Interview „2500 bei ,Wesel liest’“

WESEL · Wolfgang Berg, Leiter der Stadtbücherei, hat wieder das Literaturfest organisiert, bei dem Weseler für Weseler lesen. Er zieht Bilanz.

 Wolfgang Berg.

Wolfgang Berg.

Foto: Jana Bauch (jaba)

Die Aktion „Wesel liest 2018“ ist zu Ende gegangen. Sie hat mit einer Fülle unterschiedlicher Themen und Leseorte Breitenwirkung erzielt. Wolfgang Berg, Leiter der Stadtbücherei, hatte mit der Organisation der Aktionswoche von Montag bis Freitag alle Hände voll zu tun. Er zog er Bilanz.

Herr Berg, ein spontanes Fazit bitte.

Wolfgang Berg Ich bin sehr zufrieden, wir hatten insgesamt 84 Veranstaltungen mit rund 2500 Gästen. Wir hatten stimmungsvolle Orte, in die man sonst oft nicht kommt. Die Rückmeldungen von Veranstaltern und Gästen waren außerordentlich gut.

Die Masse der Veranstaltungen ist das eine, die Qualität das andere.

Berg Die Nachfrage ist unverändert hoch, das hat auch mit der Qualität zu tun. Ich werde aber jedes Jahr gefragt, warum so viele Lesungen abends zu ähnlichen Zeiten stattfinden. Die Zeitüberschneidung erklärt sich damit, dass viele Veranstalter, zum Beispiel Einzelhandelsgeschäfte oder Cafes, Lesungen nicht im Alltagsgeschäft unterbringen können. Wir versuchen deshalb immer, in den verschiedenen Stadtteilen abends jeweils nur eine Lesung zu haben, damit man kurze Wege hat. Außerdem gehe ich davon aus, dass Erwachsene ab 18 Uhr Zeit haben. An verschiedenen Tagen gibt es interessante Leseorte, so dass es sich lohnt, mehrfach unterwegs zu sein. Zum Beispiel Lesungen in der Pathologie, im Sarglager oder im Kesselhaus des Krankenhauses.

Gibt es ein Highlight, das Sie nennen möchten?

Berg Mehrere. Bei Hartmut Stevens, der Ersatzteillieferant für Oldtimer ist, riecht es so schön nach Leder und Öl. Dort stehen Oldies, es gibt alte Gerätschaften zu sehen. Eine schöne Atmosphäre. Toll war es auch im Luftschutzbunker unter dem Arbeitsgericht, wer kennt den schon? Passend dazu hat Michael Schumacher aus dem Roman „Er ist wieder da“ gelesen. Oder Pastor Sühlings Lesung draußen unter den Bäumen an der Johanneskirche in Bislich. Die Störche klapperten, ein Eule flog vorbei, das Wetter passte. Im Verbindungstunnel zur Grav-Insel wurde aus „Der dritte Mann“ von Graham Greene gelesen.

Darauf muss man erstmal kommen.

Berg Gute Leseorte reizen natürlich, manche Vorleser bringen tolle eigene Ideen mit. Dann kann ich kaum Nein sagen, obwohl ich daran denke, die Zahl der Veranstaltungen leicht zu verringern. Die Kapazitätsgrenze ist erreicht, wir müssen schon im Januar mit der Planung für „Wesel liest“ im September beginnen. 2019 wird es wieder ein gutes Programm geben, davon gehen wir fest aus.

Es gibt auch viele Kinder- und Jugendveranstaltungen.

Berg Schulen und Kindertagesstätten machen gerne mit, sie haben natürlich andere zeitliche Bedürfnisse für ihre Lesungen. Es ist liegt uns am Herzen, für das Lesen und Vorlesen zu werben. Das ist auch ein Stück Leseförderung. Aber es ist ein schwieriges Geschäft, wir bemerken eine Veränderung. Fragen wir Kinder, ob ihnen zu Hause vorgelesen wird, gehen nur noch relativ wenige Finger hoch. Noch weniger Finger gehen hoch, wenn wir Kinder fragen, ob sie schon in der Stadtbücherei waren.

Das ist auch eine bildungspolitische Frage. Wie ist die Unterstützung der Lokalpolitik?

Berg Sehr gut. Mehrere Ratsmitglieder beteiligen sich an den Lesungen, das zeigt die Wertschätzung.

(thh)
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