Wermelskirchen Sebastian Krämer sonnt sich „im Glanz der Vergeblichkeit“

Wermelskirchen · Man weiß nicht, wer mehr zu bedauern ist, der Jammerlappen oder die, die er nass macht. Während sich zeitgenössischer Deutschpop in der Exaltierung von Emotionen gefällt, verlegt Sebastian Krämer sich in seinem Programm „Im Glanz der Vergeblichkeit“ aufs Gegenteil: beispielhafte Contenance als Umzäunung beispielloser Abgründe.

 Sebastian Krämer kommt mit seinem Programm „Im Glanz der Vergeblichkeit“ in die Katt.

Sebastian Krämer kommt mit seinem Programm „Im Glanz der Vergeblichkeit“ in die Katt.

Foto: Christian Biadacz

Vergnügte Elegien (ein Genre, das zu diesem Zweck eigens erfunden werden musste) führen den Beweis: Schlimmes kann durchaus bekömmlich sein – je nachdem, wie man es anrichtet.

Die Quellen, aus denen diese etwas anderen Stimmungslieder schöpfen, sind dunkel. Dramatis personae: eine Puppe im Garten, eine Skulptur von Barlach, die Kinder einer geläuterten Hexe im Linienbus, Mops und Bienenstich. Was sich in den Augen dieser Figuren spiegelt wie die Lichter vorbeihuschender Fahrzeuge bei Nacht, erreicht uns nur als dumpfe Ahnung. Mediale Katastrophen verstauben auf Wiedervorlage; Krämer macht sich seine Sorgen noch selber. Und wie sich das für Sorgen so gehört, ist er noch nicht mit ihnen fertig geworden. Unter der Oberfläche beschwingter Melodien und eleganter Erzählungen schwelen Unheil, Trauer, Verlorenes, Vergebliches. Hobbys: in Kannibalen- Kochrezepten stöbern und alte Deutschklausuren orchestrieren.

In den Kommentaren gibt sich Krämer kapriziös, in den Liedern lieblich bis derb. Sein musikalisches Vokabular reicht von Swing bis Wiener Schule. Und je burlesker die Fassade, desto filigraner die Botschaft. Das ist Klagen auf hohem Niveau.

Fr. 12. Oktober, Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr; Kattwinkelsche Fabrik; Tickets im Vorverkauf 14 Euro (zzgl. Gebühren) und an der Abendkasse 17 Euro.
www.kattwinkelsche-fabrik.de

(as)
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