Mönchengladbach 118 Patienten meldeten "Kunstfehler"

Mönchengladbach · 118 AOK-Versicherte aus Mönchengladbach und dem Kreis Viersen haben im Jahr 2011 die korrekte Behandlung durch ihre Ärzte angezweifelt und ihrer Versicherung gemeldet. Diese veröffentlichte jetzt eine Statistik zu "Kunstfehlern", betonte aber: "Die Behandlung in der Region ist sehr gut."

Behandlungsfehler 2011: Zahlen für NRW
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Behandlungsfehler 2011: Zahlen für NRW

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Foto: dpa, Patrick Pleul

Auf 10.000 AOK-Versicherte kommen in Mönchengladbach und dem Kreis Viersen 7,9 Fälle, die eine korrekte Behandlung ihrer Ärzte anzweifeln und sogenannte "Kunstfehler" anprangern. Das macht 118 Beschwerden im Jahr 2011. Und das sind im Durchschnitt 1,4 Fälle mehr, als in den übrigen von der AOK erfassten Gebieten, die sich über das gesamte Rheinland und Hamburg erstrecken. In Düsseldorf sind es beispielsweise 100 Fälle, die Stadt Neuss kommt auf 90 Beschwerden, Krefeld hat sogar nur 66 Fälle von Beschwerden in Sachen Behandlungsfehlern.

"Dies deutet aber nicht auf eine schlechtere medizinische Versorgung in Mönchengladbach hin", betont Nicole Brock. Sie ist beim Versicherer AOK im sogenannten "Serviceteam Ärztliche Behandlungsfehler" tätig und für die Region Niederrhein zuständig. Die Ursache für die Meldung von "Kunstfehlern" in der stationären oder ambulanten Behandlung sieht sie in einem allgemeinen Trend der Patienten, sich bei Zweifeln an der korrekten medizinischen Versorgung eher zu melden, als es noch 1997 der Fall war. Seitdem nämlich erhebt, und bewertet die AOK Meldungen zu Behandlungsfehlern. Über 11.563 Versicherte haben sich seitdem mit der Bitte um Unterstützung gemeldet.

Auch die Städtischen Kliniken Mönchengladbach werden häufiger als noch vor wenigen Jahren mit Patientenbeschwerden konfrontiert. "Eine fehlerhafte Patientenaufklärung wird am häufigsten kritisiert", erklärt Geschäftsführer Horst Imdahl. So käme es vor, dass sich Patienten nach medizinischen Eingriffen nicht ausreichend über mögliche Folgen aufgeklärt fühlten. Eine Erfahrung, die sich auch in der AOK-Statistik widerspiegelt.

Hier gibt es im Bereich der Chirurgie mit 30,3 Prozent der Fälle die meisten Patientenbeschwerden. Danach folgen Beanstandungen in der Diagnostik (16,2 Prozent), Beschwerden nach zahnmedizinischen Behandlungen (9,5 Prozent), in der Orthopädie (5,8 Prozent) und der Geburtshilfe (4,5 Prozent). Auch hier äußert sich die AOK wieder vorsichtig zu den Zahlen. "Chirurgen sind nicht die schlechteste Fachgruppe", erklärt Brock. Vielmehr würden die Patienten nach chirurgischen Eingriffen am ehesten merken, wenn etwas schief gelaufen sei. "Fehlbehandlungen durch Hausärzte werden oft erst nach mehreren Jahren entdeckt und sind selten eindeutig zuweisbar", ergänzt Brock.

Von 100 gemeldeten Fällen in den Städtischen Kliniken in Mönchengladbach endet laut Imdahl etwa ein Drittel der Fälle tatsächlich in einem Versicherungsverfahren. "Wir gehen mit Menschen um, daher sollten keine Fehler passieren", ergänzt er. Seit Jahren pflege man daher ein sogenanntes Risiko-Management, in dem jede Auffälligkeit dokumentiert und ausgewertet werde. "Das gehört in jeder Klinik zum Standard", so Imdahl.

Kommt es dennoch zu Beschwerden, nehmen sich die neun Mitarbeiter des AOK-Teams aus den Fachgebieten Medizin, Sozialversicherung und Recht der Sache an, helfen bei der Beschaffung von Krankenunterlagen, der Erstellung eines Gutachtens und je nach Falllage auch bei der Suche nach einem geeigneten Anwalt. Erfolgreich ist jede dritte Beschwerde.

Für die Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg kamen 2011 Regressansprüche von etwa 2,6 Millionen Euro zusammen. Seit seiner Entstehung hat das Serviceteam "Ärztliche Behandlungsfehler" mehr als 26,9 Millionen Euro Schadenersatz durchgesetzt.

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