Kunst und Klima Wenn der Eisbär in die Stadt kommt

Bislich · Das neue Projekt des Künstlers Thomas Heweling, das er mit seiner Cousine Svenja realisiert hat, soll zum Nachdenken anregen. Der Klimawandel und seine Folgen sind das Thema. Auftaktort der Aktion soll der Fährkopf in Bislich sein.

 Svenja Heweling kennt sich mit Großplastiken aus. Sie setzt unter anderem die Entwürfe für die Düsseldorfer Rosenmontagszüge um.

Svenja Heweling kennt sich mit Großplastiken aus. Sie setzt unter anderem die Entwürfe für die Düsseldorfer Rosenmontagszüge um.

Foto: Kunst-Design Rees

Es ist das erste gemeinsame Projekt von Thomas und Svenja Heweling. Den Wunsch hierzu hatten der 36-jährige Künstler aus Haffen-Mehr, der seine Werkstatt in Bislich hat und unlängst erst mit der von ihm kreierten Corona-Faust auf sich aufmerksam machte, und seine sechs Jahre jüngere Cousine schon länger. „Jetzt hat es endlich geklappt, wobei uns die Corona-Krise ein wenig geholfen hat. Denn so hatten wir beide etwas mehr Zeit und bei einem Treffen haben wir uns schnell für die Aktion begeistern können“, sagt Thomas Heweling.

Die Aktion, von der er spricht, das ist der Eisbär, genauer gesagt, der Eisbär in der Stadt. Wer aber nun glaubt, Thomas und Svenja Heweling erstellen einen stattlichen, kuscheligen, bei Menschen so beliebten Eisbären, irrt sich gewaltig. Was die beiden Künstler zeigen werden, ist ein ausgehungertes, verwahrlost wirkendes Tier, dessen natürlicher Lebensraum durch die immer weiter fortschreitende Erderwärmung nicht mehr existiert und das sich nun auf den Weg in die Städte macht. Komplettiert wird das Kunstwerk durch einen in unmittelbarer Nähe zum Eisbären platzierten Menschen, der ganz bewusst als Neutrum dargestellt wird. Auch er wirkt ausgemergelt, besteht nur noch aus Haut und Knochen. Lediglich sein Smartphone hält er fest in Händen, nimmt Dinge, die um ihn herum geschehen, nicht mehr wahr.

 Feinarbeit: Thomas Heweling beim Besprühen der beiden Figuren, die am kommenden Sonntag zum Startschuss der Aktion ab 11 Uhr am Fährkopf in Bislich zu sehen sein werden.

Feinarbeit: Thomas Heweling beim Besprühen der beiden Figuren, die am kommenden Sonntag zum Startschuss der Aktion ab 11 Uhr am Fährkopf in Bislich zu sehen sein werden.

Foto: Kunst-Design Rees

Kein leichter Stoff also, mit dem das Duo da aufwartet. Für Thomas Heweling eine bewusste Entscheidung: „Wir wollen damit ein Statement setzen, die Klimakrise in einem künstlerischen Projekt verarbeiten. Dieses Thema ist uns wichtig“, so Heweling. Svenja Heweling, die aus Wesel stammt, mittlerweile aber in Düsseldorf lebt und seit zehn Jahren zum Team des bekannten Karnevalswagenbau-Künstlers Jacques Tilly gehört, betont, dass „wir ein ganz bestimmtes Thema visualisieren wollen. Und vor allem wollen wir, dass sich die Menschen damit beschäftigen.“ Und ihr Cousin, der ein Innenarchitektur-Studium absolviert hat und schon mit 20 Jahren seine Meisterprüfung zum Tischler ablegte, fügt hinzu: „Wir sagen nicht, dass unsere Meinung die richtige ist. Aber wir wollen zur Kommunikation anregen. Eltern sollen beispielsweise ihren Kindern erklären, warum der Eisbär so dünne Beine hat.“

 Fast fertig: Der Eisbär und sein ignoranter Begleiter verlassen schon bald die Werkstatt. Was die beiden Künstler mit den Figuren aussagen wollen, wird schon hier sehr deutlich.

Fast fertig: Der Eisbär und sein ignoranter Begleiter verlassen schon bald die Werkstatt. Was die beiden Künstler mit den Figuren aussagen wollen, wird schon hier sehr deutlich.

Foto: Kunst-Design Rees

Rund 350 Stunden werden Thomas und Svenja Heweling am Ende in ihr Projekt gesteckt haben. Und sie legen viel Wert darauf, dass mit dem „Eisbär in der Stadt“ kein Geld verdient wird. „Nach Ende der Aktion werden die Figuren nicht verkauft, sondern zerlegt“, sagt Thomas Heweling. Das „Schrottholz“, das die Basis des Eisbären bildet, wird möglicherweise für die Herstellung eines Möbelstücks benutzt. Auch die weiteren Materialien wie Draht, Schrauben oder Zeitungspapier sind vollständig recyclebar. Für die verwendete Farbe (auf Acrylbasis) sowie den Transport/Treibstoff wollen die Künstler aus privater Tasche CO2-Ausgleichszahlungen zahlen.

 Eisbär-Kunstprojekt von Thomas Heweling

Eisbär-Kunstprojekt von Thomas Heweling

Foto: Michael Elsing
 Eisbär-Kunstprojekt von Thomas Heweling

Eisbär-Kunstprojekt von Thomas Heweling

Foto: Michael Elsing
 Eisbär-Kunstprojekt von Thomas Heweling

Eisbär-Kunstprojekt von Thomas Heweling

Foto: Michael Elsing

Der Startschuss für die Aktion soll am 19. Juli am Fährkopf in Bislich sein. Dort werden der Eisbär und sein ignoranter Begleiter erstmals zu sehen sein. Allerdings nur für einen Tag. Dann wandern die auf Holzpodesten stehenden Figuren an einen anderen Ort. „Das ist auch genauso gewollt. Es handelt sich nicht um eine Dauerausstellung“, sagt Thomas Heweling. Als weitere Aufenthaltsorte des Kunst-Projektes sind der Große Markt in Wesel, das Kloster Kamp in Kamp-Lintfort, wo auch schon Hewelings Corona-Faust zu sehen war, sowie die Städte Münster, Köln oder Düsseldorf im Gespräch.

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