Willicher Friedhof Installation soll Gelegenheit zur Trauer geben

Willich · Auf dem Willicher Friedhof ist die Installation „Memento“ entstanden. Mit ihr soll der Toten gedacht werden, die an und mit Corona in Willich gstorben sind.

 Beate Krempe (l). und Waleed Ibrahim (2.v.r.) entzündeten mit Pfarrer Rolf Klein (r.) und Bürgermeister Christian Pakusch (2.v.l.) Kerzen an der Installation.

Beate Krempe (l). und Waleed Ibrahim (2.v.r.) entzündeten mit Pfarrer Rolf Klein (r.) und Bürgermeister Christian Pakusch (2.v.l.) Kerzen an der Installation.

Foto: Bianca Treffer

(tref) 24 grüne Stühle sind es, die vor 24 unterschiedlich großen Kreuzen stehen. Zwischen den Kreuzen sind Bilder zu sehen, die durch die gemalten Porträts unerträgliches Leid widerspiegeln. Auf den Stühlen wiederum liegen vereinzelte weiße Arztkittel. Die Stuhllehnen zieren in Weiß geschriebene Worte, die zusammengesetzt das Gedicht „Momento“ der jüdischen Dichterin Mascha Kaléko wiedergeben, die sich mit dem Leid auseinandersetzt, das der Tod mit sich bringt. „Momento“ ist auch der Titel der Installation, die auf der Wiese vor dem Glockenturm des Willicher Friedhofes entstanden ist.

Mit der Installation wollen die Anrather Künstlerin Beate Krempe und der Willicher Künstler Waleed Ibrahim mit Pfarrer Rolf Klein von der evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde einen Ort schaffen, an dem Bürger um die Menschen trauern können, die in Willich an und mit Corona gestorben sind. Jeder Stuhl steht für einen Verstorbenen, während die weißen Kittel an die Ärzte erinnern sollen, die um diese Menschenleben gekämpft haben. „Jeder Stuhl steht für ein einzelnes Schicksal. Uns allen fehlt die Nähe, die uns Corona nimmt. Aber es ist wichtig, durchzuhalten und vorsichtig zu sein“, sagte Willichs Bürgermeister Christian Pakusch bei der im kleinen Rahmen gehaltenen Eröffnung des Kunstwerks.

Die Idee zu der Installation hatte Krempe. „Wir möchten an die Menschen erinnern, die nicht mehr zwischen uns Platz nehmen können. Als ich im Internet durch Zufall sah, dass 30 Stühle zu verschenken waren, kam mir die Idee, daraus etwas zu machen“, sagt Krempe. Sie holte die Stühle ab und sprach Pfarrer Klein an, der Krempe und Ibrahim schon bei vielen gesellschaftlichen Themen begleitet hat, die sie künstlerisch umsetzten. Das Dreierteam holte sich das Okay von der Stadtverwaltung und machte sich an die Arbeit. Ibrahim, der sich mit Pinsel und Farbe schon seit Längerem mit dem Thema Corona auseinandersetzt, musste nur aus der Vielzahl seiner Bilder auswählen. Diese wurden auf Folien kopiert, um sie auf Aufstellern ausstellen zu können. Das Gedicht von Kaléko kam ebenso hinzu wie die Kreuze.

„Trauer ist in Zeiten von Corona sehr schwierig. Abschied nehmen von einem geliebten Menschen geht nur in einem kleinen Kreis. Hier wurde ein Ort geschaffen, an dem jeder trauern kann“, sagte Klein, der mit den beiden Künstlern und Pakusch die ersten Kerzen aufstellte. Jeder Bürger ist eingeladen, die Gedenkstätte zu betreten und eine Kerze oder eine Blume zu hinterlassen. Die Installation bleibt vier Wochen auf dem Friedhof stehen.

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