Krise bremste nur kurz Nachfrage nach Immobilien bleibt stark

Wesel · Die Landesbausparkasse (LBS) wertet für Wesel den Immobilienmarkt aus. Nach anfänglicher „Schockstarre“ in der Corona-Krise steigt nun wieder die Nachfrage. Diese Tendenz beobachten auch lokale Immobilienmakler.

 Im Immobilienmarkt ist wieder viel Bewegung.

Im Immobilienmarkt ist wieder viel Bewegung.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Der Immobilienmarkt in Wesel zeigt sich nach Einschätzung von Experten auch in der gegenwärtigen Corona-Krise robust. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die die Bausparkasse LBS vorlegt. „Die Immobilienwerte in der Region sind stabil, der Preisanstieg der vergangenen Jahre wird durch Corona und die Folgen jedoch spürbar gebremst“, lautet die Einschätzung von LBS-Gebietsleiter Thomas Stachowski. Er hat an der bundesweiten Studie „LBS Markt für Wohnimmobilien 2020“ mitgewirkt, die jetzt veröffentlicht wurde.

Die LBS ist die Bausparkasse der Sparkassen. In deren Auftrag analysiert ein Marktforschungsinstitut seit 20 Jahren die Entwicklungen in den Regionen. So entsteht ein detailliertes Bild der Angebotspreise von Wohnungen.

Auch Immobilienmakler Daniel Vasta arbeitet in der Region. Er teilt die generelle Einschätzung der Studie, beobachtet sogar nach einem kurzen Zwischentief zu Beginn des Lockdowns ein stark gesteigertes Kaufinteresse. „Die Leute, die ohnehin eine Kaufabsicht hatten, haben offenbar während des Lockdowns über einen Kauf noch einmal intensiver nachdenken können“, sagt Vasta. Entsprechend groß sei die Nachfrage. Er sieht eine Schwäche der großen LBS-Studie darin, dass sie die einzelnen Postleitzahlengebiete nicht differenzierter betrachtet. „Die Städte Wesel und Hamminkeln haben verschiedene Lagen, die sich unterschiedlich entwickeln.“ In Wesel seien weiter Obrighoven und Lackhausen stark nachgefragt, auch wegen der Autobahnnähe. Viele Interessenten gebe es aus dem Ruhrgebiet und Düsseldorf. Blumenkamp sei wegen der schlechten Nahversorgung vor Ort derzeit nicht so gut aufgestellt. In Hamminkeln fokussiere sich viel auf die eigentliche Stadt mit Hamminkeln und Dingden. Aber auch die anderen Ortsteile kämen kurz dahinter, sagt Vasta, der in seinem Portfolio auch hochpreisige Immobilien von mehr als einer Million Euro hat. „Die Doppelhaushälften für unter 300.000 Euro gehen sowieso immer“, sagt Vasta.

Ähnlich sieht es der Weseler Makler Marc Rottbeck. Nur zu Beginn der Krise im März habe es einen kurzen Einbruch gegeben. Als die Leute dann merkten, dass die Situation länger dauern kann, habe die Kundschaft zur alten Nachfrage zurückgefunden, sagt Rottbeck. An die Corona-Regeln angepasst fänden Besichtigungen von Objekten übrigens auch nicht mehr mit großen Menschenmengen statt. Zudem seien Bewohner vermieteter Einheiten zu schützen

Die weiteren Ergebnisse der LBS-Studie: Gegenüber dem Vorjahr haben die Immobilienpreise insgesamt um zehn Prozent zugelegt. In ganz NRW haben die Preise ebenfalls um durchschnittlich zehn Prozent angezogen. Wirklich aussagekräftig ist aber in der LBS-Studie erst die Betrachtung der einzelnen Objektarten. Demnach kostet ein gebrauchtes Einfamilienhaus derzeit im Schnitt rund 295.000 Euro ( plus 40 Prozent). „Gerade Gebrauchtimmobilien sind allerdings sehr schwer miteinander vergleichbar“, relativiert Stachowski den Preisanstieg. Ein neues Reihenhaus liegt einschließlich Grundstück bei 200.000 Euro (unverändert). Für erschlossenes Bauland werden unverändert 200 Euro pro Quadratmeter fällig, die Bandbreite reicht je Lage von 150 bis 230 Euro. Eigentumswohnungen mit einer Vergleichsgröße von 80 Quadratmetern kosten neu 204.000 Euro (plus zwei Prozent). Aus zweiter Hand liegen sie bei 116.000 Euro (plus vier Prozent).

„Während der Neubau wegen der Corona-Krise derzeit ins Stocken gerät, kommen nach der ersten Schockstarre jetzt wieder viele Anfragen von Eigentümern, die sich über einen möglichen Verkauf und Tausch informieren wollen“, erläutert Thomas Stachowski.

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