Ein Projekt für die Erinnerung Heimatverein und Klausenhof veranstalten ein Fest am Humberghaus

Dingden · Am Humberghaus findet am 25. September ein Fest zum Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ statt. Heimatverein und Klausenhof haben sich dafür zusammengetan. Es geht vor allem darum, an die jüdische Kultur auf dem Land zu erinnern. Was alles geplant ist.

 Das Fest findet am 25. September am Humberghaus statt.

Das Fest findet am 25. September am Humberghaus statt.

Foto: Thomas Hesse

In diesem Jahr werden 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert. Zu diesem Anlass hat die Akademie Klausenhof in Zusammenarbeit mit dem Humberghaus in Dingden ein Projekt ins Leben gerufen, das in fröhlicher und nachdenklicher Weise, wie es in der Ankündigung heißt, an die reichhaltige jüdische Kultur auf dem Land erinnern soll. Das Projekt beinhaltet drei Bestandteile: ein Fest nach Tradition des jüdischen Sukkots, das „Laubhüttenfest“, ein Escape-Game, das angelehnt ist an die Geschichte der jüdischen Familie Humberg aus Dingden, und ein Radfahr-Guide, der Stationen des ehemaligen jüdischen Lebens auf dem Land aufzeigt. Das Thema wird am nächsten Samstag, 25. September, auch öffentlich erlebbar.

Das 1700-Jahr-Jubiläum findet ansonsten öffentlich Beachtung vor allem in Großstädten. Dingden geht in die Nische dörflicher Erinnerungen. Das jüdische Landleben hat wenige Erinnerungsorte wie hier, das Humberghaus ist ein Unikat. Deshalb ist es mit seiner originalen historischen Bausubstanz nicht nur eine besondere Kulisse, sondern regelrecht ein Schauplatz erlebter Geschichte.

Der Heimatverein Dingden als Träger und die Dingdener Weiterbildungseinrichtung Akademie Klausenhof haben sich deshalb für ein Fest zusammengetan. Wegen der Corona-Pandemie musste es vom Frühling auf den Termin am 25. September verschoben werden. Ort der Handlung ist der Innenhof hinter dem Haus an der Hohe Straße 1.

Das „Laubhüttenfest“, das fünf Tage nach Jom Kippur gefeiert wird, erinnert an den Auszug aus Ägypten und die Wüstenwanderung, bei der provisorische Hütten Unterschlupf boten. Solche sollen auch am 25. September hinter dem Humberghaus aufgestellt werden. Dazu kommt der spielerische Aspekt beim Escape-Game. Die Mitspieler sollen die Ehrenmedaille von Abraham Humberg aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 finden – es ist eine Art Schatzsuche.

Geplant sind auch Radtouren, die über vier Routen gehen und an Stationen jüdischen Lebens vorbeiführen. Eine davon bildet – so weit bekannt – die Fluchtstrecke ab, die Ernst Humberg am 10. November 1938 mit dem Fahrrad genommen hat. Sie führte von Brünen über Dingden-Berg nach Westendorp. Die Idee, Radtouren auf lokalen jüdischen Spuren zu machen, geht noch weiter. So sollen am 9. November Gesamtschüler eine Radkarte präsentieren, die der Klausenhof entwickelt hat und die zu Plätzen führt, die mit den Humbergs und dem jüdischen leben verbunden sind.

Doch erst steht das 1700-Jahr-Fest an. Für den Heimatverein ist das auch „eine gute Sache, um das Humberghaus noch bekannter zu machen“, sagt Vorsitzender Heinz Wolberg. Ohnehin sieht er sich in seiner Arbeit insgesamt bestätigt. Beispiel ist das Medienpaket für Schulen, das sich um das Thema jüdische Nachbarn und jüdisches Leben auf dem Land dreht. Es existiert in siebenfacher Ausfertigung für jeden Regierungsbezirk. Schulen und andere Bildungseinrichtungen können es ausleihen. „Sie sind alle ausgeliehen weit bis ins Jahr 2022“, sagt Wolberg. Angesichts der Nachfrage wird nun ein achtes Paket für den Einsatz an Schulen entwickelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort