Wie die Plätze in der Kinderstadt verteilt werden „Die Nachfrage ist ein Kompliment“

Wermelskirchen · Das Anmeldeverfahren zur Kinderstadt läuft. Erstmals räumt das „Doppellos“ Kindern erhöhte Chancen ein, die 2018 eine 70 Absage erhielten. Katja Töbelmann vom Jugendamt sieht Bedarf für ein zweites Projekt.

 Viel Spaß bereitete im vergangenen Jahr den Teilnehmern auch das Abschlussfest der Kinderstadt.

Viel Spaß bereitete im vergangenen Jahr den Teilnehmern auch das Abschlussfest der Kinderstadt.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Dass bereits morgens vor Sonnenaufgang vor der Kattwinkelschen Fabrik „campiert“ wird, um zur Büroöffnung eine Anmeldung für die Kinderstadt abzugeben, ist Geschichte. Seit im vergangenen Jahr das Losverfahren zur Vergabe der begehrten 200 Plätze für das zweiwöchige Projekt in den Sommerferien eingeführt und so das Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ ersetzt wurde, gehört ewig-langes Schlange-Stehen der Vergangenheit an.

Ganz scheint dieses Relikt vergangener Tage allerdings noch nicht aus den Köpfen verdrängt zu sein, denn im Katt-Büro hatten die Mitarbeiterinnen bereits am ersten Tag der Anmeldung zum Losverfahren für eine Kinderstadt-Teilnahme alle Hände voll zu tun, konnten aber längere Wartezeiten vermeiden.

„Unser Sohn Niklas war im vergangenen Jahr zum ersten Mal ein Bürger in der Katt-Kinderstadt und war total begeistert“, erzählt Jenny Roy, die den Achtjährigen zum Losverfahren meldete, um einen Platz zu ergattern. Dabei arbeitet ihr Mann sogar bei der Firma Ortlinghaus, die für die Ferienaktion eine echte Industrie-Werkstatt in der Bogenbinderhalle errichtet. „Dadurch gibt es kein ‚Vitamin B‘, wie bösen Zungen behaupten“, sagt Jenny Roy, die sich sicher ist: „Das Verfahren läuft korrekt, niemand wird bevorzugt behandelt.“ Und weiter: „Wir bibbern genauso wie alle anderen. Klappt es mit dem Kinderstadt-Platz nicht, kümmert sich die Oma in der Zeit der Sommerferien um Niklas, in der wir arbeiten müssen.“

Auch Mutter Antje Schwartz meldete ihre Kinder an und sieht kaum anderen Chancen für die Organisatoren, als das Losverfahren: „Das ist völlig in Ordnung, wie will man es anders machen.“ Klar sei natürlich, dass die Enttäuschung bei den Kindern im Fall einer Absage groß wäre, weiß sie aus Erfahrung: „Unser Sohn Noah war vor zwei Jahren zum ersten Mal dabei und erzählte seiner jüngeren Schwester Lahja davon. Im vergangenen Jahr meldeten wir beide Geschwister zum Losverfahren und beide wurden nicht gezogen.“ Glücklicherweise hätten sie und ihr Mann den geplanten Urlaub dann noch vorziehen können.

Möglicherweise profitieren Noah und Lahja Schwartz diesmal vom erstmals eingesetzten „Doppellos-Verfahren“. Danach kommen die Namen der 70 Kinder, die 2018 kein Losglück hatten, zweifach in die Auslosung und haben dadurch eine erhöhte Chance, vom 15. bis 27. Juli bei der Kinderstadt dabei zu sein.

„Personell und vor allem räumlich geht es nicht anders, als den Schnitt bei 200 Jungen und Mädchen zu machen“, betont Katja Töbelmann vom Jugendamt: „Wenn es trockenes Sommerwetter ist, gingen durch den Außenbereich an der Katt auch 250 Kinder – darauf kann sich jedoch niemand verlassen.“ Ihr tue es um jedes Kind, das nicht zum Zuge kommt, leid, betont die Stadtjugendreferentin: „Die große Nachfrage ist aber auch ein Kompliment für das Projekt, das zeigt, dass es sich lohnt, wenn Geld investiert wird.“

Daran habe beim Übergang der Kattwinkelschen Fabrik vom Eigenbetrieb in die Stadtverwaltung niemand gerüttelt, worüber sie froh sei. Immerhin werde für die Kinderstadt mit rund 13.000 Euro für die eigens für das Projekt engagierten Mitarbeiter und rund 15.000 Euro an Sachkosten gerechnet. Weitere 7000 Euro an Kosten können erfahrungsgemäß aus Sponsoren- und Spendengeldern gestemmt werden.

Angesichts der hohen Nachfrage sieht Katja Töbelmann durchaus einen Bedarf über die Kinderstadt hinaus: „Ein zweites kleineres, aber ähnliches Projekt könnte bestehen. Ich meine aber nicht, dass das Aufgabe der Stadt sein kann. Das wäre etwas für freie oder kirchliche Träger oder eine Elterninitiative.“

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