Fußball Die Stimme der SVS-Fußballer

Fußball · Bei Heimauftritten des SV Sonsbeck in der Niederrheinliga hält Thomas Schubert die Zuschauer auf dem Laufenden. Der Stadionsprecher überlässt nichts dem Zufall. Vom Spiel selbst bekommt der 49-Jährige nicht viel mit.

 Seit acht Jahren hält Thomas Schubert beim SV Sonsbeck das Mikrofon in der Hand. Den Spaß hat er noch nicht verloren.

Seit acht Jahren hält Thomas Schubert beim SV Sonsbeck das Mikrofon in der Hand. Den Spaß hat er noch nicht verloren.

Foto: Armin Fischer

Seine akribische Vorbereitung auf das nächste Heimspiel beginnt stets am Tag davor. Nicht nur Horst Riege, Trainer der Sonsbecker Niederrheinliga-Fußballer, informiert sich über den kommenden Gegner.

Der Stadionsprecher der Rot-Weißen beschäftigt sich ebenfalls mit der Gästemannschaft. Thomas Schubert, der seit rund acht Jahren vor dem Mikrofon sitzt, setzt freilich andere Schwerpunkte bei seiner Vorbereitung. Sicherlich wirft der 49-Jährige auch einen Blick auf die Spielstatistiken. Weitaus wichtiger sind für ihn aber die Namen der Kicker.

Verbergen sich womöglich Zungenbrecher hinter der Aufstellung des Gegners? "Die Recherche kann bis zu zwei Stunden dauern. Ich möchte gut vorbereitet sein. Mich hat nach dem Schlusspfiff schon mal ein Gästespieler dafür gelobt, dass ich der Erste war, der seinen komplizierten Nachnamen richtig ausgesprochen hat. Solche Aussagen spornen an", sagt der Familienvater, den im Willy-Lemkens-Sportpark alle nur "Schubi" nennen.

Professionelles Equipment

Der Kraftfahrer hat sich im Laufe der Zeit ein professionelleres Equipment angeschafft. Laptop, Mischpult, Verstärker und Boxen bringt Schubert mit zur Anlage. Zwei Stunden vor dem Anpfiff ist er vor Ort. Am Naturrasen hat Schubert seinen festen Platz auf der Tribüne.

Für die Begegnungen am Kunstrasen steht er mit einem geliehenen Kleintransporter auf Höhe des Mittelkreises, um die Zuschauer in gewohnter Manier zu informieren — und zu unterhalten. Es gibt verschiedene Einlauf-Songs, die der Sonsbecker zusammengeschnitten hat. Er kann zwischen sechs TorSongs wählen. Einen davon hat der Stadionsprecher sogar selbst geschrieben. Ein weiterer ist in Arbeit.

Neben den Resultaten aus der Niederrheinliga gibt er zudem die Zwischen- und Endergebnisse der Bundesligen durch. Einen flotten Spruch hat er immer parat. Vor sowie nach der Partie und in der Halbzeitpause werden aktuelle Musikhits gespielt.

Seinen Enthusiasmus erklärt der Vater eines 15-jährigen Sohnes mit der Affinität zum SVS. Schubert ist ein echter Fan. "Ich habe in der Bundesliga keine Mannschaft, die mir besonders am Herzen liegt. Die sind mir menschlich zu weit weg."

Seine Karriere als Stadionsprecher begann mit einer unbedachten Äußerung. Der SVS spielte zu diesem Zeitpunkt in der Landesliga. Bei jedem Tor "rannte damals jemand anderes zu der kleinen Holzkabine mit den zwei Hörnern, um den Namen des Schützen durchzugeben", erinnert sich Schubert.

Das müsse man doch besser machen können, dachte er laut. Die Fans, die neben ihm standen, nahmen ihn beim Wort: "Dann versuche es doch einfach mal." Schubert, ohnehin nicht auf den Mund gefallen, nahm Kontakt zum Vorstand auf, der die Idee bereitwillig unterstützte. Bei seinem Job im Willy-Lemkens-Sportpark kommt ihm die Bühnenerfahrung — er gehörte 20 Jahre als Schlagzeuger der Band "Free Wheeler" an — zugute. Versprecher steckt er locker weg. "Ich kann auch über mich selbst lachen."

Vom eigentlichen Spielgeschehen bekommt Thomas Schubert allerdings nur wenig mit. "Ich verfolge die Begegnung aus einem anderen Blickwinkel. Ich sehe in erster Linie nur die Rückennummern." Doch das hat ihn in all den Jahren nicht wirklich gestört. Deswegen meint Schubert im Brustton der Überzeugung: "Es macht mir immer noch einen Riesenspaß."

(RP)
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