Kreis Viersen Mehr Beschwerden von Patienten

Kreis Viersen · 118 Versicherte aus dem Kreis Viersen und Mönchengladbach haben 2011 an der korrekten Behandlung durch ihre Ärzte gezweifelt, heißt es bei der AOK. Damit liege man über den Durchschnitt.

 Die meisten Beschwerden von Patienten betreffen chirurgische Eingriffe. Die Zahl von unzufriedenen Patienten hat nach einer Studie der AOK im Kreis Viersen zugenommen.

Die meisten Beschwerden von Patienten betreffen chirurgische Eingriffe. Die Zahl von unzufriedenen Patienten hat nach einer Studie der AOK im Kreis Viersen zugenommen.

Foto: Axel Breuer

Auf 10 000 AOK-Versicherte kommen im Kreis Viersen und Mönchengladbach 7,9 Patienten, die eine korrekte Behandlung durch ihre Ärzte anzweifeln und sich aufgrund von vermuteten "Kunstfehlern" an die Kasse wenden. Insgesamt wurden vergangenes Jahr 118 Beschwerden verzeichnet — oder 1,4 Fälle mehr als im übrigen AOK-Gebiet. In Düsseldorf seien es beispielsweise 100 Fälle, in Neuss 90 und in Duisburg sogar nur 70 Beschwerden gewesen.

"Dies deutet aber nicht auf eine schlechtere medizinische Versorgung in der Region hin", betont Nicole Brock vom "Serviceteam Ärztliche Behandlungsfehler" der AOK. Auch sei die im Vergleich höhere Zahl von Beschwerden noch kein Hinweis darauf, dass es im Kreis Viersen ein gravierendes Problem gäbe. "Es bewegt sich im Rahmen von statistischen Schwankungen."

Zumal eine zunehmende Zahl an Verdachtsfällen mehr Ursachen haben kann als echte Kunstfehler. "Die Patienten sind aufgeklärter geworden und kritischer", sagt beispielsweise Jörg Schneider, Geschäftsführer im Städtischen Krankenhaus Nettetal. Generell hätten darum die Fragen nach Behandlungen zwar zugenommen, die Angaben der AOK kann er aber so nicht bestätigen. Denn nicht jede Beschwerde mündet am Ende auch in einen berechtigten Vorwurf — oder einem Versicherungsverfahren.

"Das ist am Ende nur ein Bruchteil", sagt Dr. Thomas Axer, Geschäftsführer im Allgemeinen Krankenhaus Viersen. Doch auch er sieht eine Zunahme der Beschwerden — nicht nur weil die Patienten durch das Internet informierter sind. Mittlerweile würden auch Komplikationen, die im Einzelfall auftreten können, bereits als Behandlungsfehler angesehen. "Die Ansprüche der Patienten sind gestiegen", sagt unter anderem auch Schneider.

Entsprechend gibt es bei der AOK die meisten Beschwerden bei den Eingriffen, die buchstäblich einen tiefen Einschnitt bedeuten: Mit 30,3 Prozent betreffen die meisten Fälle die Chirurgie. Danach folgen Beanstandungen in der Diagnostik (16,2 Prozent), Beschwerden nach zahnmedizinischen Behandlungen (9,5 Prozent), in der Orthopädie (5,8 Prozent) und der Geburtshilfe (4,5 Prozent). Zahlen, zu denen sich die AOK aber nur vorsichtig äußert.

"Chirurgen sind nicht die schlechteste Fachgruppe", erklärt Brock. Vielmehr würden die Patienten nach chirurgischen Eingriffen am ehesten merken, wenn etwas schief gelaufen sei. "Fehlbehandlungen durch Hausärzte werden oft erst nach mehreren Jahren entdeckt und sind selten eindeutig zuweisbar", ergänzt Brock.

Bei Beschwerden helfen Mitarbeiter der AOK bei der Beschaffung von Krankenunterlagen, der Erstellung eines Gutachtens und je nach Falllage auch bei der Suche nach einem geeigneten Anwalt.

(RP)
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