Wermelskirchen Beim "Rudelgucken" bleiben Christdemokraten unter sich

Wermelskirchen · Aus dem Fußball ist es kaum noch wegzudenken und ein Phänomen, das die Menschen in Scharen anlockt. Beim politischen "Rudelgucken" des TV-Duells zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Martin Schulz (SPD) im "Haus Eifgen" konnte allerdings von Scharen keine Rede sein. Lediglich ein kleines "Rudel" von 17 Anwesenden hatte sich zu der öffentlichen Veranstaltung des CDU-Stadtverbands und der Jungen Union Rhein-Berg eingefunden.

Abgesehen von zwei Journalisten und zwei Helfern der Kulturinitiative Wermelskirchen, die sich im Haus Eifgen um den Ausschank kümmerten, blieben die Christdemokraten an diesem Abend unter sich. Die Folge: Diskussionen über die Parteigrenzen hinaus über Pro und Contra, Sieger und Verlierer, über Themensetzung oder Profilierung blieben völlig aus. Obwohl genau solche Debatten unter den Zuschauern doch - zumindest bei einer Fußballübertragung - neben dem gemeinschaftlichen Erlebnis das Salz in der Suppe sind. Als einziger Besucher ohne CDU-Parteibuch mischte sich Herbert Kaluscha unter die TV-Duell-Beobachter. Auf die Frage, was ihn dorthin verschlagen habe, sagte er mit einem Lachen: "Mich interessiert das, ich habe zu Hause aber keinen Fernseher." Für Kaluscha war nach der Debatte der Spitzenkandidaten für die zukünftige Kanzlerschaft klar: "Martin Schulz hat mehr Punkte geholt, als ursprünglich erwartet. Er traf stellenweise die deutlicheren Aussagen."

Dass süffisante Äußerungen von Moderatorin Maybrit Illner wie "Das ist gut so" auf Schulz' Äußerung, er habe in Vorbereitung auf die Sendung etwas nachgelesen, für spontanes Gelächter unter den anwesenden Christdemokraten sorgten, dürfte eine genauso erwartungsgemäße Erscheinung sein, wie höhnisches Gelächter von BVB-Fans, wenn Schalke einen Foulelfmeter verschießt.

Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Christian Klicki zeigte sich nach der Sendung mit der TV-Debatte zufrieden, obwohl er "seine" Kanzlerin nicht deutlich vorne sah: "Martin Schulz war angriffslustiger, Angela Merkel souveräner. Das ist beinahe ein 50-zu-50-Verhältnis", sagte Klicki.

Warum eine solche Veranstaltung nicht von allen Wermelskirchener Parteien gemeinsam getragen werden könnte, um die Aktion auf eine breitere Basis zu stellen und möglicherweise ein Signal gegen Politikverdrossenheit zu setzen, ließ Klicki an sich abprallen: "Die CDU hat heute Abend die Kosten getragen, letztlich konnte jeder kommen. Für uns ist das eine gute Gelegenheit, die eigenen Leute durch Zusammenhalt und Geselligkeit für den Wahlkampf zu mobilisieren und zu motivieren."

Die ankommenden Besucher im "Haus Eifgen" wurden übrigens von dem FDP-Spitzenkandidaten Christian Lindner mit Drei-Tage-Bart lächelnd auf einem Schwarz-Weiß-Foto begrüßt: Denn genau vor dem neuen Kulturhaus stehen zurzeit zwei große Wahlkampf-Plakate der Liberalen.

(sng)
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