen: Am 1. Juni beginnt die Hurrikan-Saison.

Satellitenbilder zeigen den Weg von "Sandy"
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Im vorigen Jahre war es "Sandy", einige Jahre zuvor "Katrina" - immer wieder überziehen schwere Wirbelstürme die Karibik und die nordamerikanische Ostküste mit Tod und Verwüstung. Auch dieses Jahr erwarten Meteorologen wieder eine starke Hurrikansaison im Atlantik.

Vorsorge, neue Technologien und Tipps, ausgegeben über soziale Netzwerke und Youtube: Die USA bereiten sich auf die Hurrikansaison vor, die im Atlantik am 1. Juni beginnt. Nach den Verwüstungen, die "Sandy" im vorigen Oktober anrichtete, erwarten Meteorologen, dass die Saison auch in diesem Jahr "aktiv oder extrem aktiv" ausfällt.

Die US-Wetterbehörde NOAA beziffert die Wahrscheinlichkeit auf 70 Prozent, dass die Hurrikansaison überdurchschnittlich stark wird. Die Meteorologen gehen von 13 bis 20 Tropenstürmen aus, von denen sieben bis elf die Hurrikanstärke von mindestens 120 Kilometern pro Stunde erreichen könnten. Darunter könnten drei bis sechs starke Hurrikans mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 180 Stundenkilometern sein.

Die alphabetische Namensliste der Tropenstürme liegt schon vor, sie reicht in diesem Jahr von "Andrea" bis "Wendy". Die Namen wiederholen sich alle sechs Jahre, bloß die der besonders schlimmen Wirbelstürme wie "Sandy" (2012), "Katrina" (2005) oder "Mitch" (1998) werden nicht wieder vergeben. Für die Hurrikans an der amerikanischen Pazifikküste gibt es eine eigene Liste.

Die Prognose für dieses Jahr sagt jedoch nichts darüber aus, ob die Hurrikans auch das Festland erreichen. Die Wirbelstürme entstehen meist mitten im Atlantik, ziehen dann über die Antillen und erreichen schließlich das Festland in Nord- oder Mittelamerika, wo sie sich ausregnen. Die Routen können Meteorologen meist nur kurzfristig berechnen.

"Mit den Verwüstungen durch "Sandy" noch frisch im Gedächtnis und der Vorhersage einer weiteren sehr aktiven Saison sind wir verpflichtet, Vorhersagen zu treffen, die Leben retten und es erlauben, rechtzeitig vorbereitet zu sein", sagt NOAA-Interimschefin Kathryn Sullivan.

"Sandy" war der verheerendste Hurrikan des vergangenen Jahres. Er erreichte Spitzengeschwindigkeiten von 185 Stundenkilometern und wütete vor allem im Bundesstaat New Jersey. 147 Menschen kamen ums Leben, der Sachschaden belief sich auf schätzungsweise 50 Milliarden US-Dollar (rund 38 Milliarden Euro). Trotz Hilfe der US-Regierung gibt es immer noch Gebiete, die nicht wiederaufgebaut sind.

"Wie wir bei 'Sandy' gesehen haben, ist es wichtig, daran zu erinnern, dass sich der Schaden dieser Stürme nicht auf die Küste beschränkt", warnt Sullivan. Die erwartete hohe Aktivität in diesem Jahr erklärt sich vor allem aus zwei Faktoren: den starken Gewitterfronten, die aus Westafrika heranrücken, und der erhöhten Wassertemperatur im Atlantik und in der Karibik.

Hinzu kommt, dass diese Region derzeit ohnehin eine Phase erhöhter Hurrikanaktivität durchläuft. Diese durch Strömungen in den höchsten Schichten der Atmosphäre gesteuerten Zyklen dauerten zwischen 25 und 40 Jahre, sagt Sullivan. Der gegenwärtige Zyklus habe etwa 1995 begonnen. Auch das Wetterphänomen "El Niño" im Pazifik wirkt sich ungünstig aus.

"Dieses Jahr werden die ozeanischen und atmosphärischen Bedingungen im Atlantikbecken mehr und stärkere Hurrikans auslösen", sagt NOAA-Meteorologe Gerry Bell. Das Nationale Hurrikanzentrum (NHC)
in Miami (Florida) verfügt jetzt über einen neuen "Supercomputer", der die Vorhersagen verbessern soll. Das neue System verarbeitet unter anderem in Echtzeit die Radaraufnahmen der Flugzeuge, die die Wirbelstürme in großer Höhe überfliegen.

Die ganzen Informationen müssen letztlich auch zum Bürger gebracht werden - und wie sollte das heutzutage besser funktionieren als über soziale Netzwerke. Das NHC hat Profile im Kurznachrichtendienst Twitter und auf Facebook eingerichtet und verfügt über einen Youtube-Kanal mit Tipps auf Englisch und Spanisch. Auf einem Video mahnt die NHC-Meteorologin Glady Rubio: "Um einen Hurrikan zu überleben, muss man einen Plan haben, bevor der Sturm kommt."

(dpa/jco)
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