Schwalmtal Bürger wollen sich wehren

Schwalmtal · Nach einer üblen Schlägerei in Waldniel verdichten sich Gerüchte um eine "Schwalmtaler Bürgerwehr". In Internetforen tauschen 93 junge Erwachsene und zwölf Schüler Informationen in einer Telefonkette aus.

Der Streit eskalierte am Rande des Waldnieler Weihnachtsmarktes: Ein junger Mann gerät in rasende Wut, schlägt seinem Kontrahenten eine Flasche über den Kopf. Augenzeugen, die eingreifen wollen, werden ebenfalls attackiert. Die Polizei schreitet ein, das Opfer muss mit 24 Stichen genäht werden. In Schwalmtal machen Gerüchte um eine "Bürgerwehr" die Runde. Die dringen auch zu Bürgermeister Reinhold Schulz, der Anfang Dezember eine private Homepage sperren lässt. Nach wie vor sind aber Schwalmtaler in Internet-Foren unterwegs. Nach Recherchen der RP tauschen sich bei StudiVZ, meinVZ und SchuelerVZ junge Erwachsene und Schüler aus. Wer da registriert ist, findet auch die "Schwalmtaler Bürgerwehr".

Schulz zum Gespräch bereit

"Es gab eine Domaine Schwalmtal.tt, Trinidad Tobago", bestätigte Reinhold Schulz. "Darin war das Gemeindewappen mit Initialen einer Gruppe entfremdet, deshalb haben wir die Seite vom Netz nehmen lassen." Der Versuch einer Kontaktaufnahme per Mail blieb erfolglos. In der vergangenen Woche sei es zu einem ersten Kontakt über Dritte gekommen, wobei er ein Gesprächsangebot unterbreitet habe. Auch mit der Polizei hat der Bürgermeister bereits gesprochen. "Schwalmtal ist nicht heile Welt. Das weiß ich. Wir wollen mit der Polizei und Gemeinde versuchen, Probleme zu lösen", betonte er. Der Begriff "Bürgerwehr" habe einen negativen Beigeschmack, assoziiere Trupps mit Baseballschlägern, auch deshalb habe die Gemeinde die Seite sperren lassen. Gespräche hingegen seien der richtige Weg, das habe im Vorjahr der Brennpunkt "Nottbäumchen" erwiesen. "Wenn alle an einem Strick ziehen, hat man auch Erfolg", ist Schulz überzeugt. Die Polizei habe intensivere Präsenz gezeigt und in Haustür-Gesprächen mit Eltern auch an die Vernunft appelliert und Konsequenzen strafbarer Handlungen deutlich gemacht. Der Bürgermeister unterstrich: "Wir wollen den Jugendlichen gerecht werden, damit sie sich frei entfalten können, und dem Ruhe- und Sicherheitsbedürfnis von Anwohnern, die wir ernst nehmen, Rechnung tragen."

Streetworker Joachim Hambücher sieht keine Gruppen-spezifischen Jugend-Konflikte in Schwalmtal. Es sei selten, dass jemand so ausrastet wie jüngst in Waldniel. Dennoch komme es im Umfeld von Markt, Michaelspassage und Lange Straße zu Pöbeleien. Auch JU-Vorsitzender Stephen Münz hat von der Bürgerwehr gehört, die sich am Tag nach dem Weihnachtsmarkt aus Mitgliedern der Feuerwehr und Schützen gegründet habe. "Sie sagen, dass es so nicht weitergehen kann, wollen aber nicht mit Gewalt agieren", so Münz. "Wir würden uns auch gerne mal mit denen unterhalten."

(RP)
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