Wermelskirchen Mit kleinen Kapseln gegen große Sorgen

Wermelskirchen · Ilka Schmidt arbeitet seit 19 Jahren in der Bergischen Apotheke. Als PTA stellt sie Kapseln und Salben her.

 Ilka Schmidt bei der Herstellung vom Medikamente in Form der Kapseln.

Ilka Schmidt bei der Herstellung vom Medikamente in Form der Kapseln.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Das ungeübte Auge muss genau hinsehen, um die kleinen, leeren Kapseln zu erkennen. Mit geschulten und erfahrenen Fingern setzt Ilka Schmidt (50) die Hüllen in die Kapselfüllmaschine, rüttelt und schraubt – und schon teilen sich die Kapseln in zwei Hälften. Bereit zum Befüllen. Als die Pharmazeutisch-technische Assistentin zum Mörser greift und das Pulver immer feiner reibt, fängt sie an zu schmunzeln. „Neulich habe ich 800 Kapseln befüllt“, erzählt sie, „ich habe eine Stunde gemörsert und das noch am nächsten Tag im Arm gespürt.“

Heute ist nur eine kleine Menge vorgesehen. Ein Baby, das dringend Medikamente braucht, soll später den Inhalt der kleinen Kapseln in die Milch gemischt bekommen. „Für so kleine Kinder gibt es keine fertigen Medikamente in der richtigen Dosis“, erklärt die Fachfrau. Die niedrigste Dosierung liege meistens bei 50 Milligramm. Babys brauchen aber höchstens eine Zwei-Milligramm-Dosis. Und dann kommen die Fachleute in den Apotheken ins Spiel – wie Ilka Schmidt. Manchmal hätten Mütter in den Extremsituationen ihres Lebens bereits weinend in der Apotheke gestanden – auf der Suche nach Hilfe und Jemandem, der sich um die kleine Dosierung kümmert. „Dass ich dann helfen kann, ist für mich das schönste an meinem Job“, sagt die Pharmazeutisch-technische Assistentin.

Inzwischen sind die Zutaten für das Medikament, das am Ende in der Kapsel untergebracht werden soll, ganz fein gemörsert. Vorsichtig gibt Ilka Schmidt das Pulver in die vorbereiteten Kapselhälften, verschließt sie mithilfe des Füllgeräts wieder und gibt sie dann in eine der kleinen Dosen, die später an die Kunden herausgegeben werden. Das Rezept kommt wie in allen anderen Fällen auch vom Arzt. „Wir prüfen und rechnen dann, gleichen Bestandteile und Konzentration ab und halten im Zweifelsfall Rücksprache“, erklärt Ilka Schmidt. Inzwischen haben nicht nur die Eltern von Babys herausgefunden, dass Ulla Buhlmann und ihr Team in der Bergischen Apotheke Kapseln mit kleinen Dosierungen herstellen. „Auch Hundebesitzer mit sehr kleinen Tieren kommen darauf zurück“, sagt Ilka Schmidt.

Sie verstaut die großen Gefäße mit all den Zutaten für die Kapseln und Medikamente wieder hinter dem Glas. In dem kleinen Labor wird ganz genau und unter hohen Auflagen gearbeitet. „Ich habe hier meinen Platz gefunden“, sagt Ilka Schmidt und macht sich an der gegenüberliegenden Arbeitsplatte an die Produktion einer Salbe.

Schon eine Ausbildung zur Apothekenhelferin hatte Ilka Schmidt damals in der Bergischen Apotheke absolviert, dann die PTA-Schule besucht. „Danach habe ich ungefähr alles ausprobiert, was man als PTA machen kann“, sagt sie. Erst die Arbeit im pharmazeutischen Großhandel, im Labor, dann als Pharmareferentin. „Aber ich wollte zurück in die Apotheke“, sagt sie. Jetzt habe sie die perfekte Mischung zwischen der Arbeit in der Rezeptur, die ihr schon immer gelegen habe, und dem Kontakt mit den Kunden. Beraten, Rezepte ausgeben, Salben und Kapseln herstellen. „Und wenn dann eine Kundin vor einem steht und erzählt, wie die Medikamente geholfen haben, sie ihre Leiden und Sorgen los ist, dann motiviert mich das sehr“, sagt sie. Für ihren Arbeitsraum und die vielen Substanzen, die hier zum Einsatz kommen, hat sie ein Farbsystem entwickelt: Auf jedem Döschen kleben bunte Etiketten, die auch weniger erfahrenen Kollegen signalisieren, was geboten ist. Gelb bedeutet Handschutz, blau steht für die Schutzbrille, orange für den Rundumschutz. Und wer zu einem rot markierten Döschen greift, weiß, dass es ernst wird.

Inzwischen ist die Salbe fertig. Ilka Schmidt räumt zusammen und macht die frisch gefüllten Döschen abholbereit. „Ein guter Tag“, sagt sie noch, als sie zusammenpackt.

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