Ukrainehilfe in Wülfrath „Die Hilfe darf nicht einschlafen“

Wülfrath · Das Ehepaar Schlieper fährt Ende April zum dritten Mal mit Hilfsgütern nach Lemberg. Spendensammlung ist am 23. und 24. April in Mettmann.

 Die Dankbarkeit der Ukrainer bei den ersten beiden Hilfstransporten aus Wülfrath war sehr groß.

Die Dankbarkeit der Ukrainer bei den ersten beiden Hilfstransporten aus Wülfrath war sehr groß.

Foto: Oliver Schlieper

Einfach nichts zu tun, war für Inna und Oliver Schlieper aus Wülfrath keine Option. Denn Inna stammt aus der Ukraine, hat Verwandtschaft ganz in der Nähe von der umkämpften Hauptstadt Kiew. Deshalb war schnell klar: Wir müssen helfen. Und so wurde kurzerhand die ehrenamtliche Wülfrather Aktion „Wir für die Ukraine“ ins Leben gerufen und ein Hilfstransport auf die Beine gestellt.

Bereits zweimal haben sie gemeinsam mit anderen Helfern Anfang und Ende März Hilfsgüter direkt nach Lemberg, die deutsche Bezeichnung für Lwiw, gebracht. Von dort wurden sie weiter ins Land verteilt. Ende April soll der nun dritte Hilfskonvoi starten. „Ich war vor dem Krieg bereits mehrere Male mit meiner Frau im Land. Wenn man es aus den Friedenszeiten kennt und nun sieht, ist das ein ganz komisches Gefühl“, sagt Oliver Schlieper im Gespräch mit der RP.

Umso mehr liegt es der Krankenschwester und dem Krankenpfleger am Herzen, erneut die lange Strecke zurückzulegen. „Wir wussten, dass zum Teil im Keller operiert werden muss und lediglich Kerzen als Licht dienen. Das sind Zustände, die will man sich gar nicht vorstellen“; sagt er mit bedrückter Stimme. Deshalb überlegte er für den zweiten Transport, bei dem insgesamt fünf Transporter unterwegs waren, was man mitnehmen kann, um wenigsten etwas an dieser Situation zu verbessern. „Dann kam mir die Idee mit den Stirnlampen“, ergänzt er. In kürzester Zeit kam eine ansehnliche Menge zustande.

 In fünf Transportern wurden unter anderem dringend benötigte Lebensmittel ins Land gebracht. Von Lemberg (Lwiw) werden sie weiter verteilt.

In fünf Transportern wurden unter anderem dringend benötigte Lebensmittel ins Land gebracht. Von Lemberg (Lwiw) werden sie weiter verteilt.

Foto: Oliver Schlieper

Die Dankbarkeit in der Ukraine darüber war sehr groß, erzählt der Familienvater. Weil das Material gut gebraucht werden kann. Das gilt ebenso für Lebensmittel oder Medikamente, die das Paar auch bei der dritten Tour am 29. April wieder mitnehmen möchte – dieses Mal mit drei Fahrzeugen. Aus Erfahrung weiß Oliver Schlieper, kleine Transporter eignen sich am besten für ein solches Unterfangen. Während größere LKW an der Grenze lange warten müssen, kommen kleinere Transporter schneller wieder durch, berichtet er.

Die Gruppe stemmt die Aktion an nur einem Wochenende. „Es ist körperlich schon sehr anstrengend, weil wir nach dem Ausladen direkt wieder zurück nach Wülfrath fahren“, gesteht Schlieper. Doch die große Dankbarkeit aus der Bevölkerung gebe ihm und seiner Frau Inna die Motivation, erneut zu fahren. Auf den Dörfern habe man ihnen zugewunken. „Die Hilfe darf nicht einschlafen“, fordert er.

Das Ehepaar Schlieper habe selbst drei Fremde aus der Ukraine aufgenommen und konnte ihnen inzwischen eine Wohnung in Wülfrath vermitteln. „Es wäre schön, wenn auch mehr von den Kommunen kommen würden“; kritisiert er. Während bei den ersten beiden Touren die Hilfsgüter über privaten Weg organisiert wurden, ruft Schlieper nun offiziell zur Unterstützung auf, um auf diesem Weg das Thema in der Öffentlichkeit präsent zu halten. Hilfe erhält er dabei vom Bürgerverein Düssel, unter anderem von Mitglied Roland Schary. Bei der vergangenen Fahrt war zudem Vereinsmitglied Udo Switalsky als Fahrer dabei. „Man macht sich überhaupt kein Bild darüber, wie beklemmend es ist, wenn man in die Ukraine fährt, sich als Privatmann zwischen Militärfahrzeugen bewegt und sich in einem Kriegsgebiet aufhält“, sagte Switalsky auf der Jahreshauptversammlung des Bürgervereins. Auch jetzt haben Vereinsmitglieder bereits ihre Unterstützung zugesichert, worüber sich Schlieper sehr freut und dankbar ist.

Wer nun die Wülfrather Initiative bei der dritten Aktion unterstützen möchte, kann Dinge von der Materialliste (siehe Infokasten) spenden. Am 23. und 24. April werden die Spenden, jeweils in der Zeit von 12 bis 16 Uhr, bei Gut Annenhaus, Außenbürgerschaft 22 in Mettmann angenommen. Da auch die Fahrzeuge für die lange Strecke entsprechend getankt werden müssen, sind die Organisatoren zudem dankbar über Geldspenden, um so die Spritkosten zu finanzieren. Das kann auch an diesem Tag gemacht werden. „Wir können leider keine Spendenquittung ausstellen, garantieren aber, dass die Spenden vor Ort in der Ukraine ankommen“; betont der Organisator.

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