Verpackungsspezialist Brangs + Heinrich Keimzelle gegen die „digitale Verarmung“

Brangs + Heinrich konzentriert an seinem Stammsitz an der Felder Straße die Verwaltung.

 „Aufgrund der guten Wirtschaftslage können wir uns weiterentwickeln“, sagt Geschäftsführer Jan Peter Coblenz – hier im Rohbau der Lounge des neuen Großraumbüros.

„Aufgrund der guten Wirtschaftslage können wir uns weiterentwickeln“, sagt Geschäftsführer Jan Peter Coblenz – hier im Rohbau der Lounge des neuen Großraumbüros.

Foto: Melchior, Fred Lothar (flm)

Panta rhei – alles fließt. Aber wie rasch? Als die beiden Geschäftsführer Jan Peter Coblenz und Stefan Vogelskamp vor zwei Jahren die Belegschaft fragten, ob sich Brangs + Heinrich schnell genug verändere, war zwei Drittel der Mitarbeiter die Geschwindigkeit nicht hoch genug. „Dabei hatten wir schon viel verändert“, sagt Coblenz. „Das ist bei uns ein Stück Unternehmenskultur. Ein Karton ist zwar ein analoges Produkt, aber drumherum wird alles digitaler.“

„Heute wird die Ware direkt eingebucht, wenn unser Mitarbeiter sie annimmt“, erläutert der geschäftsführende Gesellschafter. „Auf jedem Gabelstapler gibt es einen Rechner und einen Scanner. Wir bewegen mit derselben Mannschaft sehr viel mehr Ware als früher. Das ist toll.“ Der Diplomkaufmann sieht aber auch Nachteile in der Digitalisierung: „Wenn ich einen Vorgang digitalisiere, dann versachliche ich ihn. Wir leben jedoch davon, dass wir uns Gedanken machen, wie der Kunde sein Produkt einpacken ein. Da brauchen Sie den Austausch der Experten.“

Die sollten nahe beieinandersitzen. Deshalb lassen Coblenz und Vogelskamp ein 1200 Quadratmeter großes ehemaliges Lager zum modernen, „loftähnlichen“ Großraumbüro im Industriestil umbauen. „Die Leute, die zu einem Projekt etwas beitragen, müssen zusammenkommen können. Die große Fläche wird die Keimzelle für die Entwicklung der besten Verpackungslösung. Abteilungen wie Ein- und Verkauf sind alleine vom Begriff her überholt.“ Die neuen Arbeitsplätze auf der ersten Etage eines älteren Gebäudes werden hochmodern. Vogelskamp: „Wir arbeiten mit dem Düsseldorfer Jörg Schmitz zusammen, demselben Innenarchitekten, der schon die Räume des codecentric-Neubaus in Ohligs gestaltet hat.“

„Es ist an der Zeit, die digitale Verarmung durch Kommunikation auszugleichen,“ kommentiert Jan Coblenz. Der 49-Jährige ist Vorsitzender des 2017 gegründeten Arbeitskreises Digitalisierung beim Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen in Berlin. „Wir sind durch Amazon und Alibaba gefordert. Wird es den Großhandel auch in Zukunft geben?“ Im Februar hat Brangs + Heinrich seinen neuen Shop im Internet eröffnet: „verpacken.online“. „Als die Domain ,online‘ herauskam, habe ich sie mir noch am selben Tag gesichert“, erzählt der Manager. In Diensten des Solinger Unternehmens stehen aber auch 30 Verpackungsberater im Außendienst.

Die Online-Angebote gibt es zunächst in deutscher Sprache. Coblenz: „Das entwickelt sich wirklich gut. Wir werden die Mitarbeiter in diesem Bereich im nächsten Jahr aufstocken und können uns vorstellen, dass wir auch Shops für Holland und Belgien etablieren.“

Ein weiteres neues Angebot ist auf Deutschland beschränkt. Coblenz: „Wir haben vor kurzem den Alleinvertrieb für Maschinen übernommen, die beim Kunden aus einem Wellpappbogen den maßgeschneiderten Karton lasert – in genau der Größe, die er für das jeweilige Produkt braucht. Schlanker und schneller geht es nicht. Wir versprechen uns eine große Nachfrage aus dem Mittelstand.“

Im Oktober will das Traditionsunternehmen das neue Büro in Betrieb nehmen. „Ich bin sehr vorsichtig geworden, was die Planung angeht“, erklärt Coblenz. Weil es im Baugewerbe brummt, ließ sich der ursprünglich vorgesehene Termin nicht halten. Das Warten lohnt sich aber: Die Angestellten können sich auf ein Ambiente freuen, dass durch Elemente wie die bis zu viereinhalb Meter hohe (Schallschutz-)Decke, den ehemaligen Lastenaufzug und die neu angebaute Lounge geprägt wird. Coblenz: „Work-Life-Balance ist heute ein großes Thema. Wir müssen etwas tun, um die Mitarbeiter zu halten.“

Viele der 120 Beschäftigten in Solingen sind schon seit Jahrzehnten dabei; 2018 wurde unter anderem eine 45-jährige Betriebszugehörigkeit gefeiert. „Es ist schwer, weitere gute Leute zu finden“, sagt der Geschäftsführer. Auch deshalb bildet Brangs + Heinrich aus. Unter den neun neuen Azubis, die gerade begonnen haben, sind neben Kaufleuten und Fachlageristen drei angehende Fachinformatiker.

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