60 Minuten im Ehrenamt Für das Strahlen in den Augen der Besucher

Wermelskirchen · Elham Zolfaghari engagiert sich ehrenamtlich im Kleiderladen des Kinderschutzbundes. Sie sortiert, faltet und verkauft.

Elham Zolfaghari arbeitet ehrenamtlich im Kleiderladen des Kinderschutzbundes.

Elham Zolfaghari arbeitet ehrenamtlich im Kleiderladen des Kinderschutzbundes.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Der Laden brummt. Vor den Ständern mit Karnevalskostümen herrscht Hochbetrieb, gleich nebenan schaut eine Kundin am Hosenständer das Angebot durch. „Hier ist immer viel los“, sagt Elham Zolfaghari und blickt sich im Kleiderladen des Kinderschutzbundes an der Eich um. Rund 15 Kunden schauen sich hier gerade um, auf der Suche nach erschwinglicher Kleidung aus zweiter Hand.

Elham Zolfaghari nennen hier alle nur Elli, sie ist ein Teil der großen Kleiderladen-Familie geworden, die den Betrieb des besonderen Geschäfts überhaupt erst ermöglicht. Mit einem Stapel neuer Pullover sucht sich die 38-Jährige gerade einen Weg durch den Laden. Sie grüßt freundlich, fragt, ob jemand Hilfe braucht und macht sich dann wieder auf den Rückweg in das große Hinterzimmer des Kleiderladens. „Heute sortiere ich die Kleidung“, erklärt sie und empfängt freundlich eine ältere Dame, die mit einer vollbepackten Tasche in den Raum kommt. Jeden Tag geben hier Wermelskirchener aussortierte Kleidung ab – und jeden Tag wird im Laden etwas verkauft. Ein großer Kreislauf.

„Wir schauen uns hier erst mal jedes Kleidungsstück an“, erklärt Elham Zolfaghari. Die meisten Spenden seien hervorragend, aber manchmal würden sich eben auch schwarze Schafe in den Tüten und Kartons verstecken. „Aber auch geflüchtete Menschen oder Leute, die nicht so viel Geld haben, wollen doch ordentliche und schöne Kleidung haben“, sagt die 38-Jährige, „wir sind doch alle Menschen.“ Und deswegen schaut sie genau hin, wenn sie die Kleidung aus den Tüten und Kartons holt. Dann werden sie sortiert. „Es wird schon viel für den Sommer abgegeben“, erzählt sie, „diese Kleidung legen wir noch zurück.“ Winterkleidung wird direkt für den Laden vorbereitet.

Auch dort ist Elham Zolfaghari gerne im Einsatz. „Viele Menschen haben Probleme“, sagt sie, „sie sind unglücklich. Und dann finden sie hier etwas, was sie dringend brauchen und müssen dafür nur wenig Geld bezahlen.“ Dann würden die Augen der Kunden manchmal strahlen. „Dann sehen sie glücklich aus“, sagt die gebürtige Iranerin. Und genau deswegen sei der Einsatz im Kleiderladen so schön. Menschen mit wenig Geld, aber auch Männer und Frauen, die sich gegen Konsum und für die Zweitverwertung von Kleidung aussprechen, sind hier Kunden. Manchmal stehen sie morgens schon vor der Öffnung des Ladens vor der Türe. Den Erlös des Verkaufs spendet der Kinderschutzbund in Wermelskirchen wiederum an soziale Projekte. Eine Win-Win-Situation also.

Wer Elham Zolfaghari fragt, der erfährt, dass auch sie dank des Einsatzes im Kleiderladen nur gewinnt. „Ich bin vor einem Jahr mit meinem Mann und meiner Tochter aus dem Iran nach Deutschland gekommen“, erzählt sie. Ihre Tochter ist 15 Jahre alt und geht ins Gymnasium. Ihr sei dann die Decke auf den Kopf gefallen. „Ich will nicht nur zuhause sitzen und warten“, sagt sie. Und deswegen setzt sich Elham Zolfaghari ein – für die Tafel, für die Flüchtlingsinitiative und für den Kleiderladen des Kinderschutzbundes.

Anfangs sei sie hier selbst als Kundin gewesen, dann habe man sie gefragt, ob sie ehrenamtlich mithelfen wolle. Sie zögerte nicht, sagte zu und ist seit dem jeden Montag drei Stunden lang ehrenamtlich im Einsatz. Das Team ist groß und bunt, Elham Zolfaghari ist die Jüngste in der Gruppe. Die Frauen arbeiten Hand in Hand. „Das macht richtig Spaß“, sagt die Ehrenamtliche, „und gleichzeitig wird meine deutsche Sprache besser.“ Denn zwischendurch darf auch erzählt und geplaudert werden, Erfahrungen werden ausgetauscht. Dann weiß Elham Zolfaghari, dass dieses Ehrenamt für sie längst Ehrensache ist.

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