Wermelskirchen Ärzte protestieren gegen geplantes Gesetz

Wermelskirchen · Wermelskirchener Hausärzte gehen auf die Barrikaden. Dr. Paul Baur und Dr. Hans-Christian Meyer wollen ein Treffen mit dem FDP-Generalsekretär aus Wermelskirchen, Christian Lindner, auf die Beine stellen. Ärger macht den Hausärzten ein Gesetzesentwurf von Lindners Parteikollege, Gesundheitsminister Philipp Rösler. Darin soll das Modell des Hausartzvertrags eingeschränkt werden.

Doktoren als "Lotsen"

Die Idee eines solchen Vertrags, den Krankenkasse, Patient und Hausarzt miteinander schließen, ist es, mit dem Hausarzt eine Art "Lotsen" für den Patienten zu haben, der ihm als erster Ansprechpartner gilt und ihn, wenn nötig, an die richtigen Stellen, zum Beispiel Fachärzte verweist. Damit soll vermieden werden, dass Patienten mehrere Ärzte aufsuchen, was das Gesundheitssystem finanziell belastet. Die Patienten binden sich mit dem Modell für ein Jahr an einen Hausarzt, der für seine "Vermittler"-Rolle mehr Geld von den Kassen erhält. Damit bringt also auch der Hausarztvertrag Mehrkosten mit sich. Die will Rösler nun herunterfahren. "Mit dem Gesetztesentwurf ist das Hausarztmodell hier kaum mehr umzusetzen", sagt Allgemeinmediziner Hans-Christian Meyer. An die Finanzierung werde mit dem "Rasenmäher" gegangen. "Wir sind enttäuscht", sagt Meyer. Sein Kollege Paul Baur sieht in dem Hausarztvertrags-Modell eine "vernünftige" Option. "Es käme die Kassen wahrscheinlich billiger, weil doppelte Medikation wegfallen, und für die Patienten steigt die Qualität der Versorgung", sagt Baur. Er rechnet vor, dass in NRW jeder Patient rund 1,7 Hausärzte habe. "Wenn jeder tatsächlich nur einen hätte, müssten die Krankenkassen nicht einen Cent mehr bezahlen", sagt Baur.

Das Modell hatte sich im Gegensatz zu Bayern und Baden-Württemberg, wo die AOk es umgesetzt hat, noch gar nicht in NRW etabliert. Laut Meyer hätte, wie das aktuell noch geltende Gesetz es vorschreibt, einige Krankenkassen schon Modelle erarbeitet, etwa die Techniker und die Innungskrankenkassen. Die Betriebskrankenkasse (BKK) habe ihr bereits fertiges Modell wieder zurückgezogen. Laut Allgemeinmediziner Harald Bergerhoff ist auch gar nicht zu wenig Geld im Gesundheitssystem. "Es ist nur falsch verteilt. Zuviel geht in die Pharmaindustrie."

Die anvisierte Gesprächsrunde mit Lindner soll die Politik auf den Standpunkt der Ärzte aufmerksam machen. Lindner selbst hält sich allerdings zurück: "Jemand anderes ist gesundheitspolitisch besser im Thema als ich", sagte Lindner auf Nachfrage der BM, ob er zu einem Treffen nach Wermelskirchen kommen würde. Er verwies auf seine Parteikollegen Daniel Bahr und Ulrike Flach, die Experten im Bereich Gesundheit seien.

(RP)
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