Viersen Der B 2000 diente nur zivil

Viersen · Ein echter Hingucker bei jeder Oldtimer-Rallye ist der Borgward B 2000. Der Liebling von Dieter Paul dient heute auch als Hochzeitskutsche. Acht Personen finden dort bequem Platz.

 Dieter Paul im Borgward B 2000. Seinen "Liebling" vermietet er als Hochzeitskutsche und für Betriebsausflüge. Acht Personen finden darin Platz, bei Regen kann ein Dach über die sonst offene Pritsche gezogen werden.

Dieter Paul im Borgward B 2000. Seinen "Liebling" vermietet er als Hochzeitskutsche und für Betriebsausflüge. Acht Personen finden darin Platz, bei Regen kann ein Dach über die sonst offene Pritsche gezogen werden.

Foto: Busch

"Wir sind schon ein paar Mal bei unseren Treffen von Anwohnern als rechte Wehrsportgruppe angezeigt worden!" Dieter Paul hat dafür nur ein Kopfschütteln, ist doch sein "Liebling", ein Borgward B 2000, nur von der Bremer Senatsverwaltung und im Zivilschutz eingesetzt worden.

Trotzdem: Der Lkw — eigentlich ein Büssing, denn in seinem Baujahr 1964 gab es Borgward nicht mehr — erinnert alle Männer, die vor fünfzig Jahren in der Bundeswehr dienten, an ihre damaligen Gefährte(n). Obwohl ihnen gleich auffällt: die Farbe — das ist doch Zivilschutz Khakigrau und nicht Nato-Olivgrün.

In der Militärfarbe präsentiert Dieter Paul noch einen Oldtimer: auch einen Borgward, aber diesmal einen echten aus dem Jahr 1957. Den hat der Mitarbeiter eines Viersener Abbruchunternehmens auf einer Baustelle gefunden und war begeistert: "Nach 30 Jahren sprang der sofort an."

Nach einer gründlichen Restauration steht der Lkw sicherheitshalber nicht an der Rheinstraße 62 in Viersen, wo Paul wohnt, sondern in der Remise einer ehemaligen Gärtnerei in Nettetal, die der 51-Jährige auch zum Züchten von exotischen Tomaten nutzt: Seine Frau stammt aus Russland, und von dort bringen beide immer neue Samen bunter Tomaten mit.

Das große Hobby von Dieter Paul bleiben die Oldtimer. Und so hat er nicht widerstehen können, als er bei seinen Abbrucharbeiten nicht nur hin und wieder einen verrosteten Kleinwagen, sondern eines Tages ein besonderes Schätzchen fand: einen Studebaker-Champion von 1951. Den gleichen Typ hatte er vor 14 Jahren in den USA gesehen und jetzt in Kaldenkirchen. Den musste Paul haben.

Doch seine Oldtimer sollen nicht nur rumstehen. Paul vermietet seinen B 2000 auch: als Hochzeitskutsche, für Betriebsausflüge oder Vereinsfahrten. Acht Personen können dort einigermaßen bequem sitzen. Und wenn es regnet, wird das Dach über die sonst offene Pritsche gezogen. Für den Wagen sind noch alle Original-Teile erhältlich. Dass er beim Restaurieren auch mal zu modernen Schrauben greift, nehmen ihm Puristen übel. "Die werde ich in den nächsten Tagen austauschen und dann lackieren."

Eine Besonderheit zeigt Paul gerne: das Kühlerrollo. Diese primitive Einrichtung ist sehr effektiv: Ein kleines Rollo vor dem Kühlergrill hält den Kühler im Winter schön warm. Und wer sich bei den diversen Oldtimer-Rallyes, an denen Paul gerne mit seinem B 2000 teilnimmt, für die Geschichte des Lkw interessiert, kann sich auf einer Karte informieren, die er immer mit sich führt. Während sich die Großväter dann ehrfürchtig um den Wagen scharen, entern die Enkel fröhlich die Pritsche und setzen sich stolz auf die alten Sitze.

Warum der B 2000 sein Liebling ist, dafür hat Dieter Paul auch eine Erklärung parat: "Der war früher in den Modellbaukästen, mit denen ich gerne spielte."

(flo)
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