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Giora Feidman Weltpremiere von „Klezmer for Peace“

Solingen · Giora Feidman hat für seine Friedens-Botschaft bewusst das Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen ausgewählt.

 Hochkonzentriert und trotzdem mit viel Witz und Freude spielte Giora Feidman im Meistermann-Saal.

Hochkonzentriert und trotzdem mit viel Witz und Freude spielte Giora Feidman im Meistermann-Saal.

Foto: Uli Preuss

Was macht ein Künstler, wenn nach einer umjubelten Weltpremiere der Applaus nicht enden will? Giora Feidman ließ sein Publikum einfach singen. Dann trat der 83-jährige Weltstar mit der Klarinette ganz leise aus dem Meistermann-Saal im Zentrum für verfolgte Künste ab. Und der Applaus für „Klezmer for Peace“ ebbte trotzdem nicht ab.

Im ausverkauften Haus hatten die Besucher zuvor einen völlig neuen Blick in die Weltmusik erlebt: Orientalische Klänge, von drei türkischen Musikern präsentiert, verschmolzen mit der Welt des Klezmers zu einer Einheit zusammen, dieser wurde mal traditionell, mal ganz jazzig gespielt. Das hatte für Feidman hohen Symbolcharakter. Musik verbinde die Menschen auf der Welt in Frieden, erklärte der in Isreal lebende Künstler. So leise wie er abtrat, so leise war er auch aufgetreten. Mit einer getragenen Variation zu „Shalom Alacheim“ betrat er den Saal. Die Klarinette war kaum zu hören. Der Frieden kam ganz leise.

Das Zentrum und den Meistermann-Saal hatte sich Feidman ganz bewusst ausgesucht. Im Januar hatte er das für ihn wichtige, weil in der Welt einmalige Museum erstmals besucht. Dabei reifte seine Idee. Bei der Weltpremiere erklärte er: „Ich muss hier spielen. Vor den Bildern in diesem Raum. Denn sie erzählen die Geschichte der verfolgten Maler.“ Man könne diese spüren. Ihnen widmete er eine in den Konzentrationslagern entstandene Melodie: „Ich spiele das sonst nicht.“ Kein Wunder, das war ein ergreifender Moment des Konzerts, das eigentlich Freude bereiten wollte. Feidmans Klarinette gab die Botschaft: „Das darf nie mehr passieren.“

Doch so pathetisch, so getragen verläuft ein Konzert von Feidman nicht lange. Er setzt die Klarinette an. Das Publikum erkennt die Melodie und singt „Donna, donna, donna“. Das Ensemble greift ein, steigert alles zu einem fulminanten Rhythmus- und Melodien-Finale der höchsten Qualität. Das Publikum jubelt schon nach wenigen Stücken wie bei einem Rockkonzert.

Dann wird der Abend didaktisch – aber nicht wie in der Schule. Die drei türkischen Musiker öffnen den Horizont für orientalische Melodien und Rhythmen. Muhittin Kemal Temel spielte die Kanun, eine Art orientalische Zither. Der Sänger Murat Coskun bediente die Rahmentrommeln, denen er außergewöhnliche Töne entlockte. Gürkan Balkan bediente die Saiteninstrumente Oud und Gitarre. Sofort merkte man, warum Feidman die drei für das Projekt ausgesucht hatte. Es war einfach perfekt – oder wie Feidman es zu jedem Musiker mit viel Witz sagte: „Du hast Talent.“

„Talent“ haben auch Hila Ofek an der Harfe und Andre Tsirlin am Saxofon, wie der Meister bekannte. Die Harfenistin ist seine Enkeltochter, Tsirlin ihr Lebensgefährte. Zu dritt präsentierten sie klassischen Klezmer. Stück für Stück rückten die sich fremden Musikwelten zusammen – zur Weltmusik-Einheit.

Dabei war auch das Publikum gefragt. Nur mit der Klarinette spielte Feidman eine Melodie vor. Das Publikum griff sie begeistert auf. Wie ein Dirigent forderte der Musiker erst die Frauen dann die Männer auf, die Melodie zu wiederholen. Dann stand der ganze Chor, der da noch nicht wusste, dass er am Ende des Abends ein wichtiger Teil der Show wurde.

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