Christian Ovelhey wünscht sich mehr personelle Unterstützung Ohne Sport-AG keine Schulmannschaften

Wermelskirchen · Sportvereine haben Nachwuchssorgen. Auch Schulen haben Probleme: Die Sport-AG schwinden und mit ihnen die Schulsport-Mannschaften. Eine Tendenz, gegen die sich das Gymnasium in Wermelskirchen erfolgreich stemmt.

 Sie betreuen Schulsport-Mannschaften und Sport AG am Gymnasium: Markus Herbertz (links) und Christian Ovelhey.   Foto: Jürgen Moll

Sie betreuen Schulsport-Mannschaften und Sport AG am Gymnasium: Markus Herbertz (links) und Christian Ovelhey. Foto: Jürgen Moll

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Es gibt einen Trend, mit dem Oliver Kniest nicht zufrieden sein kann: „Wir beobachten, dass die sportliche Nachwuchsarbeit in vielen Städten zunehmend an einzelnen Personen hängt“, sagt der langjährige Jugendwart im Schachbezirk Bergisch Land. Was der engagierte Spieler von der Schachgesellschaft Solingen, der auch in der Bundesliga mitmischt, in den örtlichen Vereinen mit Sorge beobachtet, lässt sich auf die Schulsport-AG übertragen: Vielerorts scheinen Strukturen wegzubrechen, weil ein einzelner Mann oder eine einzelne Frau nicht mehr die Kapazität hat, sich über einen längeren Zeitraum hinweg nebenher um eine schulische Arbeitsgemeinschaft zu kümmern. „Ich habe beispielsweise gehört, dass es hier am Gymnasium einmal eine Schach AG gab“, erzählt Christian Ovelhey.

Der ehemalige Trainer von Torhüter-Talenten aus dem Ruhrgebiet ist Sportlehrer und hilft in Wermelskirchen seit sieben Jahren tatkräftig mit, sportliche Mannschaften auf die Beine zu stellen. Am besten gelinge das, wenn sich Sportler aus einer AG rekrutieren lassen, sagt Ovelhey. Doch jede AG brauche einen qualifizierten Leiter. Und daran hapert‘s offenbar häufig.

So habe sich um die jungen Schachspieler am Gymnasium vor rund zehn Jahren noch Frank Hermes gekümmert, erzählt der mittlerweile pensionierte Studiendirektor Horst Halm. Er erinnert sich noch gut daran, „wie der städtische Beamte Hermes in der Mittagspause von seinem Arbeitsplatz im Rathaus in die Schule eilte, um die Mitglieder unserer Schach-AG zu unterrichten“. Einen unglaublichen Einsatz habe der Mitarbeiter des Ordnungsamts, der jeden Freitag die Jugend im Schachverein trainiert, geleistet. Er selbst hingegen, so Halm, habe Hermes „nur wenig unterstützen können“. Denn anders als der Beamte, der ein lizenzierter Schachtrainer sei, habe er nur im privaten Kreis Schach gespielt. „Weshalb die AG sich auflöste, als Frank Hermes aus beruflichen Gründen keine Zeit mehr fand, sich ehrenamtlich zu engagieren.“

Die Problematik sei mit der Situation bei anderen Sport-AG vergleichbar, sagt Sportlehrer Ovelhey. Denn für jede Sportart sei in der Regel nur eine einzige Lehrkraft zuständig. Im Falle der Sportlehrer bedeute das „ein überdurchschnittlich hohes Engagement an den Grenzen der Kapazität, weil wir Sportlehrer bereits aufgrund von Fahrtenbetreuungen und externen Veranstaltungen viel unterwegs sind“. Dennoch sei es am Gymnasium in Wermelskirchen gelungen, „sich aktiv gegen den Trend der zunehmenden Bedeutungslosigkeit des Schulsports zu stemmen“.

So stelle die Schule derzeit ein gutes Dutzend Schulmannschaften, obwohl auf der Liste der AG-Angebote nur eine Volleyball- und eine Sportspiele-AG zu finden seien. Dessen ungeachtet gelinge es immer wieder, sportliche Mannschaften auf die Beine zu stellen und überdies sportliche Erfolge einzuheimsen: „Unsere Judoka waren in den letzten Jahren mehrfach Landesmeister und standen im Bundesfinale in Berlin. Und eine unserer beiden Mädchen-Fußballmannschaften brachte es im Vorjahr bis ins Landesfinale“, zählt Ovelhey auf.

Auch bei anderen Ballsportarten sei das Gymnasium zumindest zahlenmäßig sehr erfolgreich unterwegs: „Im Handball stellen wir aktuell vier Teams und im Volleyball zwei.“ Auch im Fußball seien es weit mehr als die zwei weiblichen Mannschaften: „Hier kommen wir seit Jahren stabil auf insgesamt fünf bis sechs Mannschaften.“ Die vielen Teams freuen ihn natürlich. Zugleich würde er sich wünschen, „dass sich die Betreuung und die Organisation auf mehr Schultern verteilen ließen“.

Die fünf Vorjahresteams im Bereich Fußball etwa habe er ganz allein betreut. Zwar sei das für ihn als erfahrenen Trainer grundsätzlich kein Problem: „Doch wenn noch eine Kursfahrt mit dem eigenen Sport-Leistungskurs hinzukommt oder die Tätigkeit als Skilehrer während der traditionellen Skifreizeit der Jahrgangsstufe 9, droht an anderer Stelle Unterrichtsausfall – was aus meiner Sicht nicht tragbar ist.“ Denn so sehr ihm persönlich die Sportförderung am Herzen liege: „Der reguläre Unterricht bleibt unser Kerngeschäft.“

Das sei ein Dilemma, „das letztlich nur über höhere Betreuungskapazitäten gelöst werden kann“. Andernfalls sei es auf Dauer schwierig, sich gegen den Trend der schwindenden Sport-AG und nachlassenden Meldungen bei sportlichen Mannschaften zu stemmen. Insbesondere weil Ovelhey auch bei Schülern die Tendenz beobachtet, „sich im Rahmen von Schulsportmannschaften zunehmend weniger zu engagieren“.

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