Wermelskirchen 300 Mäuse und eine einzigartige Rakete
Wermelskirchen · Samstagnachmittag in Wermelskirchen. Das Wetter wechselt im Halbstundentakt und mit ihm die Gesichter des Standpersonals in den Kirmesbuden. Auf heftigen Regen - langes Gesicht - folgt knalliger Sonnenschein - strahlende Miene - bevor die nächsten dunklen Wolken sich wieder breitmachen.
Die Kirmes und der Krammarkt in Wermelskirchen 2011
"Wir freuen uns auf durchgehend schönes Wetter", sagt Markus Langer am Reibekuchenstand auf dem Loches-Platz. Er gebe die Hoffnung nicht auf, die Kirmes dauere ja noch bis Dienstag.
Da sind die 300 Mäuse im "Mäuse-Spektakel" geradezu zu beneiden: Sie laufen auf flinken Beinchen mit stets schnuppernder Nase zwischen Spielzeug-Häusern und -Landschaften im Trockenen umher. Wer sie für zwei Euro beobachtet hat, schwärmt von der kleinen Mäusewelt. Sie wetzen über alles hinweg und haben auch keine Furcht, auf einem Seil zu einem Flugzeug zu balancieren: einfach lustig!
Es gehöre mit zum Besten, was es auf der Kirmes zu sehen gibt, sagt Besucher Armin Himmelrath. Helga Schmitt ist genauso fasziniert von den possierlichen Nagern wie ihre beiden Enkel Clara (3) und Carl (4). Ihm gefallen die schwarzen Mäuse besser -"weil Schwarz eine Jungenfarbe ist". Klar, dass Clara für die weißen Mäuse schwärmt.
Dagegen steht so manche(r) an der Kasse des "Rocket" mit einem mulmigen Gefühl im Magen. 23 Meter hoch über den Boden in rasender Fahrt auf 120 Grad gekippt und gedreht zu werden - das müssen die Insassen aushalten. Die Männer geben sich mutig, hier und da gehen ihre Partnerinnen zögerlich mit. Carsten Weber, der Mann an der Kasse und hinter der Steuerarmatur, kennt seine Kundschaft: "Es ist die Aussicht auf Nervenkitzel, die die Leute anlockt", sagt er.
So ist auch Fabian Wertmeister vorher "ein wenig gespannt", während seine Freundin Nadia Khammous hinter ihm hertrippelt. Wieder auf dem Boden findet sie die Fahrt "so hoch - so schnell, einfach schrecklich". Fabian schwärmt: "Überragend, hatte ein gutes Gefühl, wunderbar!" Tobias Herbst und Freundin Ramona Maccarrone gefiel die Fahrt "gut", Tobias verspürte "ganz oben Adrenalin pur". So wird sich mancher Kirmesbesucher vielleicht entscheiden müssen - fahren oder futtern.
Je nach Magenlage kann vielleicht nicht beides genossen werden. Das ist natürlich schade angesichts der vielen Ess-, Imbiss- und Getränkestände. Sekt oder Selters? Bier oder Wein? Dazu Blumenkohl in Knoblauchsoße oder doch lieber Crêpes aus der Bretagne? Vielleicht aber auch heimische Mutzen, Currywurst mit hausgemachter Soße, danach einen leckeren Backfisch und zwischendurch Germknödel? So bleibt angesichts konstanter Preise die Qual der Wahl. Nur der Regen und der Sonnenschein - sie kommen (fast) gleichzeitig.
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