Baustelle, weniger Spenden: Wie geht es weiter in Wermelskirchen? Keine zeitnahe Lösung für Tafel in Sicht

Wermelskirchen · Während rund um die Ausgabestelle am Eickerberg gebaut wird, ist die Tafel weiterhin auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Unterdessen sind die Zahlen der Kunden gesunken – die Lebensmittelspenden allerdings auch.

 Brigitte Krips, Vorsitzende der Wermelskirchener Tafel.   Foto: Jürgen Moll

Brigitte Krips, Vorsitzende der Wermelskirchener Tafel. Foto: Jürgen Moll

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Jeden Zentimeter in ihrem alten Gebäude am Eickerberg nutzen die Vereinsmitglieder der Tafel. „Es ist eng und an manchen Stellen unpraktisch“, sagt Brigitte Krips, Vorsitzende der Wermelskirchener Tafel. Zudem ist das Gebäude in die Jahre gekommen. Also ist der Verein gemeinsam mit der Stadt schon seit einer ganzen Weile auf der Suche nach einer neuen Unterkunft – bisher erfolglos. „Und es ist auch keine zeitnahe Lösung in Sicht“, sagt Brigitte Krips. Es gebe keine geeigneten Gebäudeflächen, die bezahlbar oder frei seien. „Wir haben uns inzwischen für die Pläne am Weyersbusch ins Gespräch gebracht“, erzählt die Tafel-Vorsitzende. Dort soll im Rahmen des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzeptes in den nächsten Jahres ein Soziokulturelles Zentrum entstehen, in dem auch Musikschule und Volkshochschule unterkommen könnten. „Die Idee habe ich dem Bürgermeister und den Fraktionsvorsitzenden bereits vorgeschlagen“, sagt Brigitte Krips. Das geplante Gebäude am alten Schulzentrum sei zentral genug und könne viel Platz bieten. „Im Moment haben wir 280 Quadratmeter plus 40 Quadratmeter Lagerfläche“, erklärt sie, „wir bräuchten 380 Quadratmeter in entsprechendem Zuschnitt.“

Während der Verein weiter nach einer Unterkunft sucht und auf die Lösung im neuen Soziokulturellen Zentrum hofft, verändert sich die Umgebung stetig. Erst sorgte die Erweiterung an der Feuerwache für eine Baustellensituation. „Als nächstes steht der Abriss der alten Dresslerschen Halle nebenan auf dem Plan“, sagt Brigitte Krips. In dieser Woche gebe es Baustellengespräche, die Kooperation mit der Stadt funktioniere sehr gut. Den Mangel an Parkplätzen, die Baustellenfahrzeuge und die damit verbundene Situation der maroden Wege verkrafte man vorübergehend. Und weil mit dem Abriss fürs erste auch 40 Quadratmeter Lagerfläche für Kisten und Regale verschwinden, hilft die Stadt übergangsweise mit Baucontainern aus. „Nach dem Abriss, sollen in dem Teil der Halle, der stehen bleibt auch wieder Lagerflächen für uns frei werden“, sagt Krips.

Die können die Mitarbeiter der Tafel gut brauchen: Jede Woche versorgen die Ehrenamtlichen 200 Haushalte in Wermelskirchen mit Lebensmitteln. Aktuell sind insgesamt 420 Haushalte registriert. „Damit haben sich die Zahlen wieder normalisiert“, sagt Brigitte Krips. In den Monaten, als viele Menschen gleichzeitig nach Wermelskirchen gekommen seien, habe die Tafel zwischenzeitlich 530 registrierte Haushalte gezählt. „Inzwischen erkennen wir an den Neuanmeldungen, dass vor allem Kunden mit einem deutschen Pass dazukommen“, sagt sie. Auffällig sei, dass viele ältere Menschen das Angebot wahrnehmen. „Das Problem Altersarmut ist also auch bei uns ein Thema“, betont die Vereinsvorsitzende. Die Ehrenamtlichen würden dann bei der Lebensmittelausgabe immer öfter auch zu Lotsen, die den Kunden Ansprechpartner in Beratungsstellen und Ämtern vermitteln. Der Kritik, dass die Tafel Aufgaben übernehme, die eigentlich der Staat leisten müsse, tritt Brigitte Krips entschieden entgegen: „In Deutschland muss niemand verhungern“, sagt sie, „aber wir ermöglichen manchmal ein bisschen Entlastung, so dass auch mal Mittel für andere Dinge frei werden.“

Aber: Die Tafel kann nur ausgeben, was dem Verein zuvor gespendet wird. „Und die Spenden gehen zurück“, sagt Brigitte Krips. Schon seit Jahren. Weniger Obst und Gemüse, fast gar keine Milchprodukte mehr: „Die Märkte kalkulieren anders als früher“, weiß die Tafel-Vorsitzende, „deswegen bleibt weniger übrig.“ Und längst nicht alle Märkte würden Lebensmittel für Bedürftige aussortieren. Dreimal in der Woche fahren die Ehrenamtlichen raus und sammeln die Lebensmittel ein. Dank einer Kooperation mit dem Landesverband der Tafeln erreicht hin und wieder auch Palettenware der Hersteller die Wermelskirchener Ausgabestelle.

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