A 61/74 zwischen Nettetal und Venlo Deutsch-niederländische Autobahn eröffnet

Viersen · Drei Verkehrsminister übergaben am Mittwoch die deutsch-niederländische Autobahn 61/74. Sie schließt eine Lücke im europäischen Fernstraßennetz und entlastet gleichzeitig die Städte Nettetal und Venlo.

 Knapp fünf Kilometer lang ist die Autobahnverknüpfung mit der neuen Anschlussstelle Nettetal-West. Sie wird später auch Venlo-Ost anschließen.

Knapp fünf Kilometer lang ist die Autobahnverknüpfung mit der neuen Anschlussstelle Nettetal-West. Sie wird später auch Venlo-Ost anschließen.

Foto: KLXM (Grafik)

"Wir haben es geschafft", verkündete Melanie Schultz van Haegen am Mittwoch zur Mittagszeit. Die niederländische Verkehrsministerin übergab mit ihren deutschen Kollegen Peter Ramsauer (Bund) und Harry K. Voigtsberger (Nordrhein-Westfalen) die miteinander verknüpften Autobahnen 61 und 74 dem Verkehr. Ab Donnerstagmorgen wird der Verkehr auf der Strecke fließen.

So endete eine schier unendliche Geschichte, die 1970 damit begann, dass die A 61 an der Grenze im "Anachronismus eines Kreisverkehrs" (Ramsauer) endete. Mitte der 1970er-Jahre begannen erste Überlegungen, die A 61 fortzusetzen. 1985 eröffnete die Stadt Venlo die Klagenfurtlaan als Umgehung für den Fernverkehr. Was als Provisorium für fünf Jahre gedacht war, musste 22 Jahre lang als Verbindung der Autobahnen 61 und 40 herhalten.

In Nettetal musste man zusehen, wie die A 40 im Norden Venlos und vor drei Jahren die A 52 bei Roermond über dien Grenze geführt wurden, aber vor allem auf niederländischer Seite endlose Diskussionen, immer neue gerichtliche Auseinandersetzungen und auch ein gerütteltes Maß an Desinteresse in Den Haag den Lückenschluss verhinderten. Selbst der Staatsvertrag zwischen Deutschland und den Niederlanden brachte zunächst nichts. Die Floriade 2012 erst war der Hebel für die Regio Venlo, die Planung voranzutreiben. Die Bürgermeister Hubert Bruls (Venlo) und Christian Wagner (Nettetal) bearbeiteten gemeinsam den Verkehrsausschuss im niederländischen Parlament, Wirtschaftsvertreter übten enormen Druck auf die Regierung aus. Die letzte Hürde war mit der Entscheidung für die Plateau-Variante genommen.

Planung und Bau in Rekordzeit

In Rekordbauzeit planten und bauten Fachbehörden beider Länder sowie die beauftragten Unternehmen in etwas mehr als einem Jahr die fünf Kilometer lange Strecke mit fünf Brückenbauwerken und rund 60 Millionen Euro Kosten. Venlos Bürgermeister Hubert Bruls stellte am Mittwoch fest, die feste Terminsetzung zum Beginn der Floriade habe mit Sicherheit Wirkung gezeigt. Mit Hinweis darauf, dass längst nicht alle Bürger in Venlo und Nettetal ihren Frieden mit der Neubaustrecke geschlossen haben, stellte Bruls fest, es seien viele Wünsche und Anregungen aus der Bevölkerung aufgenommen worden.

Die Niederländer haben sehr viel für den Naturraum getan. Das gilt nicht nur für Fledermaus-schonende Lampen an einer Brücke, die als Running Gag durch die Reden lief, sondern vor allem auch mit der Wildbrücke "Wambach" fast auf der Grenze. Dazu stehen schon tausende neu eingepflanzte Bäume an der neuen Strecke. Flüsterasphalt und Lärmschutzwände auf einer Länge von 550 Metern am Schwanenhaus bringen die Deutschen ein, berichtete NRW-Minister Voigtsberger. Die "luxuriöseste Ortsumgehung", die er kenne, sei auch eine wichtige Verknüpfung des europäischen Verkehrsnetzes, stellte Bundesminister Ramsauer fest. Wie wichtig der Lückenschluss an der Grenze ist, zeigen schlichte zahlen: Jährlich fahren bisher 1,5 Mio. Lkw durch Venlo, sie werden künftig auf der neuen Autobahn bleiben. Dass der Gewerbepark Venete den Verkehrsimpuls braucht, unterstrich Nettetals Bürgermeister Wagner.

(RP/top)
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