Wesel Zäune in der Heide ärgern Spaziergänger

Wesel · Die Bio-Station hat unterhalb der riesigen Strommasten in Obrighoven ein zwölf Hektar großes Areal des Naturschutzgebietes „Drevenacker Dünen“ in vier Schafskoppeln aufgeteilt und eingezäunt. Alte Wege wurden aus diesem Grund geschlossen.

 Dorothea Steher ärgert sich, dass durch die Zäune die alten Spazierwege einfach geschlossen wurden.

Dorothea Steher ärgert sich, dass durch die Zäune die alten Spazierwege einfach geschlossen wurden.

Foto: Klaus Nikolei

Dorothea Steher ist schon immer gerne durch das Naturschutzgebiet „Drevenacker Dünen“ unweit des Reitplatzes in Obrighoven spaziert. Oft zusammen mit Ehemann und Hund. Doch mittlerweile ist ihr die Freude vergangen. Denn eine gut zwölf Hektar große Heidefläche unter den mächtigen Strommasten ist kürzlich eingezäunt worden. Genauer gesagt, sind im Rahmen des EU-geförderten Life-Projekts „Bodensaure Eichenwälder mit Mooren und Heiden“ in dem Gebiet vier Schafskoppeln entstanden.

Ein provisorisches Hinweisschild im DIN-A-4-Format („Hintergrundinformation spezial“) weist unter anderem darauf hin, dass der alte Spazierweg geschlossen wurde, weil er zu nah am Nachtpferch für die Schafe vorbeiführte. „Benutzen Sie deshalb bitte den ausgewiesenen Parallelweg“, ist auf dem Schild zu lesen, das von der Biologischen Station in Wesel gestaltet wurde.

 Über sogenannte Viehroste können Spaziergänger in zwei der vier Schafskoppeln gelangen. Unklar ist, wie größere Hunde das Hindernis überwinden sollen.

Über sogenannte Viehroste können Spaziergänger in zwei der vier Schafskoppeln gelangen. Unklar ist, wie größere Hunde das Hindernis überwinden sollen.

Foto: Klaus Nikolei

Dorothea Steher ist sauer: „Dieser Alternativweg ist total sandig. Da sinkt man ein. Ich finde das unerträglich, dass das gesamte Gebiet zu ist“, sagt die aus Frankfurt stammende Wahl-Weselerin. Auch macht sie sich Gedanken um das Wild: „Die Zäune versperren doch den Tieren alles. Ich kann das alles nicht begreifen.“

 Die Zettel an den Zäunen geben den Spaziergängern nur unzureichende Informationen.

Die Zettel an den Zäunen geben den Spaziergängern nur unzureichende Informationen.

Foto: Klaus Nikolei

Bei der Biologischen Station ist Wilhelm Itjeshorst stellvertretender Geschäftsführer. Er kann den Ärger von Dorothea Steher nicht recht nachvollziehen. „Man kann doch durch zwei der vier Koppeln problemlos hindurchlaufen“, sagt er.

Doch woher sollen das die Spaziergänger wissen? Es fehlen nämlich für Laien verständliche Hinweise. Das Infoblatt mit dem Titel „Zäune in der Heide – eine kurze Hintergrundinformation“, das mehr als hundert Meter entfernt vom ersten Infozettel „Hintergrundinformation spezial“ an einem Weidezaun hängt, ist alles andere als nutzerfreundlich formuliert. Erst ganz am Ende heißt es, dass „grundsätzlich die Nutzung der mittleren Wegeverbindung in streckenweise etwas abgeändertem Verlauf möglich ist“.

Der Zugang zu den Haupt-Koppeln werde gewährleistet durch speziell angefertigte Durchlässe mit sogenannten Viehrosten, die von den Schafen nicht betreten werden. Im Klartext: Nach dem Überschreiten der Viehroste können Spaziergänger auf den Wegen durch zwei der vier Koppeln wandern. Nicht bedacht wurde allerdings, dass größere Hunde die Viehroste nicht überwinden können. Kleinere Vierbeiner müssen über die Hindernisse gehoben werden. Probleme, dass zum Beispiel Rehe durch die Zäune aufgehalten werden, sieht Wilhelm Itjeshorst nicht. „Denn die Koppeln, auf denen die Schafe nicht weiden, werden für das Wild geöffnet.“ Für Niederwild wie Hasen, Füchse etc. stelle der Zaun offenbar kein Hindernis da. Denn beim Aufbau des insgesamt drei Kilometer langen Zaunes habe man dafür gesorgt, dass die großen Maschen unten liegen, erklärt der Biologe.

Dass in dem Naturschutzgebiet, das allerdings bislang nicht als solches ausgewiesen ist, vier Schafskoppeln geschaffen wurden, wird von Wilhelm Itjeshorst damit begründet, dass der Schäfer bislang habe mobile Zäune aufstellen müssen. Und das sei sehr arbeitsaufwendig gewesen.

„Wir wollen jetzt ausprobieren, ob es möglich ist, dass die Leute während der Schafsbeweidung durch die Koppeln laufen. Das funktioniert aber nur, wenn Hunde an der kurzen Leine gehalten werden.“ Denn geschützte Tierarten benötigen Ruhezonen.

Wilhelm Itjeshorst zeigt sich durchaus einsichtig, dass noch einiges getan werden muss, um den Erholungssuchenden klar und ohne Schnörkel deutlich zu machen, was im Bereich der „Drevenacker Dünen“ genau passiert, was erlaubt und was nicht erlaubt ist. Dazu ist das Aufstellen von entsprechenden Hinweisschildern erforderlich. Zuständig dafür, sagt Itjeshorst, sei allerdings die Naturschutzbehörde beim Kreis Wesel. „Nur auf unseren Druck hin, wird da jetzt etwas passieren.“

Der Biologe ist überzeugt, dass sich die Menschen sehr schnell an die neue Situation gewöhnen werden. So wie am Schwarzen Wasser am Rande des Diersfordter Waldes. „Dort konnte man früher bis ans Wasser. Bis auch dort Zäune aufgestellt wurden, um zu verhindern, dass Leute mit ihren Hunden an den See laufen. Ohne solche Maßnahmen ist kein Naturschutz möglich“, sagt er.

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