Stadtentwicklung Kampf um das Glasfasernetz in Wülfrath

Wülfrath · Die Telekom kündigt den Breitbandausbau für Innenstadt an. Geschaffen werden soll ein schnelles Netz für alle – die in der Innenstadt wohnen. Das bedeutet plötzliche Konkurrenz für das lokale Glasfaserprojekt.

 In Wülfrath wollen gleich zwei Anbieter das Glasfasernetz ausbauen. 

In Wülfrath wollen gleich zwei Anbieter das Glasfasernetz ausbauen. 

Foto: dpa/James Arthur Gekiere

Erst wollte keiner so richtig und nun haben die Bürger in der Wülfrather Innenstadt die Wahl. Nachdem die Stadtwerke Wülfrath gemeinsam mit dem Kooperationspartner Greenfiber in die Offensive für einen flächendeckenden Glasfaserausbau bis in die Randgebiete der Kalkstadt gegangen ist, kündigt plötzlich auch der Telekommunikationsanbieter Telekom in einer Medieninformation an, das Glasfasernetz ausbauen zu wollen.

Das Unternehmen plant, in Wülfrath gut 1000 Haushalte mit der schnellen Leitung von bis zu einem Gigabit pro Sekunde zu versorgen. Die Konzentration liegt dabei aber auf dem Stadtkern. Wie Telekom-Pressesprecher George-Stephen McKinney auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt, sollen die Arbeiten zum Ausbau voraussichtlich im April beginnen. Wer sich jetzt dafür entscheidet, bekommt den Glasfaser-Hausanschluss kostenfrei, wie es auf der Webseite heißt. Hauseigentümer sparen rund 800 Euro Anschlussgebühr.

Bei den Wülfrather Stadtwerken stößt das Vorhaben auf Verwunderung. Geschäftsführer Heiko Schell sieht darin den Versuch, die eigenen Pläne zu torpedieren, wie er im Gespräch mit der Redaktion sagt. Noch bis zum 13. März läuft die Frist, die nötigen 30 Prozent der Wülfrather Haushalte von einem Glasfaseranschluss bei Stadtwerken und Greenfiber zu überzeugen. Liegen bis dahin genügend Vertragsabschlüsse vor, kann das Projekt an den Start gehen. Jeder der knapp 10.000 Haushalte erhält dann einen Glasfaseranschluss, ohne die Anschlusskosten bezahlen zu müssen.

Die Telekom hingegen konzentriere sich auf das „Filetstück“ in der Innenstadt, kritisiert Schell. Dort gibt es auf einer kleinen Fläche viele Anschlussmöglichkeiten. Zudem ist der Bereich bisher gut versorgt im Vergleich zu den unterversorgten Randgebieten. „Die Menschen außerhalb hängt man dadurch ab. Das kann nicht im Sinne der Kommune sein, bei der Infrastruktur eine Zwei-Klassengesellschaft zu schaffen“, sagt Schell weiter.

Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney weiß um die Pläne der Kommune, sagt aber auch „Das ist eine freie Marktwirtschaft. Wir nehmen keinem was weg. Die Wülfrather haben nun letztlich die Auswahl.“ Die Ausbauabsichten habe der Konzern zudem bereits im Herbst 2021 bei der Stadt Wülfrath vorgestellt. Das bestätigt Karsten Niemann von der Wülfrather Wirtschaftsförderung auf Nachfrage.

Einen genauen Zeitpunkt für die Maßnahme gab es damals allerdings noch nicht, erklärt er weiter. Dass die Telekom ausgerechnet jetzt damit an den Start geht, bezeichnet er als „unglücklich“, zumal die Telekom damals nicht am flächendeckenden Ausbau interessiert war. Daraufhin erfolgte der Ratsbeschluss im Dezember, den Glasfaseranschluss für alle selbst in die Hand zu nehmen. „Wir haben im Gespräch mit der Telekom deutlich gemacht, dass für uns der flächendeckende Ausbau wichtig ist“, sagt Niemann. Daher gelte die Unterstützung dem kommunalen Projekt.

Für Heiko Schell liegt die Entscheidung über die künftige Glasfaserversorgung der Wülfrather nun bei den Wülfrathern selbst. Er zeigt sich trotz der neuen Konkurrenz zuversichtlich, die 30 Prozent-Hürde zu schaffen. Auch viele Immobiliengesellschaften seien bereits an Bord.

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