Viersen Taxi fahren wird demnächst teurer

Viersen · Dem Straßenverkehrsamt des Kreises Viersen liegt ein Antrag der Fachvereinigung Personenverkehr auf Anhebung der Taxi-Tarife vor. Unternehmer begrüßen den Vorstoß. Sie führen steigende Kosten etwa durch den Mindestlohn an.

Viersen: Taxi fahren wird demnächst teurer
Foto: Endermann, Andreas

In ländlichen Gebieten gehen die Einzelfahrten der Taxis und Mietwagen zurück, teilweise fahren sie nachts überhaupt nicht mehr. Würde so mancher Unternehmer nicht als weiteren Service Krankenfahrten anbieten oder als Ersatz für die Linienbusse Schüler befördern, stünden weitere Betriebe vor dem Aus. Jetzt kommt ab 1. Januar 2015 der Mindestlohn von 8,50 Euro dazu. Bislang werden größtenteils Stundenlöhne von sechs Euro bis 6,50 Euro gezahlt. Das heißt für den Kreis Viersen: Wahrscheinlich werden die Taxigebühren ab dem Neuen Jahr kräftig steigen. "Das ist eine sehr schwierige Situation für uns", sagt Heinz Eickelberg, Taxiunternehmer aus Viersen. Er rechne mit einer Erhöhung von 25 bis 40 Prozent, je nach Region.

"Ein Antrag an das Straßenverkehrsamt des Kreises Viersen wurde bereits am 22. August gestellt", sagt Geschäftsführer Holger Goldberg. Er vertritt in der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein in seiner Monheimer Zentrale rund 2000 Taxi-Unternehmen in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf und hat ähnliche Anträge auch in anderen Städte und Kreisen eingereicht. Darin werden ab 1. Januar nächsten Jahres Erhöhungen zwischen 23,5 und 25,9 Prozent vorgeschlagen. Darüber wird der Kreistag in seiner Sitzung am 18. Dezember entscheiden.

"25 Prozent müssen es mindestens sein, um die Lohnkosten decken zu können", sagt Taxiunternehmer Eickelberg. Seine Fahrer würden zurzeit fünf bis sechs Euro die Stunde verdienen. Das sei üblich. Der 65-Jährige sieht seine Branche als Stiefkind der Wirtschaft. "Der Mindestlohn ist natürlich nachvollziehbar, aber schwierig wird es, wenn man das bezahlen muss. Speditionsbetriebe bekommen einen Steuernachlass. Würden wir solche Subventionen bekommen, wäre es einfacher."

Die Fahrzeuge und deren Versicherung sowie der Sprit wären teuer und zudem sei es schon lange so, dass der Bedarf an Taxifahrten zurückgegangen sei. "Die allgemeine Wirtschaftslage macht es uns schwer. Außerdem haben die meisten Menschen einen Privatwagen, da wechselt man sich eben ab, wer abends etwas trinken darf."

Ein Taxi zu rufen, habe derart nachgelassen, dass Eickelberg zum Ausgleich auf Terminfahrten und sogenannte Krankenkassenfahrten setzt, bei denen Patienten zu Arztterminen oder ins Krankenhaus gebracht werden.

"Die Einführung des Mindestlohns ist ein Witz", findet Nadine Delihsen. Die Taxi-Unternehmerin aus Schwalmtal hat 14 Fahrzeuge, die teils von Festangestellten, teils von Nebenberuflern gefahren werden. "Unsere Festangestellten bekommen sowieso den Lohn von 8,50 Euro brutto. Nun sollen die Nebenberufler das Gleiche netto bekommen? Da läuft doch etwas schief", sagt sie. Ausbaden müssten es die Verbraucher. Denn um dem Mindestlohn gerecht zu werden, müssten die Preise erhöht werden. Es ist doch Wahnsinn, den Preis um 20 Prozent zu erhöhen." Kunden würden sich dann doppelt überlegen, ob sie ein Taxi nehmen. Delihsen glaubt nicht, dass diese Regelung lange gut geht: "Spätestens im April gibt es die ersten Aufstände, denn so kann das einfach nicht funktionieren."

Obgleich bei den Mietwagen andere Voraussetzungen gelten und der Unternehmer den Preis frei gestalten kann, dürften die neuen Taxi-Tarife bald auch für die Fahrten in den Mietwagen gelten, davon ist jedenfalls Holger Goldberg vom Dachverband. Zumindest würden sie sich diesen Preisen annähern. Goldberg führt weiter aus, dass alle seine Mitglieder bereits im Juli über den neuen Antrag unterrichtet worden seien. "Widersprüche der Taxifahrer haben wir natürlich nicht bekommen." Goldberg ergänzt noch, dass auf den Antrag seiner Fachvereinigung hin jetzt die zuständigen Straßenverkehrsämter unter anderem die betroffenen Gemeinden und Städte, die Industrie- und Handelskammern und die Gewerkschaften um eine Stellungnahme bitten würden.

Axel Küppers, Pressesprecher des Kreises Viersen, bestätigt die Beschlussvorlage für die Kreistagssitzung im Dezember. Er glaubt aber nicht, dass die neuen Gebühren sofort Anfang Januar gefordert werden können, da die Tachometer erst noch entsprechend angeglichen und vom Eichamt abgenommen werden müssten. Von daher rechnet Küppers mit einer Umsetzung erst zum 1. Februar 2015.

(RP)
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