Kommentar zur Woche Danke, Polizei!

Zu so einem Job gehört Mut. Würden Sie sich trauen, aus einem wütenden Mob den rauszuholen, der gerade den Hitlergruß zeigt oder im Wald mit Steinen wirft? Unsere Polizisten verteidigen hier unseren Staat.

 Polizisten im Hambacher Forst: Auch Einsatzkräfte aus dem Kreis Wesel sind dabei.

Polizisten im Hambacher Forst: Auch Einsatzkräfte aus dem Kreis Wesel sind dabei.

Foto: dpa/Oliver Berg

Deutschland im Frühherbst 2018, überall im Land steht die Polizei im Fokus: Was passiert da gerade in diesem Land? Ganz im Osten, in Chemnitz, müssen Polizisten dafür Sorge tragen, dass Demonstrationen nicht aus dem Ruder laufen. Ganz im Westen, im Hambacher Forst, müssen sie einen Wald räumen, in dem sich wahrscheinlich nicht allein friedliche Umweltaktivisten verschanzen. Auch aus dem Kreis Wesel hat das Land Polizeikräfte für die Räumung des Hambacher Forstes angefordert. Unsere Polizisten, die dort im Einsatz sind, seien nicht zu beneiden, wird berichtet. Polizisten würden dort geschlagen und bespuckt. Und die sogenannten Umweltaktivisten – es wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wie viele davon eigentlich krawallierende Extremisten sind – wissen mit allen Tricks zu kämpfen: Wenn sie festgenommen werden, würden diese immer wieder behaupten, Hepatitis C oder Tuberkulose zu haben. Der Polizeibeamte muss dann um seine eigene Gesundheit fürchten.

Bei allem Verständnis für das generelle Ansinnen, Bäume schützen zu wollen. Es gibt Gesetze, es gibt Rechtssprechung. Kein noch so hehres Ziel rechtfertigt Gewalt gegen Polizei und Retter.

Wir wollen an dieser Stelle den Polizisten im Land für ihren Einsatz danken. Zu so einem Job gehört Mut. Würden Sie sich trauen, aus einem wütenden Mob den rauszuholen, der gerade den Hitlergruß zeigt oder im Wald mit Steinen wirft? Unsere Polizisten verteidigen hier unseren Staat.

In solchen Einsatzszenarien braucht es Polizisten mit Ruhe. Und auch, wenn der neue Hünxer Wachdienstleiter Stefan Henseler mit großer Wahrscheinlichkeit in seinem neuen beschaulichen Arbeitsort auf solche Extremsituationen nicht mehr treffen wird, würde man sich einen Typen wie ihn wohl malen, wenn man auf der Suche nach einem guten Polizisten wäre. Henseler machte bei der Vorstellung seiner Person keinen großen Wirbel. Er ließ die Politiker, Landrat Ansgar Müller und  Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth sprechen, die wie selbstverständlich eine mehr als einstündige Pressekonferenz mit ihren Redebeiträgen füllten, und dabei – Pardon: auch viel um sich selbst kreisten. Henseler erweckte währenddessen den Anschein, als würde er sich einfach nur freuen auf diesen Job, der ihm viele Kontakte zu Menschen bringt, in dem er eine Menge bewegen kann.

Dass die Polizei im Kreis, Henseler und seine gut 650 Kolleginnen und Kollegen, gute Arbeit macht, kann man übrigens in den Bilanzahlen lesen. Kontinuierlich wird ein Sicherheitsbericht vorgelegt. Exemplarisch haben wir für die Grafik in der Freitags-Ausgabe die Werte verschiedener Straftatbestände im Juli 2013, 2017 und 2018 verglichen. Es ist nur eine Momentaufnahme: Bei vielen Delikten ist aber die Zahl der Straftaten rückläufig. Nun ist die Gefährdungslage in einem ländlichen Kreis eine andere als in urbanen Räumen. Dennoch ist die Botschaft eindeutig. Die Bürger im Kreis Wesel dürfen sich sicher fühlen.

Die Politiker verwiesen hingegen immer wieder auf das „subjektive Sicherheitsgefühl“, das sich verschlechtert habe. Da müsse man gegensteuern. Am besten gelingt das mit Worten und Argumenten. Das Gefühl, alles würde gefährlicher, ist, wie das Wort schon sagt, ein höchst „subjektives“. Viele Zahlen belegen das Gegenteil.

Eigentlich sind wir in einer auf DAX & Daten fixierten Welt komplett an Zahlen orientiert. Warum schenken wir ihnen da, wo sie kaum lügen können, kein Vertrauen?

Ihre Meinung? Schreiben Sie:
sebastian.peters@rheinische-post.de

(sep)
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