Wermelskirchen Wo Spielzeug auch mal Ferien macht

Wermelskirchen · Die evangelische Kindertagesstätte Dabringhausen ist etwas für kleine Naturliebhaber. Denn draußen Spielen steht täglich auf dem Programm. Dabei werden die Kinder zu viel Kreativität angeleitet – es muss nicht immer Spielzeug sein. Seit 2009 ist die Kita auch Familienzentrum.

Es ist ungewöhnlich ruhig in der evangelischen Kindertagesstätte Dabringhausen. Die Hasen-Gruppe nutzt den sonnigen Tag, um den Wald zu erkunden. Und die Elefanten und Mäuse tummeln sich auf dem weitläufigen Außengelände. Timo, Jan und Conner bauen gemeinsam aus Brettern eine Brücke, andere Kinder schaukeln oder klettern. Doch nach Spielsachen sucht man vergebens. "Die machen bei uns seit zwei Jahren jeden Mittwoch Ferien", erzählt Kita-Leiterin Gerhild Heil lachend. Auch drinnen sind in den Regalen alle Kisten mit Lego, Bauklötzen und Brettspielen mit dicken Tüchern abgedeckt.

Kistenkobolde mit Gefühl

Die Einrichtung nimmt mit ihren drei Gruppen an der Papilio-Suchtprävention teil – der gelegentliche Verzicht auf herkömmliches Spielzeug gehört dazu. Sechs der zehn Betreuerinnen haben bereits eine entsprechende Schulung gemacht, um die Elemente des Programms gegen Gewalt und Sucht Kindern und ihren Eltern nahezubringen. "Das besondere an dem Programm ist, dass die Erzieher auch gegenseitig ihr eigenes Verhalten reflektieren müssen", betont Heil.

Ein weiteres Element von Papilio sind die so genannten "Kistenkobolde", die in jedem Gruppenraum hängen und die einzelnen Gefühlszustände ausdrücken: Zornibold steht für die Wut, Heulibold für Trauer, Freudibold für positive Gefühle und Bibberbold für Angst. Jedes Kind kann sein Foto an die entsprechende Stelle hängen, einmal in der Woche reden die Gruppen über die Gefühle. "Natürlich achten wir auch darauf, ob sich ein Kind zum Beispiel tagelang an den Heulibold hängt", sagt Heil.

Seit 2009 ist die evangelische Kindertagesstätte auch zertifiziertes Familienzentrum für Dabringhausen. In dem großzügigen Gebäude an der Altenberger Straße 53 finden die Sprechstunden der psychologischen Beratungsstelle und der Logopädin statt. Eigens dafür gibt es unter dem Dach einen kleinen, gemütlichen Raum, in dem die entsprechende Atmosphäre geschaffen wird. Dort befindet sich auch die Kinderbibliothek, aus der sich alle Besucher der Einrichtung übers Wochenende ein Bilderbuch ausleihen können.

"Ansonsten legen wir viel Wert darauf, jeden Tag draußen zu sein", erzählt Gerhild Heil. Der Rasen ist inzwischen komplett einem Mulchbereich gewichen wo die Kinder auf den Spielgeräten aus Naturmaterialien gefahrlos tollen. Die Kinder aller Gruppen spielen viel zusammen – nach dem Konzept einer teiloffenen Arbeit. Aber auch drinnen gibt's genug Möglichkeiten zur Bewegung: ein buntes Bällebad zum Toben, einen Turnraum mit Sprossenwand und Matten und in jedem Gruppenraum eine große Holz-Kuschelburg inklusive Puppenwohnung. Auch bei der Ernährung geht es gesund zu, Frühstück und Mittagessen werden frisch zubereitet, es gibt keinen Catering-Service.

Auf noch etwas legt die Kita Wert: Die Kinder werden christlich erzogen und besuchen monatlich einen Gottesdienst mit Pfarrerin Elke Mielke. "In drei Jahren bei uns kommen die Kinder ganz intensiv mit Glauben in Kontakt", so Heil.

(RP)
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